Technik sichert Zukunft der Familienbetriebe

„Lohnunternehmer bremsen den Strukturwandel in der Landwirtschaft“ – Bedeutung der Digitalisierung als Dienstleistung wächst weiter – Qualifiziertes Personal größter Engpass – Eigene Ausbildung wird immer wichtiger

Bundesverband Lohnunternehmen: Technik sichert Zukunft der Familienbetriebe

Der Bedarf an motivierten Facharbeitern ist nach wie vor hoch – gutes Personal zu finden bleibt daher eine der größten Herausforderungen der Branche.

Nur durch die verstärkte Arbeitsteilung zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und den Lohnunternehmen als Dienstleister könne die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Landwirtschaft auf den globalen Märkten mittel- bis langfristig sichergestellt werden, stellte Klaus Pentzlin, Präsident des BLU Bundesverband Lohnunternehmen e.V., jetzt im Rahmen eines Pressegespräches in Wunstorf bei Hannover fest. Das nütze vor allem den kleineren und mittleren Familienbetrieben: „Wir Lohnunternehmer sorgen dafür, dass auch Familienbetriebe modernste Technik einsetzen können. Damit bremsen wir den Strukturwandel in der Landwirtschaft“, konkretisierte Pentzlin die Stellung seiner Mitgliedsbetriebe innerhalb der Landwirtschaft weiter.

Eine entscheidende Stärke der Lohnunternehmer sei, dass sie ihre Maschinen in weit höherem Maße auslasten können, als dies vielen landwirtschaftlichen Betrieben bei der Eigenmechanisierung möglich ist. Zudem würden sie das hohe Investitionsrisiko übernehmen. Sie seien damit Schrittmacher des technischen Fortschritts: „Lohnunternehmer bringen die technischen Innovationen in die Praxis und stellen so eine umweltgerechte und energiesparende Bewirtschaftung sicher.“ Dies sei den kleineren Betrieben aus eigener Kraft sonst nicht möglich.

Harsche Kritik an der Politik

Der Präsident des mittlerweile bundesweit auf rund 2.000 Mitgliedsunternehmen mit rund 30.000 Mitarbeitern gewachsenen Verbandes äußerte im Vorfeld der Bundestagswahl deutliche Kritik an der Politik: „Nahrungsmittel sind in unserem Land zu billig. Das ist politisch gewollt.“ Auch der sich seit Jahren immer schneller vollziehende Strukturwandel in der Landwirtschaft hin zu Großbetrieben sei ebenso der falsche Weg.

Ebenso deutliche Worte sprach der BLU-Präsident auch in Bezug auf die Förderbedingungen der „Bauernmilliarde“, deren Konzept nicht zum eigentlich erklärten Ziel passe. Der „Run“ auf die nur für bestimmte Arten und Typen von Neumaschinen erhältlichen Fördermittel habe jetzt schon zu Fehlinvestitionen und einem Zusammenbruch des jeweiligen Marktes für junge Gebrauchtmaschinen geführt: Pentzlin konstatierte einen „Wertverlust ohnegleichen“ beispielsweise für Gülleketten. Eigentlich wäre es für das Förderkonzept aber wichtig gewesen, die Digitalisierung im Sinne einer genaueren Ausbringung zu fördern. „Und zwar so, dass die Landwirte diese Dienstleistung auch nachfragen. Nur dann ist der Umwelteffekt in der Praxis auch tatsächlich zu erzielen“, stellte Pentzlin heraus. Für ihn sei das Ziel klar: „Wir müssen in der Gülleausbringung den Prallteller wegbekommen.“

Digitalisierung hilft dabei, Umweltprobleme zu lösen

BLU-Geschäftsführer Dr. Hartmut Matthes konkretisierte die Verbandsvorstellungen eines geeigneten Förderansatzes: „Gefördert werden derzeit nur Werkzeuge im Sinne von Maschinen, nicht der Weg zu mehr Digitalisierung als Gesamtkonzept und Lösung des Problems. Wenn es wirklich um die Ziele von mehr Gewässer- und Umweltschutz geht, dann müssen wir die digitale Kompetenz in den Betrieben verbessern helfen.“

Bundesverband Lohnunternehmen: Technik sichert Zukunft der Familienbetriebe

Der Vorstand weihte das neue Gebäude in Wunstorf ein: Vizepräsidentin Andrea van Eiden, BLU-Präsident Klaus Pentzlin (2. v. r.), BLU-Geschäftsführung Dr. Martin Wesenberg (li.) und Dr. Hartmut Matthes.

Einstimmig rückten die Verbandsvertreter auf dem Podium, an dem neben Pentzlin und Dr. Matthes auch die Vizepräsidentin Andrea van Eijden und Dr. Martin Wesenberg als weiterer Geschäftsführer des BLU saßen, das innovative Hightech-Angebot der Lohnunternehmen in den Mittelpunkt: „Digitalisierung und Smart-Farming eröffnen in der modernen Landwirtschaft vielfältige Möglichkeiten. Dazu gehören Arbeitserleichterung und Umweltentlastung sowie Verbesserungen bei Effizienz, Genauigkeit und Dokumentation aller betrieblichen Abläufe“, unterstrich das vierköpfige Führungsteam des Verbandes den eigenen Anspruch.

Dass der Wunsch und das aktuelle Handeln zumindest im Marketing in vielen Betrieben noch nicht überall dem entsprechen, resümierte Vizepräsidentin Andrea van Eijden: „Wir müssen noch viel mehr lernen, dass wir nicht nur Dienstleistungen mit Rädern, also die reine Arbeit mit Maschinen, verkaufen, sondern mehr das gesamte Paket der Dienstleistung vom Acker bis auf den Schreibtisch.“ Als Beispiel dafür nannte sie die Schnittstellen zur Führung der Ackerschlagkartei, beispielsweise bei der Dokumentation der Wirtschaftsdüngerausbringung und anderer Arbeiten.

Künftiges Potenzial der Landtechnik noch enorm

Matthes machte deutlich, dass hinsichtlich des steigenden Anspruchs der Verbraucher an den Umwelt- und Wasserschutz noch kein Ende abzusehen sei: „Das können wir aber lösen. Das künftige technologische Potenzial in der Landtechnik ist immer noch enorm. Die Digitalisierung treibt den technischen Fortschritt und damit den Wandel auf dem Acker weiter an.“ Die Lohnunternehmen müssten diese Chance im Interesse ihrer Kunden gezielt nutzen und ihr Dienstleistungsangebot für die Landwirtschaft künftig entsprechend weiterentwickeln, schloss der BLU-Geschäftsführer seine Ausführungen.

Höchste Marktanteile in der Ernte

Die Bedeutung der Lohnunternehmen als Dienstleister ist nach Angaben des BLU vor allem in der Ernte ungebrochen: Der Marktanteil der überbetrieblichen Maschinenverwendung liegt in der Maisernte bei über 90 Prozent, in der Getreideernte bei 50 Prozent und bei Hackfrüchten bei rund 30 Prozent. Immer stärker in Anspruch genommen werden die Lohnunternehmer bei der Ausbringung von Wirtschaftsdünger sowie bei der Übernahme wichtiger Arbeitsbereiche und ganzer Arbeitsketten sowohl in der Viehhaltung als auch im Ackerbau und für Biogasanlagen. Für den Transport von Erntegütern und Wirtschaftsdüngern per Lkw verfügen inzwischen bereits zwei Drittel der Lohnunternehmen über eine Güterkraftverkehrsgenehmigung.

Nur ein Drittel reine Landwirtschafts-Dienstleister

In der Regel bieten die Betriebe ihre Dienstleistungen branchenübergreifend an. Die Landwirtschaft hat zwar nach wie vor die größte Bedeutung, exklusiv ist diese Kundengruppe aber für den Großteil der Betriebe nicht mehr. Nur noch etwa ein Drittel der Lohn- unternehmen bieten ausschließlich landwirtschaftliche Arbeiten an. Außerlandwirtschaftliche Dienstleistungen erreichen mittlerweile etwa 30 Prozent des Branchenumsatzes. Die größte Bedeutung mit wachsender Tendenz haben dabei kommunale Dienstleistungen sowie Arbeiten auf Baustellen und im Forst.

Ausbildung als Lösung für den „Engpass Personal“

Das starke Wachstum stelle viele Betriebe vor zusätzliche Herausforderungen: „Unser größtes Problem ist Personal. Deshalb bilden wir aus“, erläuterte BLU-Präsident Pentzlin die Strategie der Branche. Das sei auch deshalb wichtig, weil die Qualität der Dienstleistung auf der Qualifikation und der Erfahrung der jeweiligen Mitarbeiter basiere: „Der Mann auf dem Feld ist unsere Visitenkarte. Der muss das Wissen und das Können bieten“, hob Vizepräsidentin Andrea van Eijden hervor.

Der Bedarf an motivierten Facharbeitern ist nach wie vor hoch. Die gesamte Branche einschließlich der nicht den Verbänden angeschlossenen Lohnunternehmen umfasst rund 3.100 professionell arbeitende Betriebe. Diese beschäftigen derzeit etwa 21.000 Mitarbeiter in Vollzeit. Zusätzlich wird in etwa die gleiche Anzahl an Teilzeitkräften in den arbeitsintensiven Kampagnen im Frühjahr, Sommer und Herbst eingesetzt.

Den Anteil der ausbildenden Betriebe gibt der Verband mit rund 40 Prozent an. Seit 2005 gibt es den Ausbildungsberuf Fachkraft Agrarservice. Derzeit durchlaufen 700 Auszubildende die dreijährige Ausbildung. Neben der Fachkraft Agrarservice werden oft auch weitere Ausbildungsplätze in agrarischen, technischen und kaufmännischen Berufen angeboten. Zudem bildet die Branche 60 Meister pro Jahr als Nachwuchs für die Betriebsführung und die zweite Ebene der Unternehmensleitung aus.

Die Profis entwickeln sich weiter

BLU-Präsident Klaus Pentzlin schloss das Pressegespräch auch entsprechend selbstbewusst mit der Botschaft: „Wir Lohnunternehmer haben uns zu absoluten Profis entwickelt – wir sind Problemlöser und wir entwickeln uns und alles weiter.“

 


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