Altes neu beleben

Elektronische Terminals und Steuerungen sind in modernen Landmaschinen unverzichtbar. Aber was passiert, wenn diese wichtigen Komponenten ausfallen? Michael Ilgenfritz gibt im eilbote-Interview Einblicke in die Herausforderungen und Lösungen bei der Reparatur von elektronischen Bauteilen.

Fokus Gebrauchte – Elektronik: Altes neu beleben

Defekte Terminals warten auf ihre Reparatur.

Welche elektronischen Teile repariert Ilgenfritz am häufigsten?

Am häufigsten reparieren wir Bildschirme und Zentralsteuereinheiten, aber auch Display-Einheiten und Monitore aus älteren Maschinen. Generell gilt: Je älter die Maschinen, desto anfälliger sind sie aufgrund des natürlichen Alterungsprozesses der Elektronik.

Was bedeutet es, wenn Elektronik „altert“?

Elektronikkomponenten altern aufgrund verschiedener Faktoren. Dichtungsteile an Zentralsteckern können mit der Zeit spröde und porös werden, was bei häufigem Gebrauch zu leichten Beschädigungen führt. Feuchtigkeit kann eindringen und Korrosionsschäden verursachen. Bauteile wie Kondensatoren und Halbleiterelemente auf Platinen verändern ihre Eigenschaften im Laufe der Zeit und verlieren durch Klimaeinflüsse und Temperaturschwankungen an Kapazität, was ihre Funktionsfähigkeit beeinträchtigen und andere Schaltungsteile beschädigen kann. Weitere häufige Schäden entstehen durch Kurzschlüsse, das Scheuern von Kabelsträngen oder durchbrennende Ventile. Displays zeigen ebenfalls Alterserscheinungen, wenn die Flüssigkristalle ihre Orientierung verlieren und die Anzeige verfälschen, was oft dazu führt, dass ältere Displays schwarz werden und nichts mehr zu erkennen ist.

Und diese defekten Teile können tatsächlich repariert werden?

Das ist unser tägliches Geschäft, insbesondere bei Displays und anderen Sonderbauteilen. Außerdem verfügen wir über ein umfangreiches Lager mit speziell angefertigten Bauteilen, die nicht mehr auf dem Markt erhältlich sind. Nur ein Beispiel dafür sind Folientastaturen, die sich mechanisch abnutzen und zu Fehlfunktionen führen können. Wir tauschen solche Folien recht häufig aus, um die volle Funktion der Geräte wiederherzustellen. Die erforderlichen Teile sind oft individuell gestaltet und müssen daher speziell angefertigt werden.

Das hört sich kostspielig an.

Ja, die Beschaffung solcher Ersatzteile ist oft nicht günstig, daher müssen wir sie in größeren Mengen einkaufen. Außerdem müssen wir abwägen, welche Teile sich lohnen, wie häufig sie im Markt sind und mit welcher Wahrscheinlichkeit sie in Zukunft kaputt gehen und benötigt werden, um die Kosten zu rechtfertigen. Letztendlich orientieren wir uns dabei am Neupreis des Teils und stellen sicher, dass die Reparatur für den Kunden und für uns wirtschaftlich sinnvoll ist.

Wie verhält sich der Preis einer Reparatur im Vergleich zum Austausch durch ein Neuteil?

Die Reparaturkosten bewegen sich oft zwischen einem Zehntel und der Hälfte des Neupreises, abhängig vom Wert des Teils und dem Umfang der Reparatur. Zum Beispiel kann ein komplett defektes Display, das neu vielleicht 3.500 Euro kostet, von uns für etwa 1.000 Euro repariert werden. Bei einer relativ einfachen Reparatur liegen die Kosten sogar nur bei 500 bis 600 Euro.

Hat sich Ilgenfritz Mechatronics auf bestimmte Maschinen und Fabrikate spezialisiert?

Nein, unsere Reparaturaufträge spiegeln im Grunde die Verteilung der Maschinen im Markt wider. Wenn es viele Maschinen eines bestimmten Herstellers gibt, erhalten wir entsprechend mehr Reparaturaufträge für diese Modelle. Die Verteilung entspricht im Wesentlichen der Schlepper-Bundesliga.

Ist die Zulassungstabelle von vor zehn Jahren für Sie relevanter als die aktuelle?

Wir arbeiten sowohl mit aktuellen als auch mit älteren Maschinen. Alles, was außerhalb der Garantie oder Gewährleistung des Herstellers liegt, kommt zu uns – bis hin zu Oldtimern. Wir überarbeiten zum Beispiel auch mechanische Instrumente und die ersten verbauten Elektronikkomponenten von sehr alten Baureihen wie Fendt Farmer oder der 50er Serie von John Deere, um die Maschinen wieder zum Laufen zu bringen.

Wer gehört typischerweise zur Kundschaft?

Der größte Teil unserer Kunden sind Händler. Sie beauftragen uns am häufigsten mit Reparaturen. Darüber hinaus zählen auch Hersteller zu unseren Kunden. Sie verweisen entweder auf uns, beziehen generalüberholte Bauteile oder lassen Reparaturen direkt bei uns durchführen.

Mit welchen Anliegen wenden sich die Hersteller an Sie?

Ein typisches Beispiel ist ein defektes Terminal. Der Hersteller kauft es aus dem Markt zurück, es wird bei uns repariert, aufbereitet, überprüft und voll funktionsfähig zurück an den Hersteller geschickt. Dieser lagert es ein und bringt es wieder in den Verkehr – Stichwort: Remanufacturing. Die generalüberholten Bauteile werden entweder parallel zu Neuteilen angeboten oder wenn Neuteile nicht mehr verfügbar sind. Ein Problem stellt die Vielzahl an Baugruppen und Elektronikteilen dar, die über lange Zeit bevorratet werden müssen. Schließlich konnte vor 20 Jahren niemand genau abschätzen, wie viele Ersatzteile 2030 benötigt werden. Oftmals können alte Baugruppen nicht 1:1 nachgefertigt werden, weil bestimmte Bauteile nicht mehr verfügbar sind. Beispielsweise ist ein Prozessor, der vor 20 Jahren verbaut wurde, heute oft nicht mehr erhältlich. Fehlen aber diese Bauteile, weil die Lagerbestände aufgebraucht sind, ist die Fertigung und Ersatzteilversorgung nicht mehr möglich.

Meist haben diese Baugruppen nur geringfügige Defekte…

Genau, oft sind es nur kleine Defekte, wie ein nicht funktionierender Ausgang oder ein Display, das nicht mehr richtig anzeigt. Indem wir diese Bauteile oder Baugruppen aufbereiten, können wir die Ersatzteilverfügbarkeit wesentlich länger gewährleisten.

Gibt es denn auch Vorbehalte gegenüber aufbereiteten Teilen?

Wir geben ein Jahr Gewährleistung auf die reparierte Funktion. Das gleiche gilt für unsere generalüberholten Bauteile. Diese haben wir ebenfalls im Portfolio und bieten ein Jahr Gewährleistung darauf.

Wie lange dauert es üblicherweise, bis ein Teil repariert ist?

In der Regel dauert es zwischen drei Tagen und drei Wochen, abhängig von der Art der Baugruppe und dem Ausmaß des Problems. Wir haben verschiedene Bearbeitungsgruppen, die auf unterschiedliche Fehlerarten spezialisiert sind: Standardfehler werden innerhalb von drei bis fünf Werktagen behoben. Komplexere Baugruppen oder solche, die für uns neu sind, können bis zu drei Wochen in Anspruch nehmen. Manchmal verlängert sich die Reparaturzeit auch, weil wir spezielle Bauteile aus Fernost beschaffen müssen. Gegen einen Aufpreis bieten wir zusätzlich einen Express-Service an: Zum Beispiel kann ein dringend benötigter Bildschirm, der frühmorgens mit einem Defekt bei uns ankommt, noch am selben Tag repariert und per Express-Paketdienst zurückgeschickt werden, sodass der Kunde ihn bereits am nächsten Tag wieder nutzen kann.

Kaufen Sie auch Teile an, um sie wieder aufzuarbeiten?

Ja, und wir sind immer froh darüber, wenn Händler uns ganze Bestände anbieten, die sie nicht mehr verwenden können. Diese nutzen wir entweder zur Herstellung generalüberholter Produkte oder als Ersatzteilspender, beispielsweise für Gehäuse oder ähnliche Komponenten. Das ist vor allem bei Monitoren der Fall, bei denen wir häufig Kunststoffgehäuse benötigen. Diese können leicht splittern, insbesondere an den Ecken, wenn das Gerät herunterfällt. Ohne ein intaktes Gehäuse ist aber eine Reparatur oft nicht möglich, da es unwirtschaftlich wäre, neue Gehäuse nachzufertigen. Durch den Ankauf von defekten Geräten können wir auf Gehäuse zurückgreifen, die noch in Ordnung sind, selbst wenn das Innenleben beschädigt ist.

So können wir dem Kunden ein Gehäuse anbieten, das mechanisch einwandfrei ist, auch wenn es nicht mehr neu ist.

Was sind die größten Schwierigkeiten, denen Sie bei der Reparatur von Elektronikteilen begegnen?

Zu den größten Herausforderungen zählen versiegelte Gehäuse und vergossene Baugruppen. Diese erschweren den Zugang zu den elektronischen Komponenten und machen Reparaturen komplizierter, teilweise sogar unmöglich.

Eine weitere Schwierigkeit ist die Beschaffung von – insbesondere älteren – Bauteilen, die nicht mehr über herkömmliche Wege erhältlich sind. In einigen Fällen müssen wir sogar Ersatzteile selbst entwickeln und produzieren. Zum Beispiel haben wir für eine Bosch EHR-Steuerung spezielle Potentiometer nachgebaut, die nicht mehr verfügbar sind. Hierfür haben wir eine Platine mit mechanischen und elektronischen Adaptern entwickelt, die identische Funktionen wie das Originalteil gewährleistet. Diese Herausforderungen führen dazu, dass Reparaturen oft nicht so schnell durchgeführt werden können. Wir müssen dann abwägen, ob sich der Aufwand für die Reparatur lohnt, basierend auf der Wirtschaftlichkeit und der Anzahl der benötigten Teile.

Ist die Nachhaltigkeit auch ein wichtiges Argument?

Ja. Gerade bei Reparaturen spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle. Man muss nicht immer alles wegwerfen und Elektronikmüll produzieren, sondern kann die Dinge reparieren. Das ist in jeder Hinsicht nachhaltig – für den Geldbeutel und für die Umwelt.

Fokus Gebrauchte – Elektronik: Altes neu beleben

Michael Ilgenfritz ist geschäftsführender Inhaber des Unternehmens Ilgenfritz Mechatronics, das er im Jahr 2000 als Ein-Mann-Betrieb gründete. Zunächst lag sein Fokus als gelernter Elektroniker und Nebenerwerbslandwirt auf der Reparatur von Elektronikteilen für lokale Landtechnikhändler.

Seit der Gründung hat der 43-Jährige das Unternehmen kontinuierlich ausgebaut und beschäftigt heute über 40 Mitarbeiter im unterfränkischen Fuchsstadt, nur wenige Kilometer von Würzburg entfernt. Das Hauptgeschäftsfeld ist die Reparatur von originalen Steuergeräten und Elektronikkomponenten für verschiedenste landwirtschaftliche Maschinen und Geräte. Weitere Standbeine sind die Entwicklung von Elektronikteilen und Telematik-Lösungen. Neben dem Fokus auf Landtechnik erweitert das Unternehmen sein Serviceangebot zunehmend auf Baumaschinen und Flurförderzeuge. Durch eine strategische Zusammenarbeit mit der Fricke-Gruppe können die elektronischen Reparaturdienstleistungen über ein breiteres Netzwerk vertrieben werden.

Kontakt:
Ilgenfritz Mechatronics GmbH
D-97234 Fuchsstadt
Tel.: +49 9333 9041300

www.ilgenfritz.biz
info@ilgenfritz.biz


Weitere Artikel zum Thema

weitere aktuelle Meldungen lesen