Landwirte säen mehr Raps und weniger Getreide

Destatis veranschlagt Winterrapsfläche zur Ernte 2020 auf mehr als 950.000 Hektar – Kleffmann-Schätzungen deutlich übertroffen – Größte Anbauausweitung in Sachsen-Anhalt und Thüringen – Wintergetreideareal dürfte dagegen um fast 4 Prozent eingeschränkt worden sein

Deutschland: Landwirte säen mehr Raps und weniger Getreide

Allein in Sachsen-Anhalt wächst das Winterrapsareal um fast ein Drittel auf 95.000 ha.

Die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland haben im Herbst dieses Jahres deutlich mehr Winterraps als erwartet ausgesät, während sie das Wintergetreideareal einschränkten. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) Ende Dezember in Wiesbaden mitteilte, umfasst die Fläche mit Winterraps für die Ernte 2020 schätzungsweise 952.700 ha; das wären 100.800 ha oder 11,8 % mehr als im Vorjahr. Damit liegt das Bundesamt deutlich über den privaten Schätzungen. So hatte die Kleffmann Group als Ergebnis einer im Auftrag der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) vorgenommenen Erhebung die betreffende Fläche in der ersten Novemberhälfte auf nur 880.500 ha beziffert. Davon seien allerdings 6.800 ha umgebrochen worden, so dass sich laut dem Marktforschungsunternehmen unter dem Strich ein Anbauareal von lediglich 873.700 ha ergeben hatte. Destatis zufolge wurde der Anbau der schwarzen Ölfrucht in fast allen Bundesländern ausgeweitet, nachdem sie zur Ernte 2019 als Folge der langanhaltenden Trockenheit zur Aussaat im Herbst 2018 auf den niedrigsten Umfang seit der Jahrtausendwende gesunken war. Das Niveau früherer Jahre sei nun aber dennoch nicht erreicht worden, stellten die Wiesbadener Statistiker fest.

Die absolut größte Flächenausdehnung beim Winterrapsanbau für die kommende Ernte wird dabei für Sachsen-Anhalt ausgewiesen, nämlich um 23.100 ha oder 31,7 % auf 95.900 ha. Für Thüringen, den zweitwichtigsten Erzeuger, meldet Destatis ein Plus von 18.900 ha oder 23,2 % auf 100.600 ha und für Hessen einen Flächenzuwachs um 15.200 ha oder 56,3 % auf 42.300 ha. Einschränkungen des Rapsareals registrierte das Bundesamt lediglich für Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein, nämlich um 1.300 ha oder 3,3 % auf 37.800 ha beziehungsweise 500 ha oder 0,8 % auf 65.200 ha. Wichtigstes Bundesland beim Rapsanbau dürfte Mecklenburg-Vorpommern mit einer Aussaatfläche von etwa 172.900 ha bleiben, was einem Zuwachs um 5.200 ha oder 3,1 % entsprechen würde.

Winterweizenanbau vor allem in Niedersachsen eingeschränkt

Die Aussaatfläche für Wintergetreide zur Ernte 2020 schätzen die Wiesbadener Statistiker auf insgesamt 5,19 Mio. ha; das wären 207.300 ha oder 3,8 % weniger als im Vorjahr. Insbesondere die Aussaat von Winterweizen, der bedeutendsten Getreideart in Deutschland, wurde im Vergleich zu 2019 eingeschränkt, und zwar um 215.600 ha oder 7,1 % auf 2,84 Mio. ha einschließlich Dinkel und Einkorn. Den größten absoluten Rückgang gab es dabei in Niedersachsen, nämlich um 37.800 ha oder 9,4 % auf 364.600 ha. Die Bauern in Sachsen-Anhalt verkleinerten die Winterweizenfläche um 36.000 ha oder 10,8 % auf 297.400 ha. Für Schleswig-Holstein wird ein Minus von 26.500 ha oder 15,5 % auf 144.400 ha ausgewiesen. Wichtigster Erzeuger dürfte Bayern bei einer Anbaueinschränkung von nur 4.400 ha oder 0,9 % auf 481.400 ha bleiben.

Triticaleanbau ebenfalls rückläufig

Wie Destatis mit Blick auf die Wintergerste berichtete, wurde die bundesweite Aussaatfläche im Vergleich zum vorherigen Anbauumfang um nur 13.000 ha oder 1,0 % auf schätzungsweise 1,34 Mio. ha verkleinert. Die größte absolute Einschränkung wird hier mit 7.900 ha auf 82.400 ha für Baden-Württemberg ausgewiesen. Dagegen weiteten die Landwirte in Niedersachsen die Fläche um 7.300 ha oder 4,6 % auf 165.800 ha aus.

Das Bundesland mit dem größten Wintergerstenareal bleibt Bayern mit 239.900 ha. Den dritten Platz nach Niedersachsen belegt Nordrhein-Westfalen mit 144.100 ha. Für die diesjährige Aussaat von Roggen und Wintermenggetreide geht Destatis indes von einer Ausweitung gegenüber dem Vorjahr um 35.300 ha oder 5,6 % auf insgesamt 670.800 ha aus.

Die beiden wichtigsten Bundesländer bei dieser Kultur sind mit weitem Abstand Brandenburg mit 179.100 ha und Niedersachsen mit 159.500 ha. Triticale wurde in der Bundesrepublik auf schätzungsweise 344.400 ha ausgesät, was im Vorjahresvergleich einem Rückgang von 13.700 ha oder 3,8 % entsprechen würde. Den Wiesbadener Statistikern zufolge beruhen die hochgerechneten Aussaatflächen auf Mitteilungen einer begrenzten Zahl von Ernteberichterstattern in den Bundesländern von Ende November 2019. Daher seien diese Ergebnisse als Anbautendenzen zu bewerten, die sich bis zur Ernte 2020 noch durch Auswinterungsschäden sowie Schädlings- und Krankheitsbefall ändern könnten.


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