Güllegespann auf Jungfernfahrt in Sachsen

Lohnunternehmer Marcus Lohmann setzt beim Spagat zwischen Umweltschutz, Düngungseffekt und Schlagkraft auf moderne Ausbringtechnik für Gülle und Gärreste.

Ausbringtechnik: Güllegespann auf Jungfernfahrt in Sachsen

Mit dem neuen Güllegespann aus Terra Variant 585 von Holmer und der Amazone Güllekurzscheibenegge Catros+ 2TX erreicht das Lohnunternehmen trotz geringerer Ausbringmengen pro Hektar eine hohe Schlagkraft.

Ausbringtechnik: Güllegespann auf Jungfernfahrt in Sachsen

Lohnunternehmer Marcus Lohmann bei der Grundeinstellung des Mittelsegments der Gülle-Scheibenegge.

Schwerpunkt im Leistungsangebot der Kfz- & Nutzfahrzeugservice Lohmann Betriebs GmbH in Pockau-Lengefeld (Sächsischer Erzgebirgskreis) ist die Ausbringung von flüssigem Wirtschaftsdünger. „Mit unseren Selbstfahrern in Kombination mit Güllescheibenegge, Schlitzgerät oder Schleppschlauchsystem fahren wir im Auftrag von Agrarbetrieben jährlich auf rund 12.000 ha knapp 350.000 Kubikmeter Gülle und Gärreste aus“, rechnet Geschäftsführer Marcus Lohmann zusammen.

An den Kubikmetern wird sich in nächster Zeit wohl nicht viel ändern, an der Hektarzahl dagegen schon. Denn durch die Verschärfung des Düngerechts sinken die Ausbringmengen pro Hektar. Statt 30 bis 40 m³/ha dürfen jetzt oft nur noch 10 bis 15 m³/ha bei einer Überfahrt aufs Feld. „Da gleichzeitig die Zeitfenster für die Durchführung der Arbeiten enger werden und eine Erhöhung der Geschwindigkeit kaum möglich ist, haben wir uns als Lösung für eine höhere Arbeitsbreite entschieden, um auch zukünftig eine ausreichende Schlagkraft zu gewährleisten“, sagt Prokuristin Konstanze Küster.

Doch dafür fehlte Technik. Die zur Ausbringung und gleichzeitigen Einarbeitung genutzte Amazone-Kurzscheibenegge Catros+ mit Gülleverteiler gab es nur in der getragenen Ausführung mit maximal 6 m Arbeitsbreite. So regte unter anderem das sächsische Lohnunternehmen bei Amazone eine entsprechende Weiterentwicklung bei den größeren Gerätebreiten an.

Einarbeitung auf bis zu 9 m Breite

Im Ergebnis hat Amazone das so genannte pro-Paket nun auch für die Catros+ 7003 bis 9003-2TX mit 7 bis 9 m Arbeitsbreite im Angebot. Das pro-Paket bietet einen besseren Schutz der Scheibenegge während des dauerhaften Gülleeinsatzes. Erreicht wird dies durch stärkere Scheibenlager (höherer Chromanteil), spezielle Laufwerksabdichtungen und zusätzliche Schmierstellen an den Lagern der Klappstellen. Optional gibt es eine verstärkte, für die Ansprüche der Gülleausbringung konzipierte Stabwalze. Möglich sind Kombinationen mit den Vogelsang-Verteilköpfen Dosimat als auch Exacut. Für beide Varianten bietet Amazone einen Montagesatz für die Verteilerköpfe und die Auslaufrohre vor der ersten Scheibenreihe an.

Das Lohnunternehmen Lohmann kaufte eine der ersten Catros+ mit pro-Paket in der 8 Meter-Variante bei der LTZ Chemnitz und ergänzend dazu als Zugfahrzeug bei Agrartechnik Sachsen einen Terra Variant 585 – zusammen eine Investition von rund 600.000 Euro. Das nagelneue Güllegespann absolvierte am 28. Februar im Beisein von Werksvertretern seine Jungfernfahrt auf einem 30 ha großen Rapsschlag mit abgefrorener Zwischenfruchteinsaat der Agrargenossenschaft Voigtsdorf e.G. nahe Dorfchemnitz (Mittelsachsen). Ziel war das Vermitteln von Tipps zur Handhabung der Technik und die praktische Einweisung von Gespannfahrer André Eckardt.

„Wir sehen bei der Gülleeinarbeitung als Reaktion auf die verschärften Vorgaben der Düngeverordnung eindeutig einen Trend zu größeren Arbeitsbreiten. Das zeigen auch die Bestellungen zu den gezogenen Catros-Scheibeneggen mit pro-Paket“, sagt Henry Früchtenicht, Amazone-Produktmanager für passive Bodenbearbeitung. Die Kombination der gezogenen Modellvarianten mit Gülleverteilkomponenten von Vogelsang biete vor allem Großbetrieben und Lohnunternehmen eine weitere Möglichkeit, durch die nahezu zeitgleiche Gülleausbringung und -einarbeitung Zeit und Geld zu sparen, Stickstoffemissionen zu reduzieren und die Nährstoff- und Düngeeffizienz zu erhöhen.

Beim Ersteinsatz gab Früchtenicht unter anderem Hinweise zur Einstellung des ContourFrame. Diese Funktion ermöglicht, dass sich die drei Segmente unabhängig voneinander in Schwimmstellung bewegen und verbessert so die Anpassung der bis zu 9 m breiten Scheibenegge an die Geländekontur. „Für ein optimales Arbeitsergebnis gilt es, die Maschine zunächst so zu justieren, dass sie parallel über den Boden läuft“, empfiehlt Früchtenicht. Dies erfolge beim Mittelsegment mittels Unterlenker sowie Einsteckscheiben am Hydraulikzylinder der Deichsel und bei den äußeren Segmenten über die Ratschen an den Stützrädern. Von der Kabine aus ließen sich dann die Scheibenfelder mit den gezackten 510 mm-Scheiben gleichmäßig aus- und einschwenken und auf die gewünschte Ablagetiefe der Gülle zwischen 5 und 15 cm einstellen.

Ausbringtechnik: Güllegespann auf Jungfernfahrt in Sachsen

Die Zunhammer-Gülletechnik kann die Leistung der Vogelsang Drehkolbenpumpe ausschöpfen.

Ausbringtechnik: Güllegespann auf Jungfernfahrt in Sachsen

Vier Fahrscheinwerfer und 16 LED-Arbeitsscheinwerfer gehören beim Terra Variant 585 zum serienmäßigen Lichtpaket.

Dosiert verteilt und mit Power gezogen

Die Scheibenegge bestellte das Lohnunternehmen beim Händler in Kombination mit dem Verteiler Dosimat DMX. Bei der neuen Verteilergeneration von Vogelsang wurde nach Aussage von Klaus Oesterwind, Niederlassungsleiter Ost, der Rotor strömungsoptimiert. Dadurch bewältige nunmehr ein einziger Verteiler die dosierte Querverteilung bei großen Arbeitsbreiten, wo sonst zwei notwendig sind. „Dies gilt sowohl für das Schneiden und Verteilen geringer Ausbringmengen als auch für Güllegaben von 40 Kubikmetern pro Hektar und mehr“, betont Oesterwind.

Der Terra Variant 585 von Holmer mit Gülletechnik von Zunhammer sattelt einen 21 m³ fassenden Tank. Der Gefahr einer übermäßigen Bodenverdichtung durch die hohe Zuladung wirken die großvolumigen Räder und das Fahren im Hundegang entgegen. Dank des automatisch schwenkenden Dreipunkts der Kategorie IV steht das Anbaugerät auch beim Hundegang in geradem Zug zum Rahmen.

Im Gegensatz zum Vorgängermodell, bei dem ein V8-Motor verbaut war, sorgt jetzt ein Sechszylinder-Reihenmotor von Mercedes Benz für den Antrieb. „Der hat zwar etwas weniger PS, aber eine für das Arbeiten auf dem Acker günstigere Leistungskurve. Das heißt, die Drehmomente stehen zur Verfügung, wenn sie wirklich gefordert werden“, erläutert Kundendienstmonteur Eric Becker.

Durch Veränderungen im Aufbau unter anderem mittels innenliegender Rohre hat Zunhammer den Güllefluss am Trägerfahrzeug optimiert, sodass die Leistungsmerkmale der Vogelsang-Drehkolbenpumpe besser zur Geltung kommen. Viel Wert haben beide Firmen bei der Neuentwicklung auf die Gewichtsreduzierung gelegt. Durch die Verwendung neuer Werkstoffe und eine ausgeklügelte Konstruktion ist es gelungen, das Eigengewicht inklusive Gülletechnik um mehr als vier Tonnen auf 21,6 t zu senken. Das entspricht einem Leistungsgewicht von 36,9 kg pro PS.

Interessiert verfolgte Jens Nebel, Pflanzenbauchef der Agrargenossenschaft Voigtsdorf e.G., den ersten Einsatz des neuen Güllegespanns auf einem seiner Schläge. Der Betrieb bewirtschaftet eine Fläche von insgesamt 1.700 ha, davon 600 ha Grünland und hält 800 melkende Kühe plus Nachzucht. „Mit der modernen Technik, die unserem Dienstleister Firma Lohmann nun für die Gülleeinarbeitung zur Verfügung steht, gelingt die Kreislaufwirtschaft zwischen Tier- und Pflanzenproduktion auch unter den schärferen gesetzlichen Vorgaben“, ist der Landwirt überzeugt.

Ausbringtechnik: Güllegespann auf Jungfernfahrt in Sachsen

Im Team für eine effiziente und umweltgerechte Gülledüngung (v. l.): Fahrer André Eckardt und sein Chef, Lohnunternehmer Marcus Lohmann, Holmer-Kundendienstmonteur Eric Becker, Klaus Oesterwind von Vogelsang, Konstanze Küster, Prokuristin beim Lohnunternehmen Lohmann, Henry Früchtenicht, Produktmanager bei Amazone und Uwe Lippmann vom Amazone-Vertragshändler LTZ Chemnitz GmbH.

Ausbringtechnik: Güllegespann auf Jungfernfahrt in Sachsen

Durch die Auslaufrohre wird die Gülle zunächst vor der ersten Scheibenreihe platziert, von dieser eingearbeitet und in direktem Anschluss durch die nachfolgende zweite Scheibenreihe eingemischt.


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