Hölzerne Rüstung schützt junge Pflanzen

In Bayerns Wäldern wird es künftig keine staatliche Förderung für kunststoffbasierte Produkte mehr geben. Zwei Franken bringen nun eine Wuchshülle aus Holz auf den Markt, die gefördert werden soll.

Baumschutz: Hölzerne Rüstung schützt junge Pflanzen

Christian Meyer (FBG-Ansbach Fürth), Hans Walther und sein Mitarbeiter Gustaw (v. l.). Der zweite Gründer, Alfred Meyerhuber, konnte vor Ort nicht dabei sein.

Baumschutz: Hölzerne Rüstung schützt junge Pflanzen

Bisher waren Kunsstoffhüllen zum Verbissschutz üblich. Bayern beendet jetzt die Förderung.

Wuchshilfen und andere Forstprodukte unterstützen junge Bäumchen in der sensiblen Anwuchsphase und verbessern so den Erfolg der Aufforstungen. Diese sind zunehmend notwendig, weil die Wälder aufgrund des Klimawandels zum Teil stark geschädigt sind. Für die bekannten Kunststoff-Wuchshüllen wird es in Bayern nun einen stufenweisen Ausstieg geben. „Bayerns Wälder sind unsere grüne Lunge und das naturbelassenste Drittel Bayerns. Damit dort künftig weniger Plastik landet, stellen wir die Förderung von Kunststoffprodukten konsequent ein“, so Staatsministerin Michaela Kaniber. Im Jahr 2022 sind je Förderantrag nur noch maximal 200 Stück förderfähig, ab Januar 2023 endet die Förderung ganz. Damit hätten nach Aussage der Ministerin „alle Beteiligten noch etwas Zeit, sich auf dieses nachhaltige Vorgehen einzustellen.“

Hans Walther und Alfred Meyerhuber aus der Nähe von Ansbach haben sich dazu schon länger Gedanken gemacht, denn die Hüllen seien vor allem in schwer zu zäunendem Gelände wie etwa an steilen Kleinflächen eine echte Hilfe. Allerdings muss man sie nach einigen Jahren wieder mühsam einsammeln: „Immer wieder kommt es dann aber vor, dass zum Beispiel die Betriebsübergabe erfolgte oder das Waldstück vererbt wurde. Der neue Besitzer behält es nur als Wertanlage und kümmert sich wenig. Früher war das nicht so schlimm, heute bedeutet es Plastikmüll, der im Wald bleibt“, sagt Hans Walther, einer der Erfinder der Dendron-Hülle. Diese besteht lediglich aus Holz, Juteband (kunststofffrei, gar nicht so einfach zu bekommen!) und ein paar Metall-Tackerklammern. Wie detailliert sie daran getüftelt haben, sieht man in ihrer Werkstatt. Dort zieren über 20 verschiedene Prototypen die Wand. Entstanden sind sie auf einem Vorrichtungstisch, damit die Experimente immer reproduzierbar blieben. „Wichtig war es, einen guten Kompromiss aus Licht- und Luftdurchlässigkeit und dennoch genügend Schutzwirkung vor Verbiss hinzubekommen. Außerdem sollte das Ganze während der Pflanzung auch gut und schnell handhabbar sein“, so Walther.

Die finale Version ist sechseckig geformt: Zwei Seiten bestehen aus breiten Schindeln mit großen Bohrungen, die anderen vier aus schmalen Schindeln. Die Größe entspricht daher etwa den bekannten Kunststoffhüllen. Durch die Schlitze und Löcher kommt genügend Licht, um gutes Wachstum zu gewährleisten, die Zweige können sich früh nach außen recken, der Leittrieb aber wird langfristig geschützt. Zudem werde es laut Walther in den Holzhüllen vor allem im Sommer auf Freiflächen nicht so heiß wie in den Kunststoff-Produkten. Deren oft positiv beworbenes Mikroklima komme seiner Ansicht nach höchstens auf schattigen Abschnitten zum Tragen.

Das verwendete Holz stamme aus regionalen Forsten, die PEFC- und FSC-zertifiziert sind. Für die Montage werden die Hüllen 20 Zentimeter über dem Boden mit einem Handtacker (Empfehlung: akkubetriebene Version) an einem Holzstab befestigt. Das dauert nicht länger als bei anderen Produkten, da diese meist vorher gefaltet und zusammengesteckt werden müssen, was hier dafür entfällt. Durch die Schindellänge von einem Meter ergibt sich eine Wirkhöhe von 1,20 Metern.

Ob die verwendeten Materialien auch wirklich entsprechend verrotten, hat man durch ein Gutachten prüfen lassen. Dieses kursiert aktuell im Ministerium, um zu klären, wie die Hüllen künftig behandelt werden. Die Förderfähigkeit sei laut einem Schreiben der Behörde bereits in weiterhin unbeschränkter Stückzahl zugesagt worden. „Trotzdem handelt es sich am Ende der Lebensdauer um Abfall, ob der nun verrottet oder nicht. Daher müssen wir uns auch mit diesem gesetzlichen Aspekt befassen. Derzeit wird geklärt, ob unser Produkt aus der Abfallregelung ausgenommen werden kann“, sagt Meyerhuber.

Baumschutz: Hölzerne Rüstung schützt junge Pflanzen

Die Wuchshüllen werden etwa 20 Zentimeter über dem Boden angetackert.

Baumschutz: Hölzerne Rüstung schützt junge Pflanzen
Baumschutz: Hölzerne Rüstung schützt junge Pflanzen

Zusammen haben die beiden Erfinder Walther und Meyerhuber inzwischen die Firma Walthmeyer gegründet, die Produktion erfolgt direkt beim Schindelzulieferer auf einer professionellen Anlage. 15.000 Stück pro Woche laufen dort auf Paletten, eine zweite Maschine soll bald folgen. Den Vertrieb möchte Walther über die Forstbetriebsgemeinschaften aufbauen, da an diesen meist auch ein Zubehörhandel angeschlossen ist. Die FBG Holzhandel GmbH (Tochtergesellschaft der FBG Ansbach-Fürth) ist bereits mit im Boot: „Die Dendron-Hülle ist mit gut 3,50 Euro netto – ohne Stab – teurer, wenn sie später aber nicht aus dem Wald geholt werden muss, würde das etwa für Dienstleister bei größeren Mengen viel Arbeit sparen. Insgesamt wäre die Pflanzung damit sogar günstiger, da dann auch die Entsorgungskosten für die Kunststoffhüllen entfallen“, erklärt Christian Meyer, bei der FBG zuständig für die Einsatzleitung sowie für den Verkauf und die Vermittlung von forstlichen Bedarfsartikeln und Waldpflanzen. Dass die Holzhülle nach der Nutzung im Wald verbleiben kann, muss jedoch erst noch rechtlich belegt werden. Denn laut Kreislaufwirtschaftsgesetz müssen Waldbesitzer oder Dienstleister mit Pflegeverträgen – wie etwa die FBG – aktuell auch ökologische Hüllen nach der Nutzung noch abbauen und entsorgen.

Die Dendron-Hülle ist inzwischen auch über die bayerischen Landesgrenzen hinaus auf Interesse gestoßen, wie etwa die Anfrage einer Baumschule inklusive Pflanzdienstleistung aus Baden-Württemberg zeigt. Dort möchte man ebenfalls weg vom Kunststoff, auch wenn dieser in Baden-Würtemberg noch gefördert wird. Solche Großabnehmer versorgt die Firma Walthmeyer inklusive individuellem Angebot selbst, die Ware wird dann direkt aus der Produktion zum Kunden transportiert.

In Bayern ist bei staatlich geförderten Projekten zur Walderschließung – etwa Forstwegen oder Lagerplätzen – bereits seit Anfang des Jahres auch der Einsatz von mineralischen Baustoffen ausgeschlossen, die Reste an Kunststoffen und anderen Fremdstoffen enthalten können. „Ich bin überzeugt, dass wir mit dem klaren Förderausschluss von Kunststoffen den richtigen Impuls setzen. Davon werden nicht nur unsere Wälder profitieren, sondern alle Bürgerinnen und Bürger“, so Ministerin Kaniber.


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