Maiskörner kommen zentimetergenau in den Boden

Bei der teilflächenspezifischen Maisaussaat greifen Satellitendaten, Pflanzenbauwissen, Sätechnik und Software ineinander, demonstrierten gestern Experten der BayWa AG, der FarmFacts GmbH und der Vista GmbH in Niederbayern.

BayWa: Maiskörner kommen zentimetergenau in den Boden

Das Anbaugerät dosiert die Maiskörnerzahl bedarfsgerecht nach Bodenbeschaffenheit, die Software gibt die Menge auf Basis von ausgewerteten Satellitendaten vor.

Auf einem Praxistag haben gestern (08. Mai 2018) Experten der BayWa AG, der FarmFacts GmbH und der Vista GmbH bei Lohnunternehmer Markus Ingerl im niederbayerischen Gündlkofen die teilflächenspezifische Maisaussaat demonstriert. Im Einsatz waren ein Fendt 724 Traktor mit 240 PS, dahinter ein acht-reihiges Horsch Maestro Anbaugerät mit einem 1400-Liter-Fronttank. Bei der teilflächenspezifischen Maisaussaat muss der Fahrer das Lenkrad nur noch beim Wenden am Feldrand betätigen, in der Spur fährt die Maschine autonom, und dank GPS auf zweieinhalb Zentimeter genau.

Die Basis dafür sind Satellitendaten. Sentinel-2-Satelliten umkreisen die Erde und liefern alle zwei bis fünf Tage frische Daten von einer Fläche, zum Beispiel zu Bodenfeuchte, Chlorophyllgehalt, Blattfläche und vieles mehr. Aus diesen Daten wird eine so genannte „Talking-Fields-Basiskarte“ erstellt. Sie stellt eine geostatistische Auswertung der über mehrere Jahre erfassten Biomasse-Daten dar, wie Dr. Heike Bach von der Vista GmbH erläutert: „Die Karte kann genau aufzeigen, wo auf einem Acker welche Ertragspotenziale liegen.“ Mit Hilfe dieser Informationen erstellt die BayWa eine digitale Aussaatkarte und verknüpft somit digitale Information mit pflanzenbaulicher Erfahrung. Die Aussaatkarte teilt den Acker in unterschiedliche Ertragszonen ein („Teilfläche“). „Sie bildet die Grundlage für die teilflächenspezifische Aussaat“, unterstreichen Dr. Heike Bach und Josef Bauer. „In dieser Karte ist exakt definiert, wo auf dem Acker wie viele Körner gesät werden, damit das Ertragspotenzial bestmöglich ausgeschöpft wird. Für Niedrigertragszonen wird die Kornzahl gesenkt, in Hochertragszonen gesteigert.“

Die Karte wird auf den Bildschirm im Traktor aufgespielt. Wie genau Traktor, Software und Sämaschine ineinandergreifen, erläuterte Michael Deyerler, Produktmanager für Precision Farming bei der BayWa: „Ein zentrales Element ist dabei der Vereinzelungsmechanismus des Anbaugerätes. Damit kann der Landwirt oder Lohnunternehmer die Maiskörnerzahl, die die Software auf Basis der Aussaatkarte vorgibt, entsprechend dosieren und in den Boden einbringen.“

Die teilflächenspezifische Bewirtschaftung von Ackerflächen wird nicht nur für die Maisaussaat eingesetzt, sondern zunehmend auch in der Düngung. Auch für kleinere und mittlere Landwirtschaftsbetriebe mache sich die Nutzung von Satellitendaten in der Praxis schnell bezahlt. Als Faustzahl gelte: „Satellitengestützte Bestandsführung lohnt sich schon ab 30 bis 50 ha, bei überbetrieblicher Nutzung, wenn zum Beispiel ein Lohnunternehmer oder Maschinenring die Arbeiten durchführt, ab 10 ha“,  sagte Dr. Josef Bosch von der FarmFacts GmbH.


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