Professionaliät der Besucher nimmt deutlich zu

Deutsche Lohnunternehmer Tagung (DeLuTa) im Agritechnica-freien Jahr ein fester Treffpunkt – Neben der Technikschau auch die Vorträge gut besucht – Agrarlogistik und Wirtschaftsdüngung die großen Themen

DeLuTa: Professionaliät der Besucher nimmt deutlich zu

Blick auf die DeLuTa Halle 7 in Bremen.

DeLuTa: Professionaliät der Besucher nimmt deutlich zu

BLU Präsident Klaus Pentzlin: „Dürresommer gut überstanden.“

Mit 12.500 Besuchern sind es nicht mehr als 2016, aber die Professionalität steige weiter, resümierte Alfred Schmid, Organisationsleiter der DeLuTa 2018 anlässlich der Veranstaltung des Bundesverbandes der Lohnunternehmen e.V. am Mittwoch und Donnerstag der letzten Woche in den Bremer Messehallen. Angemeldet hatten sich deutlich mehr Lohnbetriebe als vor zwei Jahren, dafür war aber die Anzahl der Mitarbeiter pro Unternehmen rückläufig. „Die große Fete am ersten Abend ist immer noch wichtig, sie steht aber schon lange nicht mehr im Mittelpunkt“ so Schmid. 270 Fördermitglieder präsentierten sich mit ihren Maschinen, Komponenten und Dienstleistungen in den vier geräumigen Hallen in Bremen. Dazu gab es ein umfassendes Vortragsprogramm mit technischen und betriebswirtschaftlichen Themen.

12.500 Besucher entsprachen den Vorstellungen der Veranstalter. „Durch die Begrenzung der Teilnehmerzahl sichern wir die Qualität der Tagung und der Gespräche. Dies ist uns durch die Kontingentierung der Karten gelungen. Mit der DeLuTa erreichen wir etwa 65 Prozent aller Mitgliedsbetriebe im BLU. Zusätzlich begrüßten wir rund 200 Lohnunternehmer aus den europäischen Nachbarländern“, so Schmid.

Für Schmid, der das DeLuTa Konzept seit 2002 maßgeblich mit vorantrieb, war dies die letzte DeLuTa. Seit dem 1. Juni 2018 ergänzt Dr. Hartmut Matthes die Geschäftsleitung des BLU Bundesverband Lohnunternehmen e.V. mit Dr. Martin Wesenberg. Neben der Geschäftsführung des Bundesverbandes übernimmt Dr. Matthes zum Beginn des Jahres 2019 auch die Geschäftsführung der LU Lohnunternehmer-Service GmbH und damit die Verantwortung für die Deutsche Lohnunternehmer Tagung (DeLuTa).

DeLuTa: Professionaliät der Besucher nimmt deutlich zu

Deutz-Fahr mit Rückfahreinrichtung in mattschwarz.

DeLuTa: Professionaliät der Besucher nimmt deutlich zu

Raum für intensive Fachgespräche.

Einflussreicher Verband

Der Bundesverband Lohnunternehmen vertritt als Dachorganisation zwölf Landesorganisationen und Fachgruppen der Lohnunternehmen mit etwa 2.000 Mitgliedern im gesamten Bundesgebiet. Damit wird in dieser Branche ein Organisationsgrad von mehr als 60 % erreicht, wobei der Anteil bei den professionell geführten, größeren Betrieben über 90 % liegt. Daneben sind vom Verband geschätzte 1.200 Lohnunternehmen am Markt tätig, die nicht über den BLU organisiert sind. In der Regel machen diese Betriebe geringere Jahresumsätze bzw. werden im Nebenerwerb oder parallel zu einem landwirtschaftlichen Betrieb geführt.

Der BLU geht davon aus, dass alle Lohnunternehmen zusammen etwa 3,6 Mrd. Euro Jahresumsatz erwirtschaften, davon noch immer zwei Drittel im landwirtschaftlichen Kerngeschäft. Dafür stehen ca. 17.000 festangestellte Mitarbeiter und weitere etwa 15.000 Aushilfen auf den Lohnlisten der Betriebe.

Ergänzend zu dem traditionellen Aufgabenbereich der Landwirtschaft haben sich viele Mitgliedsbetriebe zu spezialisierten Partnern von Gemeinden und Kommunen entwickelt. Etwa 30 % ihrer Dienstleistungsumsätze erwirtschaften Lohnunternehmen außerhalb der Landwirtschaft. Das Reizvolle an diesem Geschäftsfeld ist die weniger ausgeprägte Saisonalität der Arbeiten. Für den Betrieb und das Personal ist es deutlich attraktiver, kontinuierlich an vielen Arbeitstagen die Kundenaufträge erfüllen zu können.

Gleiches gilt prinzipiell für Auftraggeber aus gewerblichen oder privaten Bereichen. Technik und Know-how aus den kommunalen Tätigkeiten lassen sich auch bei der Pflege von Grünflächen, Gehölzen und Verkehrswegen bei Gewerbebetrieben, Märkten oder Gärten einsetzen. Der Anspruch des Technikers kommt auch hier nicht zu kurz, weil interessante Spezialmaschinen ihr Einsatzgebiet finden.

Im Segment Biogas haben sich Lohnunternehmen zu Ernte- und Logistikprofis entwickelt. In der Ver- und Entsorgung der 8.000 Biogasanlagen erreichen Lohnunternehmen heute einen Marktanteil von über 90 % und erzielen damit über 500 Mio. Euro Gesamtumsatz. Der Boom ist vorerst vorüber und ein Zubau neuer Anlagen nicht zu erwarten. Lohn- unternehmen beschert besonders Silomais – von der Wirtschaftsdüngung, über Aussaat und Pflanzenschutz bis hin zu Ernte, Transport und Lagerung – hohe Hektarumsätze. In der Getreideproduktion wird weniger Geld verdient, hier ist auch der Marktanteil der Dienstleister geringer.

DeLuTa: Professionaliät der Besucher nimmt deutlich zu

Rebo zeigte die weiterentwickelte schusssichere Kabine für John Deere Traktoren.

Agrarlogistik boomt

In der Agrarlogistik nehmen Mengen und Strecken drastisch zu, weil die moderne Nährstoffkreislaufwirtschaft enorme Herausforderungen an die Akteure stellt. Die Düngeverodnung regelt die bedarfs- und termingerechte Ausbringung und fördert dadurch den Nährstoffausgleich zwischen Veredelungs- und Ackerbauregion. Enge Zeitfenster und begrenzte Kapazitäten führen zu Kombination von Lkw, Agrartruck und schleppergezogener oder selbstfahrender Ausbringungstechnik in der Wirtschaftsdüngung. Die Transportfahrzeuge lassen sich aber auch in anderen Bereichen gut einsetzen, denn im Agrarsektor sind insgesamt jährlich weitere 400 Mio. Tonnen Getreide, Silomais, Gras, Hackfrüchte, usw. zu transportieren. Der Lkw zieht so in die Lohnunternehmen verstärkt ein.

Auch das Güterkraftverkehrsgesetz und Bundesfernstraßenmautgesetz trieben den Verband 2018 um. „Insgesamt konnten gute Ergebnisse erzielt werden, die auf eine abschließende und dauerhafte gesetzliche Regelung hoffen lassen. Trotzdem müssen die Verbände die Entwicklungen prinzipiell aufmerksam beobachten“, so Lohnunternehmer-Präsident Klaus Pentzlin. Mit der Mautfreiheit für lof-Fahrzeuge bis 40 km/h bauartbedingter Höchstgeschwindigkeit sieht Pentzlin das Ende der 50- und 60 km/h-Schlepper.

Der Jahresrückblick von Klaus Pentzlin vor Pressevertretern in Bremen fiel trotz Dürresommer 2018 nicht besonders negativ aus. Im Gegensatz zum Regensommer 2017 sei die Ernte 2018 überwiegend mit geringem Aufwand und daher niedrigen Arbeitskosten zu bewerkstelligen gewesen.

Für Lebensgefahr des Maschinenpersonals hätten Sabotageakte in Maisfeldern gesorgt. Unbekannte versteckten Fremdkörper im Feld, die – vom Metalldetektor des Häckslers nicht erkannt – die Maschinen zerstören und durch umherschleudernde Reste Lebensgefahr für Häcksler- und Treckerfahrer bedeuten. Die Ursachen für diese Sabotagen können laut BLU ganz unterschiedlich sein. Das reiche vom Protest gegen „Vermaisung“ bis zur Feindschaft zwischen Biogasanlagenbetreibern. Gemeinsam mit der Kriminalpolizei, der Bremer Fachhochschule für Kriminalistik und der Industrie sei man dabei, Maßnahmen auch technischer Art gegen diese gefährlichen Saboteure zu erarbeiten.

Auf Deeskalation setzt Präsident Pentzlin beim Thema Agravis. Die Genossenschaft hatte Landwirten neben einer agronomischen Beratung zum Betriebsmitteleinsatz auch die Erledigung von Agrardienstleistungen angeboten. Diese Offerte empörte Lohnunternehmen der betroffenen Regionen, denn viele sind sehr gute Technik- und Werkstattkunden der Agravis. Kaufboykott von Landtechnik bei Agravis-Niederlassungen war z.B. ein Vorschlag von Lohnunternehmerseite. Man sei mit den Agravis-Verantwortlichen im Gespräch, um eine Zuspitzung zu vermeiden und die Wogen zu glätten, so Pentzlin. Zudem bleibt der Präsident gelassen, was den Wettbewerb zwischen Großkonzernen und den familiengeführten Lohnunternehmen angeht. „Die Mitarbeiter, die auch an Himmelfahrt und oft auch bis spät abends zuverlässig arbeiten, um die Anforderungen der Landwirte zu erfüllen, die muss man erst einmal finden. Wir haben diese bereits bei uns in unseren Betrieben beschäftigt.“


Weitere Artikel zum Thema

weitere aktuelle Meldungen lesen