Hochwertiges Futter im „Ein-Mann-System“

Neben der Rundballentrocknung hat die Firma Burdorf jetzt auch Technik für Quaderballen im Sortiment. Wie die Erntekette am besten funktioniert und warum für die optimale Trocknung bereits der richtige Schnitt notwendig ist, erläutert uns Geschäftsführer Guido Schmitz beim Feldtag in Dassow, Mecklenburg-Vorpommern.

Burdorf Landmaschinen: Hochwertiges Futter im „Ein-Mann-System“

„Für kleinere Betriebe ist es durchaus attraktiv und relativ preisgünstig, zunächst mit einer Kleinballenpresse wie der K434 von Fortschritt zu pressen und die weiteren Schritte an den Lohnunternehmer abzugeben,“ so Guido Schmitz.

Burdorf Landmaschinen: Hochwertiges Futter im „Ein-Mann-System“

Geschäftsführer Guido Schmitz mit seinen beiden Mitarbeitern Felix Austen und Mathias Wahmhoff (v.l.) auf dem Feldeinsatz in Mecklenburg-Vorpommern.

„Am ,Durchfahrt verboten‘-Schild vorbei, durch das Gatter rechts auf das Feld und dann immer parallel zur Ostsee fahren, bis die Maschinen zu sehen sind.“ So lauten die letzten paar Meter der Wegbeschreibung zum Feldtag der Firma Burdorf – rund 50 Meter von der Ostsee entfernt, einmal quer über den Acker. Es ist 11 Uhr und die Wärme flimmert bereits jetzt über das frisch gemähte Feld von Sven Dutschke, der in diesem Gebiet 350 Hektar Grün- und 25 Hektar Ackerland bewirtschaftet. Auf dem Jägerhof wird Bioheu in höchster Qualität angestrebt, daher hat Dutschke für das Projekt eine seiner Flächen zur Verfügung gestellt.

Es herrscht bereits reges Treiben, denn mehrere Maschinen sind im Einsatz. Für den späten Nachmittag ist ein Gewitter angekündigt und die fertig gepressten Ballen sollen noch heute in die mobile Trocknungsanlage auf den nahe gelegenen Hof gebracht werden.

Technik für Heubergung und -trocknung hat bei der Firma Burdorf GmbH & Co. KG aus Osnabrück schon lange Tradition. Das Unternehmen verkaufte bereits in den 1950er Jahren Heumaschinen und -gebläse in großen Stückzahlen. Durch die industrielle Entwicklung der Agrarwirtschaft traten mehr und mehr neue Anforderungen an die Technik auf. Erntefenster wurden kürzer, der Futterbedarf stieg stetig zu Lasten der Futterqualitäten, und die Tiere werden – auch durch Bewegungsmangel bedingt – immer empfindlicher. Reines Heu bekommt daher eine immer wichtigere Bedeutung, und die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Futter ist oftmals größer als das Angebot am Markt. Diese Nachfrage ist nur durch frühere oder spätere Erntefenster zu kompensieren.

Wieder zurück zu höchsten Futterqualitäten, frei von Schmutz und Schadkeimen zu kommen, ist der Anspruch der Firma Burdorf. Daher entwickelte das Unternehmen ein eigenes Erntekonzept – vom Aussaatgerät über Pflegemaschinen bis zur Erntetechnik und Heutrocknung. Sogar eigenes Saatgut hat das Unternehmen mittlerweile im Programm.

Trocknung fängt beim Schnitt an

Das komplette Erntekonzept mit seiner Technik wurde Anfang Juli auf einem Feldtag in Dassow an der Ostsee ausführlich präsentiert. Wir schauten uns den Einsatz genauer an. Burdorf-Geschäftsführer Guido Schmitz, Grünlandtechnik- und Futteraufbereitungsexperte, erklärt, dass die richtige Trocknung bereits mit dem Schnitt anfängt. Dabei sei vor allem wichtig, das Futter nicht zu kurz zu mähen. Das Erntegut lagert dadurch höher, der Wind bläst von unten optimal durch die Halme und das Heu trocknet bereits auf dem Feld besser ab.

Burdorf Landmaschinen: Hochwertiges Futter im „Ein-Mann-System“

Für die spätere Trocknung lassen sich die kleinen Hochdruckballen in einem gebundenen Quaderballen, zum Beispiel mit einem Arcusin D 14 System, weiter verarbeiten. Dieser kann Pakete mit 10, 12 oder 14 HD-Ballen herstellen.

Schonende Mäher und Wender

Für den Schnitt auf dem Testfeld kommt das SIP Mähwerk Disc 300 S RC mit 2,9 Metern Arbeitsbreite aus dem aktuellen Produktportfolio zum Einsatz. Hierzu erläutert Schmitz: „Die Halme werden bei dieser Maschine weniger beschädigt, da das Gras nicht angeschlagen, sondern flach ausgequetscht wird. Damit bleibt der Nährwert besser enthalten. Und sollte das Schnittgut doch einmal nass werden, zieht weniger Regen in die unbeschädigten Halme ein, da sonst jede Knickstelle einen Wassereintritt begünstigt.“

Beim Wenden gelangen durch einen höheren Abstand zum Boden ebenfalls weniger Schmutzpartikel ins Heu, sodass die Futterqualität steigt. Im Praxiseinsatz in Dassow soll sich der SIP Spider 915 mit Hakenzinken und neun Metern Arbeitsbreite bewähren, den Burdorf Landmaschinen neu im Programm hat. „Der große Vorteil an diesem Wender ist, dass er das Erntegut schräger aufnimmt und hochwirft, sodass es zu weniger Verschmutzung im Futter kommt“, erläutert Schmitz. Die spätere Schwadformung wird mit dem Pick-Up Schwadersystem von Thomas Reiter vorgenommen.

Kleinballenpresse – überarbeitet in Neuauflage

Ebenfalls neu im Sortiment des Unternehmens ist die K434 von Fortschritt – mit einer maximalen Aufnahmebreite von zwei Metern eine der kleinsten Pressen auf dem Markt. Zuvor hatte Burdorf Hochdruck-Ballenpressen von Welger im Programm, deren Produktion nach der Übernahme durch Lely und später dann durch den Agco-Konzern eingestellt wurde. Schmitz war daher auf der Suche nach einer neuen kompakten Alternative für seine Kunden, zu denen viele Pferdebetriebe mit Bedarf an kleineren Ballen gehören: „Die K434 von Fortschritt ist eine typische Kleinballenpresse, die neu aufgelegt und durchkonzipiert wurde. Neben dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt mich auch die zuverlässige Verarbeitung von Halmgut, dessen Feuchtigkeitsgehalt noch sehr hoch ist. Wenige Maschinen bekommen das so unproblematisch hin.“ Außerdem reiche bereits ein 60 PS starker Schlepper für die Presse aus, was diese auch attraktiv für kleinere Betriebe mache.

Burdorf Landmaschinen: Hochwertiges Futter im „Ein-Mann-System“

Burdorf Landmaschinen bietet die Rundballentrocknung bereits seit vier Jahren in Modulbauweise an.

Für die spätere Trocknung lassen sich die beliebten kleinen Hochdruckballen in einem gebundenen Quaderballen, zum Beispiel mit einem Arcusin D 14 System, weiter verarbeiten. Der Ballenbündler des spanischen Herstellers kann Pakete mit zehn, zwölf oder 14 HD-Ballen herstellen und kommt vor allem dort zum Einsatz, wo Betriebe Kleinballen nicht mehr manuell handhaben möchten.

Bröckelverlust vermeiden

Gepresst werden sollte möglichst kurz nach dem Mähen, um Bröckelverluste zu minimieren. Dadurch wird eine futterschonende Bergung gewährleistet, bei der die Pflanzen ihre natürlich gewachsenen Nährstoffe behalten. Zudem bietet ein frühes Pressen den weiteren Vorteil, zusätzliche Zeit und Kosten für das Wenden und Schwaden zu sparen.

Die Qualität von Halmgut wird im Wesentlichen durch den Feuchtigkeitsgehalt beziehungsweise die Trockenheit definiert. Für loses Heu wird in der Praxis ein Feuchtigkeitswert bis 15 Prozent und für Heuballen deutlich darunter angestrebt. Diese Trockenmasse erreicht Halmgut während der Liegezeit auf der Wiese nicht, da frisches Mähgut noch einen Feuchtigkeitsgehalt von circa 80 Prozent aufweist. Deswegen wird es meistens bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 28 bis 40 Prozent von der Wiese abtransportiert und anschließend mittels Belüftungs- oder Trocknungsanlagen auf den gewünschten Feuchtigkeitswert reduziert.

Diese Technik wird derzeit üblicherweise nur bei losem Heu oder Rundballen angewandt. Die Trocknungszeit wird auch als Nachschwitzphase bezeichnet und dauert abhängig von der Lagerdichte beziehungsweise Ballendichte unterschiedlich lange. Da es sich bei Halmgut um ein inhomogenes Naturprodukt handelt, kann jede Stelle des Ballens unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Aus diesem Grund ist eine gleichmäßige Trocknung, bei der alle Bestandteile eine Trockenmasse von über 85 Prozent aufweisen, anzustreben. Für mehr Effizienz ist es also notwendig, den Trocknungsprozess unabhängig von der Wetterlage gestalten zu können. Vor allem bei Großballen und Hochdruckballen besteht die Gefahr, dass durch die starke Verdichtung eventuell vorhandene Restfeuchte schlecht oder gar nicht entweichen kann. Dies kann innerhalb der Ballen zur Erwärmung führen, wodurch sich Schimmelpilze und -sporen bilden können.

Quaderballentrocknung neu im Programm

An diesem Punkt setzen die Burdorf Trocknungssysteme an. Seit mittlerweile vier Jahren bietet das Unternehmen die eigene Rundballentrocknungsanlage in Modulbauweise an. Die Kapazität der Rundballentrocknung liegt bei 27 Stück im Auflieger. Bei trockener Wetterlage können vier weitere Trocknungsplätze draußen angeschlossen werden.

Zur EuroTier 2021 stellte Burdorf die neue Quaderballentrocknung vor. Diese arbeitet stationär, kann aber auch mobil eingesetzt werden und trocknet dann 19 Ballen gleichzeitig am gewünschten Einsatzort. Bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 30 Prozent dauert ein Trocknungsdurchgang – je nach Futterkonsistenz – rund 24 Stunden.

Burdorf Landmaschinen: Hochwertiges Futter im „Ein-Mann-System“

Burdorf bietet die Quaderballentrocknung auch als mobile Variante in einem Lkw-Sattelauflieger an. Die Ballen werden am Heck des Trailers auf einen Ketten-Förderboden gestellt, die Verdichtung erfolgt über einen Förderboden.

„Wir entwickeln uns vom Landmaschinenhändler immer weiter zum Hersteller. Für die neue Anlage wurde viel ausprobiert, aber auch wieder verworfen. Nur wenn alle Komponenten exakt zusammenspielen, erreichen wir die optimale Qualität. Unser Ziel ist es, im Ein-Mann-System hochwertiges Futter zu produzieren, und dafür haben wir jetzt die Grundlage geschaffen“, so Schmitz.

Die auf norddeutsche Verhältnisse zugeschnittenen Anlagen „Made in Germany“ sind leistungsoptimiert und nicht an einen festen Ort oder Energieträger gebunden. Der Einsatz von Biomasse-Warmluftöfen oder Luftentfeuchtern bietet für jeden Kunden individuelle Lösungen. Auch das Angebot als Bausatz ermöglicht vielen Kunden den Einstieg in die Quaderballentrocknungs-Technik. Den heutigen Anforderungen entsprechen die von Burdorf angebotenen isolierten Trockenfrachtcontainer als Bausatz oder als High-End-Trocknung in Komplettausstattung. Optional erhältliche Zubehörausstattungen, zum Beispiel ein digitales Temperaturüberwachungssystem, bieten zusätzlichen Komfort.

Neben Heu können auch Schüttgüter wie Korn, Mais, Kräuter, Hackschnitzel oder Pellets in den optional erhältlichen Schüttgutboxen getrocknet werden. Schmitz erläutert dazu: „Somit erhöht sich das Einsatzspektrum der Anlage und ermöglicht eine Doppelnutzung.“

Mobiler Einsatz für mehr Flexibilität

Um flexibel und ortsunabhängig trocknen zu können, bietet Burdorf die Quaderballentrocknung auch als mobile Variante in einem Lkw-Sattelauflieger an. Die Quaderballen werden am Heck des Trailers auf einen Ketten-Förderboden gestellt. Die Verdichtung erfolgt über einen Förderboden und eine Seitenabdichtung und somit soll eine komplette Trocknung in allen Bereichen der Ballen erreicht werden. Der Trockner ist so ausgelegt, dass an möglichst wenigen Stellen Verluste auftreten. So sind zur Minimierung der Wärmeverluste die Sattelauflieger oder Container isoliert ausgeführt, und die geschickt ausgeführte Luftkammerabdichtung minimiert Prozessluftverluste zwischen dem Trocknungsgut und der Trockenkammer. Ein Versuchsfahrzeug der multifunktionalen Quaderballen-Trocknungsanlage ist seit zwei Jahren im Testeinsatz unterwegs. Die Burdorf Landmaschinen GmbH beginnt ab Oktober 2021 mit der europaweiten Vermarktung.

An die Trocknung können alle Arten von Wärmeerzeugern angeschlossen werden, sodass ein Betrieb mit regenerativen Energien möglich ist. Auch ein Außenluftbetrieb ohne zusätzliche thermische Energie ist möglich. In den Anlagen sind Lasco Lüfter verbaut, die die Wärme optimal in der Trocknungsanlage verteilen.

Der mobile Betrieb ermögliche zudem ein neues Geschäftsmodell, so Schmitz. „Für kleinere Betriebe ist es durchaus attraktiv und relativ preisgünstig, zunächst mit einer Kleinballenpresse wie der K434 von Fortschritt zu pressen und die weiteren Schritte an den Lohnunternehmer abzugeben. Dieser sammelt die Ballen mittels eines Ballenbündlers und trocknet das Erntegut – mobil vor Ort. Der Landwirt profitiert von fertig getrockneten Quaderballen und kann daraus nach Bedarf die Kleinballen verwenden.“

Die Firma Burdorf arbeitet bereits an den nächsten Schritten des Projekts, auch am Ausbau der Anlagenkapazität. Aber dazu möchte uns Schmitz aktuell noch nicht zu viel verraten und verweist auf den Herbst.

Zusammenschluss mehrerer Partner – Kompetenzzentrum Heutrocknungstechnik

Alle Entwicklungspartner der Heutrocknungstechnik haben sich zu einem sogenannten Kompetenzzentrum zusammengeschlossen.

Ein Partner ist die Burdorf Landmaschinen GmbH & Co. KG mit 16 Mitarbeitern am Standort Osnabrück-Wallenhorst, Niedersachsen. Das Unternehmen vertreibt unter anderem Maschinen von SIP im gesamten Vertriebsgebiet Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, Maschinen, Geräte und Ersatzteile von Amazone, Stihl und Ausa. Neben dem Landmaschinenhandel entwickelt Burdorf spezielle Trocknungstechnik und bietet diese weltweit an. Dr. Markus Böckelmann begleitet als Miterfinder der Quaderballentrocknung sämtliche Versuchsserien zum Projekt und wertet die Ergebnisse aus.

Daneben gehören zum Kompetenzzentrum noch die Firma Trippe aus Dortmund für die Schaltautomatik und Steuerungstechnik, die Firma Thiel aus Löningen für die Fördertechnik sowie Thomas Reiter mit seiner Kompetenz der schonenden Aufnahmetechnik von Halmgütern. Dostofarm aus Westerstede ist Spezialist für die Entwicklung von natürlichen Ergänzungsfuttermitteln.

Die pbr.Netzenergie unterstützt bei der Einreichung von sämtlichen Förderungsanträgen. Avamondus gestaltet den digitalen Auftritt im Internet.


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