Miese Schweinepreise verursachen Gewinneinbruch

Krise am Schweinemarkt führt zu einem Rückgang der Unternehmensergebnisse im Wirtschaftsjahr 2020/21 um 15 Prozent – Gewinne der Veredlungsbetriebe sinken um zwei Drittel – Aussichten völlig unsicher

Nach massiven Gewinneinbußen der Haupterwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2020/21 sind die Aussichten für das laufende Wirtschaftsjahr dem Deutschen Bauernverband (DBV) zufolge völlig unklar. Angesichts der Entwicklung auf den Agrarmärkten und den Preissteigerungen bei Betriebsmitteln lasse sich derzeit nicht vorhersagen, ob es zu einer Erholung der Unternehmensergebnisse kommen wird, heißt es im DBV-Situationsbericht, den Verbandspräsident Joachim Rukwied jüngst vorgestellt hat. Stark gestiegenen Preisen etwa bei Raps und Getreide sowie sich weiter festigenden Preisen bei Milch und Rindern stünden aktuell starke Verteuerungen beim Zukauf von Futter- und Düngemitteln sowie Energie gegenüber, sagte Rukwied. Der DBV-Präsident geht davon aus, dass der derzeitige massive wirtschaftliche Druck auf die Schweinehalter zunächst anhalten wird. Mit Blick auf die Einkommen der Schweinebauern sprach Rukwied von einem dramatischen Absturz. Die anhaltend ruinösen Erzeugerpreise für Schlachtschweine und Ferkel seien mittlerweile existenzbedrohend. Bei Milch- und Rinderzeugern sowie Ackerbauern könne möglicherweise die spürbar verbesserte Ertragssituation den höheren Aufwand durch die Verteuerung von Futter- und Düngemitteln sowie Energie übertreffen. Vieles hänge von der Marktentwicklung im ersten Halbjahr 2022 ab. Die wirtschaftliche Entwicklung im Wirtschaftsjahr 2020/21 bezeichnete der Bauernpräsident als ernüchternd.

Coronabedingte Umsatzeinbrüche

Im Durchschnitt der Haupterwerbsbetriebe blieben die Unternehmensergebnisse im Wirtschaftsjahr 2020/21 mit rund 52.100 Euro um 15 % hinter dem Vorjahreswert zurück. Ausschlaggebend dafür waren enorme Verluste der Veredlungsbetriebe. Sie verloren infolge coronabedingter Umsatzeinbrüche in der Schweinehaltung im Wirtschaftsjahr 2020/21 gut zwei Drittel ihres Unternehmensgewinns und kamen im Schnitt auf rund 36.800 Euro. Gewinnzuwächse gab es hingegen in der Rinderhaltung. Die Milchviehbetriebe erzielten im Durchschnitt 56.400 Euro; das war ein Plus von 4,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Im Ackerbau blieben die Unternehmensergebnisse im Wirtschaftsjahr 2020/21 mit durchschnittlich rund 58.000 Euro in etwa stabil. Deutlich besser schnitten die Weinbaubetriebe mit rund 86.800 Euro ab; dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Zuwachs von annähernd 11 %. Ähnlich positiv verlief die Entwicklung bei den Ökobetrieben; deren Unternehmensergebnis stieg um gut 9 % auf 76.000 Euro.

Regionale Unterschiede

Die Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung zwischen den Betriebsformen schlagen sich in den regionalen Ergebnissen nieder. So verzeichnen die Länder mit einem hohen Anteil an Veredlungsbetrieben die größten Einkommensrückgänge. In Niedersachsen gingen die Gewinne der Haupterwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2020/21 um ein Drittel auf rund 54.700 Euro zurück, in Nordrhein-Westfalen sogar um mehr als 42 % auf knapp 37.700 Euro. An der Spitze rangieren die Haupterwerbsbetriebe im „Weinland“ Rheinland-Pfalz mit fast 80.000 Euro, gefolgt von den Betrieben in den neuen Ländern mit rund 72.600 Euro. Mit deutlichem Abstand folgen Schleswig-Holstein mit rund 55.400 Euro sowie Baden-Württemberg und Hessen, wo die Haupterwerbsbetriebe rund 52.000 Euro beziehungsweise 50.500 Euro erzielten; in Bayern waren es rund 47.500 Euro. Bezogen auf das Unternehmensergebnis je nicht entlohnter Familienarbeitskraft erzielten die Haupterwerbsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2020/21 im Durchschnitt rund 36.850 Euro. Damit lag das „Bruttomonatseinkommen“ der Landwirte bei etwa 3.070 Euro. An der Spitze standen die Ökobetriebe mit knapp 52.400 Euro, gefolgt von den Weinbaubetrieben mit gut 46.200 Euro und den Ackerbaubetrieben mit rund 45.500 Euro. Die Milchviehbetriebe kamen auf 37.300 Euro je nicht entlohnter Familienarbeitskraft, die Veredlungsbetriebe auf rund 27.500 Euro.

Zurückhaltung bei Gebäudeinvestitionen

Die Bruttoinvestitionen der Haupterwerbsbetriebe lagen im Wirtschaftsjahr 2020/21 mit 60.200 Euro trotz der verschlechterten wirtschaftlichen Lage leicht über dem Vorjahresniveau. Während die Maschineninvestitionen um 4 % zunahmen, sind die Gebäudeinvestitionen weiter rückläufig, 2020/21 um 2 %. Der DBV führt dies auf Unsicherheiten über die rechtlichen Rahmenbedingungen beim Stallbau zurück. Die Eigenkapitalbildung fiel mit 7.200 Euro bei den Haupterwerbsbetrieben 2020/21 um 4.000 Euro geringer aus als im Vorjahr. Laut Situationsbericht investierten rund 41 % der Haupterwerbsbetriebe in den zurückliegenden drei Wirtschaftsjahren netto jeweils mehr als 5.000 Euro; im Durchschnitt waren es 50.200 Euro. Das Unternehmensergebnis dieser Betriebe war mit jährlich 70.500 Euro ebenso überdurchschnittlich wie die Eigenkapitalbildung mit 24.600 Euro und die Fremdkapitalzunahme mit 28.000 Euro. Demgegenüber hatten ebenfalls rund 41 % der Betriebe in diesem Zeitraum negative Nettoinvestitionen von jeweils mehr als 5.000 Euro. Kennzeichnend für diese Betriebe sind dem Situationsbericht zufolge neben niedrigen Unternehmensergebnissen der Abbau von Eigen- und Fremdkapital. Etwa 25 % der Betriebe mit hoher Investitionstätigkeit nahmen im Durchschnitt der letzten drei Wirtschaftsjahre jährlich mehr als 10.000 Euro Fremdkapital auf. Im Durchschnitt waren es knapp 59.000 Euro.

Starker Strukturwandel

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit mehr als 5 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF) lag laut DBV-Situationsbericht im Jahr 2020 bei 262.800. Nach Schätzungen des Bauernverbandes betrug die jährliche Abnahmerate in den vergangenen zehn Jahren rund 2,4 %; in dem Jahrzehnt davor lag der Rückgang bei rund 3 % im Jahr. Die Wachstumsschwelle, oberhalb der die Zahl der Betriebe zunimmt, liegt bundesweit bei etwa 100 ha LF. Einen anhaltend starken Strukturwandel gebe es in der Nutztierhaltung, heißt es im Situationsbericht unter Berufung auf die halbjährliche Zählung der Viehbestände des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Demnach ist die Zahl der Milchviehbetriebe in diesem Jahr gegenüber 2020 um 4,3 % gesunken; in den vergangenen zehn Jahren gab es einen Rückgang um insgesamt 36 % auf nunmehr 55.800 Betriebe. Die Anzahl der schweinehaltenden Betriebe hat sich 2021 um 2,9 % auf 19.800 verringert. Weiter rückläufig ist insbesondere die Sauenhaltung. Die Zahl der Sauenhalter liegt derzeit bei rund 6.400; das sind fast 9 % weniger als im Vorjahr.


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