Schwedische Waldmesse mit dem besonderen Flair

Großmaschinen fehlten, Ausstellerzahl gesunken – Auch ohne große Innovationen Trends aufgezeigt – Mittlere und kleinere Hersteller präsentierten Technik für die Arbeit im Forst

Elmia Wood: Schwedische Waldmesse mit dem besonderen Flair

Großtechnik war in diesem Jahr auf der Elmia wenig zu sehen, eine Ausnahme war dieser Raupenharvester von Neuson Forest aus Linz in Österreich.

Elmia Wood: Schwedische Waldmesse mit dem besonderen Flair

Viele Hersteller von kleinen Harvester- und Rückezuglösungen, wie hier Kranman aus dem schwedischen Bullaren, stellten aus.

Elmia Wood in Jönköping (Schweden) – dieses Zauberwort hat an Glanz verloren, zumindest auf den ersten Blick: keine Großmaschinen, keine wirklichen bahnbrechenden Innovationen, „nur“ 26.000 statt sonst über 50.000 Besucher, 270 Aussteller statt über 500 – das kann man schon als einen deutlichen Einbruch deuten für die einst weltgrößte Messe der Forstwirtschaft. Hintergrund: Nach einem jahrelangen bereits schwelenden Streit hatten die namhaften Großmaschinenhersteller aus dem Forstbereich der Elmia eine Absage erteilt und wollen stattdessen im Juni 2023 eine eigene Swedish Forestry Expo auf der Trabrennbahn in Stockholm ausrichten.

Und doch ist die Elmia Wood, diese 1977 als kleiner Ableger einer Landwirtschaftsausstellung gegründete Messe, nach wie vor etwas ganz Besonderes. Zum einen, weil sie mitten im Wald stattfindet. Daran können sich in Deutschland nur die KWF-Tagung sowie die DLG-Waldtage messen. Zum anderen, weil sie in Schweden stattfindet, eines der Mutterländer der modernen Forsttechnik, und das für Waldinteressierte immer eine Reise wert ist. Und zu guter Letzt, weil eine Messe in einem schwedischen Wald für die Besucher auch ein ganz eigenes Flair mitbringt: Kaffee und Würstchen am Lagerfeuer eines Messestandes, fremde Sprachen und ausgefallene Technik, liebevoll gestaltete Stände der großen Forstunternehmen und Waldbesitzerverbände. Auch ohne echte Messeneuheiten brachte die Elmia Trends zum Vorschein. Etwa der immer multifunktionalere Einsatz von Quads in schwedischen Wäldern. Und die Entdeckung von Themen, die für uns in Deutschland selbstverständlich sind: In einem groß angekündigten „Innovation Loop“ wurden Dinge als „Innovation“ dargestellt, die in der deutschen Forstwirtschaft längst Routine sind, nämlich beispielsweise Durchforstung statt Kahlschlag, angepasste Herkünfte bei Forstpflanzen und Schutzstreifen an Gewässern.

Doch abgesehen davon konnte jeder Besucher etwas mitnehmen: Welche Themen treiben die Schweden derzeit um? Welchen Einfluss haben Klimawandel und Nachhaltigkeit auf die aktuellen Entwicklungen der Forstbranche in Schweden? Und wie schlagen sich die Skandinavier im internationalen Wettbewerb? – Wer wollte und sich auf Gespräche einließ, bekam auf der Elmia Wood Antworten auf diese Fragen.

Das schätzten auch die internationalen Besucher. Nicht jeder war vor der Anreise nach Schweden darüber informiert, was ihn erwartete beziehungsweise nicht, also wer alles fehlte auf der Messe und diese Elmia somit eigentlich zu ihrer kleinen Schwester, der Skogs Elmia machte. Wir waren dabei.

Auch wenn John Deere, Ecolog, Ponsse, Komatsu & Co. fehlten: Es gab Harvester und Rückezüge auf der Elmia zu sehen. Und vielleicht gerade weil die Branchengrößen fehlten, wurde den „Kleinen“ mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Etwa dem schwedischen Hersteller Malwa, der seinen neuen Achtradharvester präsentierte, der für Erst- und Zweitdurchforstungen, also für dünneres Holz konzipiert ist. Die 177 PS starke Maschine ist bewusst klein gehalten, mit unter zehn Tonnen auch eher leicht, mit drei Metern Transporthöhe auch sehr niedrig. Die Kranweite liegt bei 7,50 Metern. 

Elmia Wood: Schwedische Waldmesse mit dem besonderen Flair

Dazu gehört auch Vimek aus dem schwedischen Vindeln, die einen speziellen Waldbrand-Aufbau für den Rückezug vorstellten.

Elmia Wood: Schwedische Waldmesse mit dem besonderen Flair

Jetzt auch elektrisch: Seit vielen Jahren sind Holzrücke-Seilwinden auf der Elmia zu finden, mit der zunehmenden Elektrifizierung jetzt auch erstmals im Akkubetrieb.

Elektrisch in den Forst

Heimlicher Star am Stand von Malwa war jedoch eine andere Maschine: Ein Prototyp einer 100 Prozent elektrisch betriebenen Kombimaschine, die wahlweise als Harvester und Forwarder genutzt werden kann. Statt eines Dieselmotors wird ein 250 Kilogramm schwerer Akku mitgeführt, der für etwa zwei Stunden Arbeit ausreichen soll und per maschinen- eigenem Kran gewechselt werden kann. Diese erste vollelektrische Maschine ist bislang nur ein Prototyp, der jedoch voll einsatzfähig ist, wie er auf der Elmia unter Beweis stellte. Die Maschine ist ein Projekt, an dem neben Malwa noch weitere Partner beteiligt sind und die Möglichkeiten der Elektrifizierung der Forsttechnik ausloten sollen.

Elmia Wood: Schwedische Waldmesse mit dem besonderen Flair

Eine der wenigen größeren Maschinen, die auf der Elmia im Einsatz zu sehen war: der neue Harvester von Malwa im Durchforstungseinsatz.

Elmia Wood: Schwedische Waldmesse mit dem besonderen Flair

Pfiffige Ideen aus Deutschland: BaSt-Ing aus dem bayerischen Lenggries entwickelt forstliche Lösungen für Akkuschrauber und zeigte, wie vielfältig dieser eingesetzt werden kann, etwa zum Kette schärfen, Pflanzloch bohren oder Bäume umkeilen.

Durchforstungsmaschinen

Zu den Herstellern eher kleinerer Durchforstungsmaschinen gehört auch der schwedische Hersteller Vimek, der auf der Elmia ebenfalls eine Achtradmaschine vorstellte, und zwar seinen Forwarder 870.1 – der kann sieben Tonnen laden, die Motorleistung ist mit 75 PS im Vergleich zu anderen Forstmaschinen eher gering, aber der Maschinengröße durchaus angepasst. Besonderer Hingucker am Stand war die aufgesattelte „Fire Box“: Ausgestattet mit einem 800 Liter fassenden Tank, 25 Meter Schlauch, einiges an Pumpenzubehör sowie Feuerlöschern und Handgeräten wird der Vimek so vielleicht nicht zum Fronteinsatzgerät bei Waldbränden, jedoch bei deren Nachsorge eingesetzt, wie beim Löschen von Glutnestern.

Das Thema Waldbrand hat man auch beim finnischen Hersteller Kesla auf dem Schirm, der auf einem Gemeinschaftsstand auf der Elmia ausgestellt hat. Der Hänger beherbergt ein 10.000 Liter fassendes Waldbrand-Wasserfass. Per Löschkanone lässt sich das Wasser bis zu 30 Meter weit in die Bestände schießen. Der Rückewagenhersteller Kesla zeigte auch eine variable Umbaulösung, bei dem statt eines Rungenaufbaus ein 23 Kubikmeter fassender Schüttgutcontainer für Hackschnitzel, Sand oder Erde verbaut ist, und den Hänger so flexibel einsetzbar macht für land- und forstwirtschaftliche Lohnbetriebe. Ein Umbau soll innerhalb von einer Viertelstunde möglich sein. 


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