Eins, zwei, deins – neues Auktionsportal startet

Das schwedische Auktionsportal für Land- und Baumaschinen, Blinto, startet jetzt in Deutschland. Country Manager Matthias Ressel erläutert das Konzept dieses weiteren Vertriebswegs für Gebrauchte.

Blinto: Eins, zwei, deins – neues Auktionsportal startet

Das schwedische Auktionsportal Blinto startet jetzt in Deutschland. Im Programm sind Land- und Baumaschinen sowie Nutzfahrzeuge.

Blinto: Eins, zwei, deins – neues Auktionsportal startet

Blinto-Geschäftsführer Richard Nilsson (links) und Matthias Ressel, Country Manager Deutschland.

Matthias Ressel hat im Moment eine Menge Aufgaben zu erledigen. Seit dem ersten März hat er viele Einstellungsgespräche geführt, Büroräume gesucht, sich mit der schwedischen Muttergesellschaft und den App-Entwicklern in Teams-Meetings abgestimmt. Ziel ist der Marktstart im Juni 2022. Dann gilt es nach der heißen Phase der Vorbereitung, das Unternehmen Blinto vorzustellen, Kunden zu gewinnen und Traffic auf die Blinto-Website zu bringen.

Hinter der deutschen Blinto GmbH steht die Muttergesellschaft Blinto AB mit ihrem Onlineauktionsportal für gebrauchte Land- und Baumaschinen, Nutzfahrzeuge und Oldtimer. Das Unternehmen mit 50 Mitarbeitenden hat seinen Sitz in Växjö, mitten im wald- und seenreichen Südschweden. Firmengründer Joel Wikell investierte Gewinne aus anderen seiner im Unterhaltungssektor sehr erfolgreichen Onlineportale. Mit Blinto nutzte er das Online-Know-how seiner Gesellschaften für den Aufbau eines Auktionsportals. Heute hält Wikell noch knapp die Hälfte der Firmenanteile, die andere Hälfte verteilt sich auf leitende Mitarbeiter, unter ihnen der Geschäftsführer von Blinto, Richard Nilsson.

Seit 2018 vermarktete Blinto 40.000 Maschinen über sein elektronisches Auktionsportal mit Mindestpreisen. Blinto-eigene Mitarbeiter begutachten das vom Kunden zum Verkauf angemeldete Fahrzeug bei ihm vor Ort. Mit einer App fotografieren sie die Maschine mit besonderem Fokus auf die kritischen Bauteile. Alle relevanten Dokumente von Reparaturen werden erfasst und anonymisiert hochgeladen und der Zustand der Maschine beschrieben. Ein Video zeigt die Maschine im Betrieb und gibt einen Eindruck der Motorgeräusche. Gemeinsam mit dem Blinto-Berater legt der Kunde dann einen Mindestpreis fest, also den Erlös, den er erwartet.

An jeweils festen Wochentagen startet dann die Zeitauktion auf dem Blinto-Portal. Über ein elektronisches Bietersystem, wie zum Beispiel bei ebay, kann der Bietende sein Höchstgebot einstellen. Zwei Drittel aller Maschinen werden verkauft. Blinto agiert hier als Treuhänder und wickelt das Geschäft bis zur Zahlung des Preises ab. Auf Wunsch unterstützt man auch beim Transport oder der Finanzierung. Die Plattform ist gewerblichen Kunden vorbehalten, Landwirte zählen auch dazu. Der Käufer zahlt in Deutschland 1,5 Prozent Provision an Blinto. Die Provision für Verkäufer ist gestaffelt nach Wert der Maschine und Attraktivität. Für einen jungen gebrauchten 140 PS-Traktor eines Long-Liners liegt sie beispielsweise zwischen sechs und acht Prozent.

Fand sich für die Maschine kein Bieter für den eingestellten Mindestpreis, startet die zweite Phase des Verkaufs: Der Blinto-Agent versucht zwischen Verkäufer und den Interessenten, für die der Mindestpreis noch zu hoch war, einen Kompromiss auszuhandeln, sodass die Maschine doch noch den Besitzer wechselt. „Gut ein Drittel der eingestellten Maschinen vermarkten wir direkt über die Auktion, ein Drittel über das Nachverhandeln, ein Drittel bleiben bei ihrem Besitzer“, erläutert Ressel. Die schwedische Website zählt 60.000 registrierte Nutzer, das Wachstum lag in den vergangenen Jahren bei rund 30 Prozent jährlich. Grund für die Schweden, sich neuen Märkten zuzuwenden.

Portal angepasst an den deutschen Markt

„Die deutsche Blinto GmbH ist nicht einfach eine Eins-zu-Eins-Kopie des schwedischen Portals“, darauf legt Matthias Ressel besonderen Wert. Aus diesem Grund haben die Schweden sich auch für Ressel als Country Manager Deutschland entschieden. Der 44-jährige Betriebswirt aus dem Münsterland arbeitete über zehn Jahre bei bekannten Autovermiet- und Leasinggesellschaften, bevor er 2011 zum weltweit führenden Auktionshaus für mobile Maschinen, Ritchie Bros. in Meppen, wechselte.

Ressel startete hier im Außendienst in Baden-Württemberg und der Schweiz, bevor er 2016 die Leitung der Baumaschinensparte für D-A-CH übernahm. Seit dem 1. März steuert er nun vom neuen Firmensitz in Düsseldorf aus die Blinto-Aktivitäten. In der Zentrale sind bereits drei Mitarbeitende für den Innendienst, im Außendienst starteten weitere acht am 1. Juni.

Blinto: Eins, zwei, deins – neues Auktionsportal startet

Bei den Maschinen wird das aktuelle Höchstgebot und die verbleibende Laufzeit der Auktion angezeigt.

Als Erstes gilt es, Kunden und Maschinen zu akquirieren, Traffic auf die Website zu bringen mit dem Ziel, über Abschlüsse zu beweisen, dass das Geschäftsmodell auch in Deutschland funktioniert. „Wir haben mit den Schweden realistische Ziele definiert, die erfordern gerade zum Start vom Team vollen Einsatz, sind aber gut zu schaffen“, formuliert Ressel die Erwartungen.

Matthias Ressel weiß als langjähriger Marktkenner, dass die Höfe beim Handel aktuell nicht überquellen, gute Gebrauchte sind gesucht. „Sicherlich hat keiner auf uns gewartet“, so Ressel mit einem Lachen. „Wir bieten aber eine Vermarktungsalternative ohne Risiko für den Verkäufer. Wir unterstützen den Handel bei der professionellen Vermarktung, um seine Verkaufsmöglichkeiten zu erweitern.“

Als wichtigstes Kapital im Blinto Geschäftsmodell nennt Ressel aber Vertrauen und Transparenz. „In der Anfangsphase unseres jungen Unternehmens spielt in unserer Branche gerade der „Nasenfaktor“ eine große Rolle.“ Deshalb habe man die Vertriebsgebiete für das Blinto-Außendienstteam überschaubar abgesteckt.

Mit Aktivitäten in unterschiedlichen Branchen wie Land- und Baumaschinen sowie Nutz- und Spezialfahrzeuge sieht Ressel genügend Startpotenzial für die deutsche Tochter der Schweden.


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