Claas gehört seit vielen Dekaden zu einem der maßgeblichen Taktgeber der Mähdrescherentwicklung. Mit dem Mäh-Dresch-Binder mit Querfluss-Prinzip, kurz M.D.B., rationalisierte Claas ab 1936 die Getreideernte in Europa. Der große Erfolg stellte sich schließlich 1946 mit der Super Baureihe ein, die ab 1953 auch mit Aufbaumotoren und ab 1958 als Super Automatic mit hydraulischem Schneidwerksantrieb geliefert werden konnte. Mehr als 60.000 Exemplare des Super wurden weltweit vermarktet und fanden ihre Abnehmer sogar in Kanada und Uruguay.
1953 stieg das Familienunternehmen mit dem Hercules, der später in SF umbenannt wurde, erfolgreich in das Segment der selbstfahrenden Mähdrescher ein. 1961 setzte der Matador Gigant mit bis zu sechs Metern Schneidwerk sbreite neue Maßstäbe. Zu den weiteren branchenprägenden Meilensteinen der 1960er Jahre gehörten klangvolle Namen wie Senator, Comet, Cosmos, Corsar, Mercator, Protector oder Compact.
1972 eröffnete die Dominator Baureihe eine neue Epoche, die bis heute mehr als 50 Jahre anhält. Insbesondere mit den Baureihen Dominator 6 und Dominator 8 festigte Claas seinen Status als europäischer Marktführer und führte Innovationen wie die 3D-Reinigung, die Auto Contour Schneidwerksführung oder das MEGA Dreschwerk ein. Die 1981 präsentierten Dominator CS mit Zylinderabscheidung (ab 1986 Commandor CS) gehörten seinerzeit zu den leistungsstärksten Mähdreschern weltweit, und wurden erstmals ab 1987 mit Gummiraupenlaufwerken ausgeliefert.
Gamechanger Lexion
Auf der Agritechnica 1995 war der Lexion 480 mit bahnbrechender APS Hybridtechnologie nicht nur Messehöhepunkt, sondern zugleich ein Gamechanger hinsichtlich Leistungsfähigkeit, Komfort und wegweisender Elektronikanwendungen für das aufkommende Precision Farming-Zeitalter. Seit 1997 kommt die bodenschonende Terra Trac Fahrwerkstechnologie auf dem Lexion – seit 2021 auch für den Trion verfügbar – zunehmend weltweit zum Einsatz.
2013 folgte ein gewaltiger Schritt im Bereich Maschinenintelligenz: Mit Cemos ist Claas Maßstab im Bereich Mähdrescher-Automatisierung, was durch zahlreiche internationale Auszeichnungen untermauert wurde. Nach wie vor wird das System kontinuierlich weiterentwickelt und um weitere Prozesse und Aggregate in Mähdrescher und Schneidwerk ausgebaut.

© Claas
1936: Die verblüffte Fachwelt erlebt auf Gut Zschernitz, etwa 150 Kilometer von Berlin entfernt, den ersten voll funktionsfähigen Mähdrescher Europas, eine Claas Maschine in der Getreideernte. Beginn der Serienfertigung des Mäh-Dresch-Binders.

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1953: Vorstellung des ersten selbstfahrenden Mähdreschers Hercules, später umbenannt in SF.
Neueste Mitglieder der Mähdrescherfamilie sind die 2021 und 2023 vorgestellten Baureihen Trion und Evion. Gemeinsam mit dem Lexion bieten sie eine enorm breite Produkt- und Ausstattungsvielfalt vom 205-PS-Fünfschüttler bis zum 790-PS-Flaggschiff Lexion 8900 Terra Trac mit APS Synflow Hybrid. Alle drei Baureihen ermöglichen dank des dynamischen Leistungsmanagements Dynamic Power und erweiterter Cemos Funktionen nochmals eine Steigerung der Druscheffizienz. Dabei steht je nach Anforderungsprofil eine sehr große Bandbreite an Schneidwerken zur Verfügung – vom konventionellen Schneckenschneidwerk über hochmoderne, automatisierbare Vario Schneidwerke bis hin zum Convio Flex Draper mit flexiblem Messerbalken und Flip-Over-Haspelsteuerung.

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Bunte Mischung: Dominatoren in drei verschiedenen Farben. Die blauen gingen an Ford in den USA, die gelben nach Ungarn. Das Foto ist von 1975.

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Auf der DLG Ausstellung 1968 in München zeigte Claas eine sehr frühe Interpretation eines „Lenksystems“ als Weltneuheit: einen ferngesteuerten Senator Mähdrescher. Die Idee dazu kam dem passionierten Hobby-Modellflieger Walter Claas, der seinerzeit für Marketing und Schulungen zuständig war.
Dominator und Lexion mit Rekordstückzahlen
Mit rund 100.000 sowie mehr als 75.000 Einheiten haben Dominator und Lexion den größten Anteil an den 500.000 bis heute gebauten Mähdreschern. Ebenfalls bedeutende Stückzahlen zum weltweiten Erfolg steuerten Super und Super Automatic (rund 65.000 Exemplare) sowie Europa und Columbus (zusammen circa 60.000 Mähdrescher) und der Tucano (circa 35.000 Einheiten) bei. Doch auch in geringeren Stückzahlen gebaute Baureihen, wie der Commandor Terra Trac, waren Treiber des Fortschritts und haben die Genetik heutiger Mähdrescher maßgeblich geprägt. Merkmale wie die ausgeprägte Vielfruchteignung, die unbestrittene Kampagnenleistung oder die sehr hohe Effizienz wurden in jahrzehntelanger Entwicklungsarbeit stetig weiter optimiert und tief in der DNA jedes neuen Claas Mähdreschers verankert.
Internationales Kompetenz- und Produktionsnetzwerk
Seit 1992 werden Claas Mähdrescher dabei nicht mehr ausschließlich am Stammsitz Harsewinkel gefertigt. In dem Jahr lief in Indien der erste Claas Crop Tiger vom Band, von dem mehr als 10.000 Einheiten produziert wurden. Seit 2001 fertigt das Unternehmen darüber hinaus in einem eigenen Werk in Omaha Lexion Hybridmähdrescher für den nordamerikanischen Markt – bis 2019 in gelber Farbgebung und mit Caterpillar Branding.
Seit 2013 produziert Claas nach der Übernahme von Jinyee zudem Mähdrescher und Mähdrescherkomponenten in China. 2019 wurde hier der neue Dominator 370 Hybridmähdrescher eingeführt, drei Jahre später gefolgt vom Dominator 260 mit sechs Hordenschüttlern. Seit 2023 läuft in Gaomi auch der neue Evion vom Band, der ebenso wie Dominator 370 und 260 in Harsewinkel entwickelt wurde.
Als weiterer Standort im Mähdrescher-Kompetenznetzwerk produziert Törökszentmiklós im Süden Ungarns seit 1997 Schneidwerke und Maispflücker. Im Oktober 2021 konnte hier das 100.000 Schneidwerk für Claas gefeiert werden.