Mit sanften Pfoten über den Acker – und dann schnell wieder auf 2 bar

Viele Traktoren und gezogene Maschinen werden inzwischen ab Werk mit einer Reifendruckregelanlage geliefert. Werkstätten müssen sich neben der Wartung vor allem um die Nachrüstung von Reifendruckregelanlagen kümmern. Knifflig ist nicht unbedingt die Technik selbst, sondern die Frage, wann und wie man sie einsetzt. Wir geben Ihnen im Artikel wichtige Tipps für die Kundenberatung.

Bohnenkamp-Reifen-Tipp 5: Mit sanften Pfoten über den Acker – und dann schnell wieder auf 2 bar

Der ideale Innendruck schont Acker und Reifen und drosselt den Spritverbrauch. Dabei hilft eine Reifendruckregelanlage.

Reifendruckregelanlagen (RDA) sparen dort Geld, wo Maschinen oft mit unterschiedlich hoher Zuladung zwischen Feld und Straße wechseln. Für das bodenschonende Arbeiten auf dem Acker soll der Reifendruck möglichst niedrig sein. Das vergrößert die Aufstandsfläche, was zu weniger Schlupf und einer Kraftstoffersparnis führt. Außerdem verringert eine größere Aufstandsfläche die Bodenverdichtung und verbessert das Pflanzenwachstum. Auf der Straße sollte der Reifeninnendruck hingegen möglichst hoch sein, um mit geringerem Rollwiderstand Sprit zu sparen und den Reifen zu schonen. Auch wenn eine RDA in der Anschaffung nicht gerade günstig ist, lohnt sich die Investition, wie Prof. Dr. Ludwig Volk für das „DLG-Merkblatt Traktion“ gezeigt hat. Reifen, die im richtigen Druckbereich gefahren werden, halten rund 1.000 Betriebsstunden länger. Außerdem verbessern sich die Zugleistung und der Treibstoffverbrauch des Traktors um bis zu zehn Prozent, wie die Studie von Prof. Dr. Volk belegt.

Anbieter und Merkmale

Der Markt für Reifendruckregelanlagen ist auf Anbieterseite recht übersichtlich. Nennenswerte Anbieter sind PTG Reifendruckregelsystem GmbH aus Neuss, die Firma Steuerungstechnik StG aus Hilter a. TW sowie die großen Traktorenhersteller, die eigene Anlagen anbieten. Teilweise unterscheiden sich die Anlagen hinsichtlich Preis und Leistung merklich. Neben nahezu wartungsfreien Installationen gibt es Anlagen mit Zusatzkompressoren, wie sie für besonders große und voluminöse Reifen nützlich sind. Diese Kompressoren müssen in regelmäßigen Zeitintervallen frisch gefettet werden, was den Wartungsaufwand erhöht. Ein weiteres Leistungsmerkmal von Reifendruckregelanlagen ist die Geschwindigkeit, bei der eine Anpassung des Luftdrucks vorgenommen werden kann. Einige ermöglichen eine Druckanpassung nur bei stehendem Fahrzeug, andere bei Geschwindigkeiten von 10 bis zu 60 km/h – natürlich immer in Abhängigkeit von den angebauten oder gezogenen Geräten und Maschinen.

Vorbereitete Felgen verbauen

Ein normales Rad ist nicht unmittelbar für den Einbau oder die Nachrüstung einer Reifendruckregelanlage geeignet. Werden später Änderungen, etwa durch die Werkstatt, vorgenommen, kann dies dazu führen, dass die Garantie entfällt. Daher: Für Schlepper und Fahrzeuge, die ein gewisses Einsatzspektrum haben, schon vorher an die Nachrüstmöglichkeit denken.

Vorbereitete Felgen werden mit einem Verschlussstopfen ausgeliefert, sodass der Kunde sich jederzeit dazu entschließen kann, eine Reifendruckregelanlage nachrüsten zu lassen. Der Handel hält hier die passenden Adapter für jede Standardbohrung bereit.

Bohnenkamp-Reifen-Tipp 5: Mit sanften Pfoten über den Acker – und dann schnell wieder auf 2 bar

Rohrmuffe mit 1/2“ oder 3/8“ Innengewinde im Felgenring.

Bohnenkamp-Reifen-Tipp 5: Mit sanften Pfoten über den Acker – und dann schnell wieder auf 2 bar

Extra-Loch mit Gewinde 3/8“ im Felgenring.

Kunden aufklären

Werkstätten sollten ihre Kunden immer wieder daran erinnern, wie wichtig der richtige Reifeninnendruck für eine lange Reifenlebensdauer, die erhofften Einsparungen im Betrieb und höhere Erträge durch Bodenschonung ist.

Zwei Themen sollten Werkstätten ihren Kunden in diesem Zusammenhang vermitteln:

■  Zeitpunkt für die Reifendruckänderung

Erst nach Erreichen des Ackers sollte der Druck gesenkt und vor Verlassen des Ackers wieder angehoben werden. Andernfalls kann der Reifen Schaden nehmen. Auch wenn sich der erst später bemerkbar macht, leidet die Lebensdauer des Reifens empfindlich. Auch ein nachlässig eingestellter Luftdruck schadet dem Reifen auf Dauer.

  Luftdrucktabelle ist das A und O

Wer das Gewicht seiner Maschine kennt und weiß, wie schnell er auf welchem Untergrund fahren darf, kann den idealen Reifendruck aus einer Luftdrucktabelle für das Profil leicht ablesen. Eine solche Feinjustierung fällt in der betrieblichen Praxis aber leider schon mal unter den Tisch.

Bohnenkamp-Reifen-Tipp 5: Mit sanften Pfoten über den Acker – und dann schnell wieder auf 2 bar

Luftdruck nach Tabelle und Nutzung einstellen – das ist der Idealzustand.

Maschinen vermessen

Ein großes Plus an Leistung erreicht der Traktor erst, wenn der Reifendruck exakt auf den Einsatzzweck, die jeweilige Traglast und die Geschwindigkeit abgestimmt ist. Dafür müssen Werkstätten oder Fahrzeugführer die Maschine erst einmal mit und ohne Anbaugerät wiegen. Den idealen Druckbereich können Anwender dann in einer sogenannten Luftdrucktabelle nachlesen. Zu finden sind diese für jeden Reifen individuellen Tabellen entweder beim Reifenhersteller oder Reifengroßhandel.

Bohnenkamp-Reifen-Tipp 5: Mit sanften Pfoten über den Acker – und dann schnell wieder auf 2 bar

IFund VF-Reifen im Vorteil

Wenn es möglich ist, sollten in Kombination mit einer Reifendruckregelanlage auch immer IF- und VF-Reifen verbaut werden. Sie können mit einem deutlich geringeren Reifendruck bei gleicher Tragfähigkeit gefahren werden. Für den Einsatz einer RDA bedeutet das: Weil der Luftdruck nur um wenige Bar erhöht oder abgesenkt werden muss, fällt die nötige Luftdruckanpassung niedriger aus. Das spart deutlich Zeit und erhöht die Bereitschaft des Fahrers, die Anlage auch zu nutzen.

Noch ein Verkaufsargument

Seit dem 23. Juni 2021 können Landwirte nach rund halbjähriger Pause wieder ein Zuschuss aus dem Bundesprogramm Energieeffizienz für den Kauf automatischer Reifendruckregelanlagen beantragen. Der Fördersatz beträgt 30 Prozent, ausgenommen sind Maschinengemeinschaften und Lohnunternehmen. Im Gegensatz zu den bislang geltenden Regeln wurden die Förderbedingungen verschärft. Förderfähig sind nun ausschließlich RDA, die sämtliche Achsen des Fahrzeugs versorgen; zuvor hatte eine Nachrüstung der Hinterachse ausgereicht.

Werkstatt-Tipps in Zusammenarbeit mit der Bohnenkamp AG. Für weitere Infos www.bohnenkamp.de oder bei Fragen info @ bohnenkamp.de

 


Weitere Artikel zum Thema

weitere aktuelle Meldungen lesen