Auf durchschnittlich rund 500 Liter pro Quadratmeter summierte sich über die vergangenen drei Jahre das Regendefizit in Sachsen. Es fehlt also fast ein kompletter Jahresniederschlag. Eine Verbesserung der Situation ist nicht in Sicht, langfristig wohl eher das Gegenteil. Temperaturanstieg, Trockenperioden und Wetterextreme – auf diese Begleiterscheinungen des Klimawandels müssen sich die Landwirte bei der Bewirtschaftung ihrer Felder einstellen. Die verschärften Auflagen zur Düngeverordnung und das drohende Verbot des Totalherbizids Glyphosat machen es ihnen nicht leichter. Gerade in der erosionsvorbeugenden konservierenden Bodenbearbeitung hat sich Glyphosat zur Sicherung der Feldhygiene bewährt. Jeder ersatzweise vorgenommene mechanische Eingriff in den Boden zur Regulierung von Durchwuchs und Unkräutern birgt zudem die Gefahr von Stickstoffemissionen und Wasserverlust.
Praxisversuch im Lösshügelland
Das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) unterstützt die Pflanzenbauer bei ihren Bemühungen um eine wassersparende Landwirtschaft. So beauftragte es das Beratungsunternehmen AgUmenda mit einem Praxisversuch zur wasserschonenden Aussaat von Winterweizen nach Raps sowie von Raps als Folgekultur des Winterweizens. Außerdem bestand die Auflage, beim Erntenachmanagement und der Saatbettvorbereitung auf Glyphosatanwendungen zu verzichten. Eine zusätzliche Herausforderung ist das gegenwärtig hohe Aufkommen an Feldmäusen.
Beide Demonstrationsflächen liegen im sächsischen Lösshügelland nahe Döbeln. Die Pseudogley-Parabraunerde mit einem Anteil von fast 80 Prozent Schluff ist stark erosionsgefährdet. „In der Region sinken die Jahresniederschlagsmengen stetig, insbesondere in der Kornbildungsphase von April bis Juli. Regnete es von 1991 bis 2000 in diesen vier Monaten im Mittel 272 mm, waren es in der jüngsten Dekade 40 mm weniger. Das Mittel der letzten drei Jahre liegt hier sogar nur bei 140 mm“, verweist Marc Büchner von AgUmenda auf veränderte Standortbedingungen. Daher gelte es, die nach der Ernte vorhandene Restfeuchte im Boden zu halten und für die Bestandsetablierung im Herbst zu nutzen.
Bewirtschaftet werden die Flächen von Heinz Friedrich Schönleber. „Das machen wir seit 30 Jahren ohne Pflug“, sagt der Landwirt. Über einige Jahre habe er ausgewählte Kulturen mit Direktsaattechnik bestellt – im Mais mit der Maxima von Kuhn und im Raps sowie Getreide mit der Direktsaatmaschine 750A von John Deere. „Abgesehen von den üblichen Problemen mit Schnecken und Mäusen klappte das ganz gut. Vor zehn Jahren erweiterten wir den Betrieb mit Schweinehaltung. Um die Gülle als Dünger zu nutzen, kamen Grubber und Scheibenegge wieder zum Einsatz, auch in größeren Arbeitstiefen“, berichtet Schönleber. Wegen der Erosionsgefahr, der Kosten und der Konservierung von Bodenwasser behalte man aber die Minimalbodenbearbeitung im Blick und sei daher auf die Ergebnisse des Praxisversuchs gespannt.
Bei einem Feldtag auf den Demonstrationsflächen am 23. September vergangenen Jahres bestand die Gelegenheit, verschiedene Sämaschinen bei der wasserschonenden Weizenaussaat zu beobachten. Auf einem nahe gelegenen, vier Wochen zuvor mit gleicher Technik angelegten Rapsschlag konnte zudem der Feldaufgang begutachtet werden.
Hersteller passen Aussaattechnik an
Vor dem Einsatz der Sätechnik auf den zugeteilten, jeweils 18 m breiten Parzellen für die Weizenaussaat informierte Büchner über die zuvor durchgeführten Feldarbeiten. Demnach erfolgte bereits drei Tage nach der Rapsernte die Überfahrt mit der Messerwalze Horsch-Cultro (12 Meter), an der auch Striegelelemente montiert sind. „Eine Woche später hätte man sicher eine deutlich bessere Wirkung bei der Regulierung des Ausfallrapses erzielen können. Aber die Maschine stand uns nur zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung“, verweist der Pflanzenbauberater auf die bei solchen Praxisversuchen manchmal notwendigen Kompromisse. Nach einem zweiten Striegelgang am 12. August mit dem 8 Meter breiten Horsch-Schwerstriegel rückte eine Kelly-Scheibenegge bei für diese Maschine optimalen Bedingungen (es hatte kurz vorher geregnet) dem Aufwuchs zu Leibe. Zwar wurden durch die sehr flache Bodenbearbeitung nach der Ernte 95 Prozent der insgesamt 2.000 bis 2.200 pro Quadratmeter aufgelaufenen Pflanzen beseitigt. Doch damit verblieben noch etwa 160 Rapspflanzen pro Quadratmeter. „Das ist einfach noch zu viel. Wir entschlossen uns daher zu einer weiteren Bodenbearbeitung mit ganzflächig schneidenden 320 mm breiten C-Mix-Scharen am Amazone Cenius Grubber (6 Meter).“ Sie wurde eine Woche vor der Aussaat auf der Parzelle mit der betriebsüblichen Variante in einer Tiefe von 18 bis 20 cm, auf den anderen Streifen der Versuchsfläche mit einer Arbeitstiefe von 5 cm durchgeführt. Hundertprozentig frei von Pflanzen zeigte sich der Acker zum Aussaattermin dennoch nicht.
Die Vorführungen der Aussaattechnik beim Feldtag eröffnete die Sämaschine Primera DMC von Amazone in der 6-Meter-Variante. „Die für eine exakte Höhenführung einzeln an Parallelogrammen aufgehängten schmalen Meißelschare schieben Organik an die Seite und erzeugen so mit wenig Bodenbewegung und damit Verdunstungsverlusten eine Säfurche. Die bei Fahrgeschwindigkeiten bis 18 km/h von den Scharen erzeugte Feinerde trifft auf die Kolterscheiben, die damit die Saat bedecken“, beschreibt Sascha Bansberg die Funktion.
Die Horsch Pronto übernimmt auch sonst im Betrieb von Schönleber die Weizenaussaat und steht in der Demonstration für die betriebsübliche Vorgehensweise. Verkaufsberater Robert Winter verweist auf die Option, für eine wasserkonservierende Aussaat die Vorwerkzeuge – hier eine Scheibenegge – über einen ergänzbaren zweiten Reifenpacker sehr flach zu führen. Bei der Betriebsvariante ist dies nicht der Fall.
Eigentlich sollte beim Feldtag zusätzlich eine Horsch Focus TD Vergleichsmöglichkeiten bieten. Die nach Unternehmensaussage „Weiterentwicklung des Strip-Till-Ansatzes“ war jedoch nicht verfügbar. Die Idee ist hier eine konzentrierte Lockerung unter der Reihe mit der Ablage von Düngedepots unterfuß als auch in größerer Tiefe sowie Sätechnik zu kombinieren. Das untere Düngerband soll die Wurzel anlocken, sodass die Pflanzen mit einer tieferen Wurzelausbildung besser gegen Frühjahrstrockenheit gewappnet sind.
Bevor die Direktsaatmaschine Hybrid von Claydon mit 4,8 Meter Arbeitsbreite zum Einsatz kommt, erläutert Vertriebsleiter Sebastian Ständer deren Funktionsweise: Die Frontzinken lockern den Wurzelraum je nach Einstellung bis zu einer Tiefe von 20 Zentimetern vor und legen Drainagerillen an, über die Feuchtigkeit zum Saatgut aufsteigt. Das nachfolgende Gänsefußschar mit Y-Verteiler räumt die Saatrille für die Ablage durch den Saatinjektor frei. Paddelbalken schieben schließlich die Furche wieder zu.
Für das bei der Demonstration angestrebte wassersparende Drillen hatte Raik Brocke von Väderstad an der Sämaschine Rapid die vorlaufenden Kurzscheiben extrem flach eingestellt, gerade so viel, dass ein wenig Feinerde entsteht. „Man kann dieses Werkzeug aber auch ganz weglassen“, so der Firmenvertreter. Die Einscheibenschare dringen mit einem Schardruck von 150 kg in den Boden ein und legen die Körner unterhalb der Arbeitstiefe der Vorwerkzeuge ab. Jedes der folgenden Packerräder steuert die Ablagetiefe von zwei Säscharen und sorgt zugleich für die Rückverfestigung.
Erste Ergebnisse auf der Rapsfläche
Auf der Winterrapsfläche nach Vorfrucht Winterweizen, wo die Aussaat am 26. und 27. August mit der gleichen Technik, einschließlich der beim Feldtag am 23. September ausgefallenen Horsch Focus TD, erfolgte, liegen bereits erste Einschätzungen zu den Aussaatvarianten vor. Das Nacherntemanagement startete hier mit dem Sauerburger Mulcher, dem sich ein sehr flacher Stoppelsturz (2 bis 3 cm) mit der Kurzscheibenegge Horsch Joker bei trockenen Bedingungen anschloss. Am 20. August erfolgte die Ausbringung von Gärresten mit einer in 6 bis 8 cm arbeitenden Kurzscheibenegge. Auf dem Streifen mit der betriebsüblichen Variante wurde unmittelbar vor der Aussaat noch eine tiefe Bearbeitung mit dem Grubber (Flügelschare) auf 22 cm durchgeführt.
„Wie zu erwarten, hatten die Drillmaschinen mit der geringsten Bodenbewegung (Väderstad Rapid und Amazone DMP) nach der Aussaat mit 55 Prozent den höchsten Bodenbedeckungsgrad. Die Varianten mit Horsch Pronto, Claydon Hybrid und Horsch Focus wiesen eine mittlere Strohbedeckung von rund 40 Prozent auf, zeigten allerdings eine geringere Streuung der Werte, was auf eine gleichmäßigere Arbeitsweise schließen lässt“, informiert Büchner bei einer Begehung der Fläche.
Bei der Auszählung des Feldaufganges zeigte die Horsch Pronto zwar mit 42 Pflanzen/m² den besten Durchschnittswert. Allerdings gab es hier große Schwankungen. Den schwächsten Feldaufgang wiesen Väderstad Rapid und die Amazone Primera mit ca. 31 Pflanzen/m² auf. Dies lässt sich unter anderem mit dem hohen Mäusebesatz erklären. Die besonders geringe Bodenbearbeitung bei diesen beiden Varianten wirkt zwar wassersparend, stört aber Mäusepopulationen am wenigsten. Die Varianten Claydon und Horsch Focus konnten mit einem sehr gleichmäßigen Feldaufgang punkten, brachten jedoch nur durchschnittlich 33 Pflanzen/m² hervor.
Die weiteren Ergebnisse zum Praxisversuch der wassersparenden Anlage von Raps- und Weizenkulturen können im Blog auf der Internetseite www.agumenda.de verfolgt werden.