Ideenschmiede erleichtert Forstarbeit

Das Forsttechnik-Unternehmen BaSt-Ing kennen viele durch den innovativen Spindelkeil. Aus der ersten Idee wurde ein Produkt, aus dem schließlich ein Unternehmen wuchs. Die beiden Gründer wagten inzwischen den Sprung in die Großtechnik.

BaSt-Ing: Ideenschmiede erleichtert Forstarbeit

Beschickt wird der Holzspalter von einem Rückwagen-Kran.

BaSt-Ing: Ideenschmiede erleichtert Forstarbeit

Die innovativen Fällkeile haben wir bereits in Ausgabe 1/2-2020 einem Praxistest unterzogen.

Ich stamme von einem Hof in Bayern mit 60 Kühen und 30 Hektar Wald. Das war trotz des Studiums immer meine große Leidenschaft“, erzählt Josef Strobel, der heute als Geschäftsführer von BaSt-Ing fungiert. Daher hat er neben seiner regulären Anstellung als Maschinenbauingenieur häufig am Wochenende mit der Motorsäge dem Harvester beigefällt. Das sei für ihn auch ein guter Ausgleich zum Büro gewesen. Bei solchen Einsätzen im Wald ist auch die Zeit ein wichtiger Faktor, denn die Arbeit wird auf Akkord gezahlt. Ein Schlepper mit Winde ist hier nicht mit dabei, zudem braucht es auch dafür Zeit. Daher legte er sich einen per Ratsche bedienten Keil zu – und war erst einmal begeistert. Nach einigen Einsätzen entpuppte sich das Gerät aber als zu träge für die Arbeit im Akkord: Das händische Vor- und Zurückschrauben dauerte zu lange, vor allem, wenn viel Hubweg nötig war und der Keil mehrmals nachgesetzt werden musste. Daher setzte er statt der Ratsche einen Akku-Schlagschrauber ein, was die Bauteile des Keils aber nicht lange mitmachten.

In diesem Moment beschloss er dann, selbst einen für seine Zwecke passenden Keil zu entwickeln. „Das lief alles noch berufsbegleitend. Ende 2016 setzte ich mich mit meinem Freund Florian Bauer – ebenfalls Maschinenbauingenieur – abends bei einem Bier zusammen, und wir fingen an zu entwickeln“, so Strobel. Da sich schnell Interesse von außen einstellte, begann man wenige Monate später damit, den ValFast getauften Keil auch zu verkaufen, etwa über Forsttechnikmessen und natürlich im Internet. Da sie selbst aus der Ingenieurswelt kommen, waren Dinge wie CE-Kennzeichnung und auch die Zertifizierung durch das Kwf kein Problem.

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Der innovative SpaltFast Schichtholzspalter verarbeitet Rundlinge schichtweise von außen direkt in stapelbare Ein-Meter-Scheite.

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An entscheidenden Stellen nachgebessert

Im Markt kam ihre Erfindung sehr gut an – trotz der bereits bestehenden Konkurrenz, denn das Prinzip des Gerätes war ja kein neues. Man hatte lediglich an einigen entscheidenden Stellen nachgebessert (Details haben wir im eilboten 1/2 2020 erläutert). Durch den Rückenwind blieb der Enthusiasmus der Gründer weiter auf einem Hoch, weshalb es nicht bei nur einer Entwicklung bleiben sollte. Der kegelförmige, ebenfalls per Schlagschrauber angetriebene Nachsetzkeil ValQuick folgte auf dem Fuße, zudem ein spezielles Klebeband zur Reparatur von gerissenen Forstmaßbändern. Im Jahr 2018 erweiterte man dann den ValFast um eine Fernsteuerung per Maßband: Damit kann der Schlagschrauber aus der Entfernung mechanisch betätigt werden, was zu mehr Sicherheit für den Waldarbeiter führt, dennoch hält ihn das ValLink-System in einem bestimmten Radius, in dem er noch den Überblick behalten kann. Für alle, denen der ValFast-Keil zu groß war, gibt es inzwischen zudem den schlanken und auch günstigeren ValFix. Gleichzeitig wurde aber auch der große Bruder immer leichter, da stetig neue Ideen einflossen: Die erste Version wog noch knappe sieben Kilogramm, inzwischen hat er fast zwei Kilogramm abgespeckt und gleichzeitig weitere Verbesserungen erhalten. Da der Schlagschrauber inzwischen zu einem etablierten Forstwerkzeug geworden ist, lag es nahe, ihm noch weitere Aufgaben zu übertragen. So entstand 2019 dann der Erdbohrer DrillFast, der vor allem zum Pflanzen, aber auch im Zaunbau oder für andere Tätigkeiten, die ein Loch in der Erde benötigen, eingesetzt werden kann. Er staubte sogar einen Innovationspreis ab.

Zu dieser Zeit widmet sich Josef Strobel bereits in Vollzeit dem Unternehmen, das sie BaSt-Ing getauft haben. Die Abkürzung steht für die Nachnamen der beiden Gründer und den Verweis auf ihre Ingenieurstätigkeit. Denn diese scheint kaum zur Ruhe zu kommen: Ebenfalls 2019 bringen sie ein mobiles Kettenschleifgerät auf den Markt, angetrieben von einem kleineren, schnellen Akkuschrauber. Durch das verwendete Schleifband erziele man eine ähnlich schonende und flexible Schärfung wie mit der Feile, sei aber maschinell viel schneller. Noch im gleichen Jahr rüsten sie die Hydraulikpumpe eines Kfz-Anhängekippers so um, dass sie ebenfalls mit dem Akkuschrauber bedient werden kann. Normalerweise werden die Pritschen per Handpumpe angehoben, was damit aber auch parallel weiterhin möglich ist. Der Akkuschrauber sorgt jedoch dafür, dass die Ladung bereits in 40 Sekunden ohne Kraftaufwand vom Hänger ist.

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Die „Zahnbürste“ befreit eventuelle Verstopfungen im SpaltFast Schichtholzspalter.

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Der SpaltFast kann von kleineren Traktoren mit 40 bis 50 PS betrieben werden.

„Vincent“ schützt vor herabfallenden Ästen

Neben der reinen Entlastung während der Arbeit lag dem StartUp auch die Sicherheit schon immer am Herzen, siehe ValLink. Mit dem aktuell neu im Markt eingeführten „Vincent“ geht man noch einen Schritt weiter: Er wird wie ein Schild auf dem Rücken getragen und schützt während des Fällens mit der Motorsäge die exponierten Körperteile Rücken und Nacken vor herabfallenden Ästen. Vor allem im Laubholz gelten diese als eine große Gefahr, wie auch die Unfallstatistik der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) belegt. Für diese Produktart war im Vergleich zu den anderen Helferlein dann der Zertifizierungsaufwand höher, da es sich um persönliche Schutz- ausrüstung handelt. Inzwischen ist aber auch diese Hürde genommen, schneller als gedacht: Eigentlich rechnete man mit der Markteinführung erst Anfang 2021, der Vincent kann aber bereits seit Anfang Oktober gekauft werden.

Parallel dazu lag der Bleistift auch für andere Projekte nicht still: Josefs Bruder hatte im Winter 2019/20 sehr viel starkes Buchenholz zu spalten, dafür fehlte ihm aber eine passende Maschine, die auch mit sehr großen Durchmessern bequem zurechtkommt. BaSt-Ing nahm die Herausforderung an. Das Ergebnis ist der erste für Ein-Meter-Holz geeignete Schichtholzspalter mit reiner Kranbeschickung. Er kann – wie die meisten anderen Holzspalter auch – an die Zapfwelle eines kleinen 40 bis 50 PS starken Schleppers gehängt werden. Daneben wird ein zweiter Traktor mit Rückewagen geparkt, die Spalter-Bedienung wird ebenfalls dorthin gelegt. So kann der mit Rundlingen beladene Wagen über seinen Kran den Spalter bestücken und alles von nur einem Mann ohne ständiges Absteigen direkt bedient werden. Das Prinzip ist dabei mit einem gigantischen Gurkenhobel vergleichbar: Das Holz wird schichtweise von außen vom Stammstück abgespalten und durch eine Art Kamm dann in mehrere Scheite aufgeteilt. Verstopft sich doch einmal etwas, hebt der Kran kurz ein passendes Element auf die Spaltplattform, das alle Zwischenräume frei drückt. Der Durchsatz liege nach eigenen Angaben bei zehn Ster (Raummeter) pro Stunde, wobei man sich körperlich kaum anzustrengen brauche. Die Bauform hat sich Bast-Ing patentieren lassen. „Eine supereinfache Maschine, die wirklich was wegschafft“, versichert Strobel. „Das gefällt uns auch so an solchen Projekten, etwas eigentlich völlig Verrücktes zu machen, das vorher keine andere Firma angepackt hat.“ Denn auch das Prinzip des Schichtholzspalters ist keine völlig neue Idee, im Internet finden sich einige Eigenbauten. Professionell und mit der Beschickung durch den Kran habe das bisher aber kein anderer Hersteller umgesetzt. Zielgruppe sind vor allem Kunden mit viel Starkholz über 40 Zentimeter Durchmesser. Denn für schwächere Stämme eignen sich die bekannten Säge-Spalt-Automaten bereits sehr gut, da diese zudem auch das Ablängen mit übernehmen und ebenfalls per Kran mit ganzen Fixlängen gefüttert werden. Ihre Grenze ist aber meist der Durchmesser, weshalb Bast-Ing mit dem SpaltFast genau dort ansetzt. Natürlich gibt es auch für Starkholz bereits Geräte, diese sind aber meist auf den Lohnunternehmereinsatz konzipiert, etwa auf dem Lkw und daher mit sechsstelligen Anschaffungspreisen entsprechend teuer. Das Forst-StartUp setzt daher auf kleinere Kunden oder Maschinengemeinschaften, die auch sonst eher reguläre Holzspalter oder Spaltautomaten kaufen würden. In diesem Segment aber gab es eine Lücke für Starkholz, die man nun füllen möchte.

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Josef Strobel mit der neuen Schutzausrüstung Vincent. Während des Tragens ist der Blick zur „Ansprache“ des Baumes nicht beeinträchtigt.

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Der „Vincent“ schützt insbesondere bei der Laubholzernte vor gefährlichen, herabfallenden Ästen.

Wertschöpfung bleibt in der Region

Das Kernteam der BaSt-Ing GmbH mit Sitz im nur wenige Häuser umfassenden Weipertshausen in der Nähe des Starnberger Sees bilden nach wie vor Josef Strobel und Florian Bauer, dazu kommen weitere Helfer mit ihren ganz verschiedenen Kompetenzen, die aber nicht in Vollzeit angestellt sind. Auf der Weihnachtsfeier sind meist gut 20 Leute vertreten. Neben dem reinen Direktvertrieb im Internet hat man inzwischen auch ein gut verzweigtes Händlernetz etabliert: „Darüber sind wir sehr froh, diese Partner leisten wirklich gute Arbeit“, so Strobel. Denn inzwischen wird natürlich nicht mehr in Einzelstücken gefertigt, sondern eher in 100er-Losgrößen. Ist eine Charge fast verkauft, wird die nächste in Auftrag gegeben. Die Wertschöpfung bleibt dabei vollständig in der Region, da man ausschließlich auf nahe gelegene Betriebe setze, die das Fräsen, Drehen und Schneiden übernehmen. Die Endmontage erfolgt im Unternehmen selbst. Fernost kommt für sie generell nicht in Frage, probiert habe man das zwar einmal kurz, die Ergebnisse waren aber ernüchternd: „Neben der hohen Qualität ist der große Vorteil von lokalen Unternehmen als Produktionspartner, dass ich von dort sofort eine ehrliche Rückmeldung auf meine Ideen bekomme“, erklärt Strobel. „Unser Entwurf wird dann zusammen verbessert, bis die angestrebte Funktion auch mit dem Produktionsprozess harmoniert, wodurch die Herstellung oft auch günstiger wird. Ein reiner Massenfertiger in China würde das bei unseren Stückzahlen nie leisten, der würde einfach die erste Zeichnung durch die Anlage schicken.“ Auch spontane Änderungen – wie etwa durch die fortwährende Optimierung des ValFast-Keils – oder eine kurzfristige Nachbestellung seien bei Unternehmen in der Region mit einem festen Ansprechpartner kein Problem.

 

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Der per Akkuschrauber angetriebene Erdbohrer DrillFast lockert die Erde statt sie zu verdichten wie bei einem Spaten. Das freue laut BaSt-Ing vor allem junge Wurzeln beim Einpflanzen.

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Wer einen Kipper am Pkw nutzt, kann durch den PumpFast die Hydraulikhebelei an den Akkuschrauber delegieren.

Trotz eigenem florierendem Unternehmen inklusive nie ruhender Entwicklung geht Josef Strobel nach wie vor viel mit der Motorsäge in den Wald. So verliert er auch nicht den Anschluss an die Forstarbeit, für die er zusammen mit seinem Jugendfreund Florian Bauer und dem restlichen Team künftig noch weitere Produkte entwickeln will. Und natürlich ist der Ausgleich in der Natur eben durch nichts zu ersetzen.


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