Verband erwartet weniger Getreide und Raps

Deutsche Getreideernte 2020 wird bei nur 44,6 Millionen Tonnen gesehen – Landwirte säen dafür mehr Mais und Hafer sowie Sommergerste – Fünfjahresdurchschnitt wird bei Winterweizen um acht Prozent verfehlt

DRV Ernteschätzung: Verband erwartet weniger Getreide und Raps

Der deutsche Winterweizenanbau sank um sieben Prozent.

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) hat seine Prognose für die diesjährige Getreide- und Rapsernte nach unten korrigiert. Wie der Verband in Berlin mitteilte, ist 2020 mit einem bundesdeutschen Getreideaufkommen von 44,6 Mio. t zu rechnen. Im April waren die Fachleute noch von 45 Mio. t ausgegangen. Trotzdem würde damit das Vorjahresergebnis um 0,6 Prozent übertroffen. Von der Gesamtmenge soll mit fast 22,4 Mio. t rund die Hälfte auf Weizen entfallen, gefolgt von Gerste mit 11,3 Mio. t. Laut dem DRV-Getreidemarktexperten Guido Seedler wird das Winterweizenaufkommen in diesem Jahr mit voraussichtlich 22 Mio. t um 3,3 Prozent unter dem schon schwachen Vorjahresergebnis liegen.

Der Fünfjahresdurchschnitt würde demnach sogar um 8 Prozent verfehlt. Grund für den erwarteten Rückgang sei in erster Linie die im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent kleinere Anbaufläche. Ob die prognostizierte Menge auch tatsächlich gedroschen werde, hänge vom Witterungsverlauf in den kommenden Wochen ab. „Die Regenfälle der vergangenen zwei Wochen haben insgesamt für Entspannung gesorgt. Sie reichen aber in vielen Regionen nicht aus, um bestehende Wasserdefizite auszugleichen“, erklärte Seedler.

Deutlich mehr Sommerungen angebaut

Dem Raiffeisenverband zufolge vergrößerte sich wegen der geringeren Anbaufläche insbesondere von Winterweizen das Aussaatareal von Sommergetreide. Die vom Statischen Bundesamt (Destatis) vorgelegten Zahlen bestätigten die vorangegangene DRV-Prognose: Die Anbaufläche für Sommergerste veranschlagten die Statistiker nun auf 367.000 ha; das wäre im Vorjahresvergleich ein Plus von 3,0 Prozent. Außerdem werde auf 162.000 ha Hafer angebaut und Körnermais auf 461.000 ha, was Ausweitungen von 28 Prozent beziehungsweise fast 11 Prozent entsprechen würde. Im Hinblick auf das bundesweite Rapsaufkommen 2020 erwartet der Raiffeisenverband aktuell nur noch 3,25 Mio. t. Im April hatte man noch 3,35 Mio. t Rapssaat für möglich gehalten. Die jetzt erwartete Menge wäre zwar noch deutlich mehr als die 2,82 Mio. t Raps, die 2019 von deutschen Feldern geholt wurden. Das Fünfjahresmittel würde aber um rund 800.000 t verfehlt.

Exportboom von EU-Weizen dürfte bald enden

Wie der DRV mit Blick auf andere wichtige EU-Weizenerzeuger ausführte, konnten auch in Frankreich und dem Vereinigten Königreich aufgrund starker Niederschläge im vergangenen Herbst umfangreiche Flächen nicht mit der Getreideart bestellt werden. Allein in Frankreich sei das Areal um fast 10 Prozent eingeschränkt worden. Trotzdem bräuchten sich die Verbraucher keine Sorgen um eine ausreichende Versorgung des Marktes mit Brotgetreide zu machen, stellte der Raiffeisenverband klar.

In allen anderen Anbaugebieten der Erde würden nämlich weiterhin gute bis sehr gute Ernten erwartet. Entscheidend für eine optimale globale Versorgung des Marktes werde eine funktionierende Logistik sein. „Die Getreidebranche hofft, dass die Warenströme, insbesondere durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, nicht ins Stocken geraten oder sogar unterbrochen werden“, betonte Seedler. Dem DRV zufolge sorgte unter anderem der schwache Euro dafür, dass deutscher beziehungsweise europäischer Weizen jüngst am Weltmarkt sehr wettbewerbsfähig war. Seit Juli 2019 seien schon rund 32 Mio. t in Drittländer verschifft worden. Damit sei die Union zum weltweit zweitwichtigsten Weizenexporteur nach Russland aufgestiegen. Mit der nun prognostizierten Erntemenge dürfte mit dem Boom aber Schluss sein, so der Raiffeisenverband.

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