Messe am Krankenbett des Patienten

Vom Spaltkeil bis zum Rettungsschirm für Forstwirte – 12.000 Besucher in Lichtenau

DLG Waldtage: Messe am Krankenbett des Patienten

Der Hannibal T50 von Impex – ein Großharvester, entnimmt Starkbäume stehend aus dem Bestand und legt sie an anderer Stelle kontrolliert ab.

DLG Waldtage: Messe am Krankenbett des Patienten

Das ferngesteuerte Trägerfahrzeug „Moritz“ von Pfanzelt transportiert über einen Auslegerarm einen ausklappbaren, fünf Meter Durchmesser messenden Schirm, der mit zwei Netzen überzogen ist. Dieser wird in bis zu drei Metern Höhe um den zu fällenden Baumstamm geführt und schützt den Forstarbeiter.

Der schlechte Gesundheitszustand war dem Wald eindeutig anzusehen: Sturmflächen, abgestorbene Fichten, kränkelndes Laubholz zeichneten das Messegelände der DLG Waldtage in Lichtenau (Westfalen). 12.000 Besucher kamen auf die Intensivstation, um nach Heilungswegen für den Patient Wald zu suchen.

Das Beste aus der Situation machen: Das sagte sich vermutlich auch die DLG als Veranstalter mit ihren über 200 Ausstellern der nunmehr dritten Waldtage, als sich in den vergangenen Monaten der Zustand des für die Messe ausgewählten Waldgeländes bei Lichtenau zusehends verschlechterte. Es musste umdisponiert und verändert werden, es ergaben sich aber auch ganz neue Möglichkeiten. So konnten Großmaschinen wie Harvester und Rückezüge im praktischen Einsatz viel besser präsentiert werden, weil vom Borkenkäfer befallene Waldparzellen nicht wie ursprünglich geplant durchforstet, sondern gänzlich heruntergenommen werden mussten. Die Maschinen konnten so richtig viel Holz an den Boden bringen und liefen auf Hochtouren, sehr zur Freude der Besucher.

Das Entfernen von stärkeren Schadbäumen im privaten wie im öffentlichen Wald stellt auch aus Sicht des Arbeitsschutzes und der Unfallverhütung eine Herausforderung dar. Beeindruckend war in diesem Zusammenhang die Vorstellung des Hannibal T50 von Impex - ein Großharvester, der Starkbäume stehend aus dem Bestand entnehmen und an anderer, gewünschter Stelle kontrolliert ablegen kann. An der äußersten Spitze des 15 Meter langen Krans kann er noch 4,5 Tonnen heben, das Aggregat kann bis 1,20 Meter dicke Stämme durchtrennen und die 340 PS starke Maschine am in acht Meter Höhe angebrachten Baumhalter den Baum anheben und halten. Bis zu 90 Zentimeter Stärke fassen die Walzen und die sieben Entrindungsmesser.

Kurz vor der Messe war die ausgestellte Maschine im Praxis- einsatz in Buchenbeständen in Thüringen; absterbende Bäume sind bei dieser Baumart wegen unvermittelt zu Boden stürzender Totäste ein besondere Problem für die Forstwirte. Der Impex Hannibal T50 kann sein Raupenfahrwerk für einen besseren Stand im Gelände ein- oder beidseitig um jeweils 80 Zentimeter ausfahren auf bis zu 4,60 Meter (statt 3 Meter Transportbreite). Derzeit laufen fünf dieser Maschinengiganten, gebaut in der Nähe des bayerischen Straubing. Das Unternehmen nennt als weiteren Vorteil, dass die Maschine auch dickes Nadelholz entnehmen und beispielsweise über der Rückegasse ablegen kann, ohne dass Naturverjüngungen oder Buchenpflanzungen beschädigt werden.

Sicher unter dem Schirm

Das Fällen von starken, absterbendem (Laub-)Bäumen war auch Thema am Stand von Pfanzelt. Dort wurde eine Art „Rettungsschirm für Forstwirte“ erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, auch wenn der Demo-Baum – eine junge, dünne Fichte – das Systems nicht selbsterklärend machte; die eigentlich ausgewählten Bäume mussten aus Sicherheitsgründen zuvor entfernt werden.

Das mit Seilwinde ausgestattete, geländegängige und ferngesteuerte Trägerfahrzeug „Moritz“ transportiert dabei über einen Auslegerarm einen ausklappbaren, fünf Meter Durchmesser messenden Schirm, der mit zwei Netzen überzogen ist. Dieser wird in bis zu drei Metern Höhe um den zu fällenden Baumstamm geführt. Der Forstwirt kann so gut beschirmt den Fällkerb und den Fällschnitt setzen. Eventuell durch Vibrationen des Stammes abfallendes Totholz wird – natürlich nur bis zu einer gewissen Stärke – vom Schirm abgefangen. Statt den Baum umzukeilen kann auch eine hydraulische, fernbediente Drückeinrichtung eingesetzt werden. Der Forstwirt kann sich dabei mitsamt des Trägerfahrzeugs aus dem Gefahrenbereich begeben, da die Vorrichtung mit mehreren Meter langen Hydraulikschläuchen versorgt wird.

Ebenfalls am Stand von Pfanzelt wurde gezeigt, wie die multifunktionale Forstraupe Moritz für die Vorbereitung von Pflanzflächen eingesetzt werden kann. Dazu wird der 35 PS leistende Moritz mit einer Forstfräse ausgestattet. Sowohl die angebaute Seilwinde als auch das Fahrzeug mit Fräse können ferngesteuert werden, sodass der Fahrzeugführer sich außerhalb des Gefahrenbereiches aufhalten kann.


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