Kuppeln, ohne abzusteigen

Bei der Arbeit mit einem Hoflader ist der häufige Werkzeugwechsel mit viel Aufwand verbunden, muss man doch zum Kuppeln hydraulisch betriebener Geräte absteigen. Das System „Mösl“ schafft Abhilfe.

Praxistest – Arbeitsgerätewechsel: Kuppeln, ohne abzusteigen

Gleich kuppelt das System ... und die Hydraulikanschlüsse (Bildmitte rechts) kuppeln automatisch mit.

Herkömmliche automatische Kuppelsysteme sind bisher nur mit einem hydraulischen Anschluss (dw) erhältlich. Diesem Problem hat sich der österreichische Landwirt Thomas Mösl angenommen, das System „Highspeed Oil Coupler“ entwickelt und patentieren lassen. Seit 2016 ist er als Unternehmer erfolgreich tätig. Angefangen hat es damit, dass der Hoflader universell auf seinem Betrieb eingesetzt wurde und der ständige Werkzeugwechsel mit dem dazugehörigen Kuppeln der Hydraulikschläuche viel Zeit und Nerven beanspruchte. Aus einem Prototyp und praktischer Testarbeit ist nach drei Jahren ein serienreifes Produkt mit CE-Kennzeichnung entstanden. Wir testeten das System über drei Monate an einem Weidemann Hoflader 1140.

Einfaches Prinzip

Speziell am Schnellwechsel-System von Mösl ist, dass es mit zwei doppeltwirkenden Hydraulikanschlüssen frei bestückbar ist. Es können also bis zu vier Kupplungen mit drucklosem Rücklauf und wahlweise ein drei- oder siebenpoliger Elektrostecker verbunden werden. Das Ganze ist unter Druck kuppelbar, auch dann, wenn Staudruck vorhanden ist. Die Werkzeugaufnahme toleriert ein Spiel bis zu 20 Millimetern. Das heißt, selbst wenn die Aufnahmepunkte nicht mehr neu sind und das Trägerfahrzeug vibriert, gibt es keine Probleme.

Funktionsweise

Man fährt an das Gerät heran und nimmt es wie gewohnt auf. Wird es dann in die Werkzeugaufnahme des Fahrzeugs geschwenkt, so schiebt sich die Kuppelplatte vom Gerät in den fahrzeugseitigen Aufnahmeschlitten, wobei sich automatisch die Schmutzklappe über den Kupplungen aufschiebt.

Betätigt man nun die hydraulische Werkzeugverriegelung, wird erst diese beidseitig geschlossen. Dann fährt der Aufnahmeschlitten zusammen und steckt die Kupplungsplatte millimetergenau auf. Dabei wird die Kuppeleinheit aus der Halterung am Gerät gezogen und sozusagen aufs Fahrzeug übergeben. Diese Kuppeleinheit ist nur noch über die Vorspannfeder und die Hydraulikschläuche verbunden.

Bis 20 Millimeter Spiel zwischen Fahrzeug-Aufnahme und Werkzeug sind kein Problem. Zusätzlich verriegelt eine ausgeklügelte, mechanische Sicherung die Kuppeleinheit. Eine optische Anzeige, die vom Fahrzeug aus gut einsehbar ist, zeigt den aktuellen Verriegelungszustand an. Eine Fehlbedienung ist nicht möglich, da alles über eine Folgesteuerung abgesichert ist.

Praxistest – Arbeitsgerätewechsel: Kuppeln, ohne abzusteigen

Der Umbausatz wird komplett nach Kundenwunsch zusammengestellt und geliefert.

Praxistest – Arbeitsgerätewechsel: Kuppeln, ohne abzusteigen

Der Erfinder und Geschäftsinhaber, der österreichische Landwirt Thomas Mösl, besuchte den Testbetrieb.

Sekundenschnell – auch unter Druck

Beim Kuppelvorgang werden die flachdichtenden Steckkupplungen auf 0,2 Millimeter genau – auch bei Restdruck – exakt gerade ineinandergesteckt. Genau so weit, dass auch die maximale Durchflussmenge erreicht wird. Denn oft reduzieren schlecht eingestellte Kupplungen die Durchflussmenge. Durch die genaue Passung ist der Verschleiß an den Kupplungen minimal, denn bei den meisten herkömmlichen Schnellkupplern presst man diese einseitig belastet zusammen, was dazu führt, dass sich Ölleckagen bilden und die Kupplungsköpfe stark verschleißen.

Positiv aufgefallen ist das saubere Kuppeln der Anschlüsse ohne Leckage. Beim Test wurde öfter die Rundballenzange am Ballen festgeklemmt, abgekuppelt und am anderen Tag wieder angekuppelt. Das funktionierte einwandfrei und fast ohne Öl-Leckage. So wird eine Futterverschmutzung effizient und sicher vermieden, die Umwelt geschont und Öl gespart.

Der Umbausatz wird von Mösl individuell für die jeweiligen Anforderungen und den Fahrzeugtyp zusammengestellt sowie bestückt geliefert.

Praxistest – Arbeitsgerätewechsel: Kuppeln, ohne abzusteigen

Das bestehende Umschaltventil wird ersetzt und zusätzlich ein Druckbegrenzungsventil montiert.

Praxistest – Arbeitsgerätewechsel: Kuppeln, ohne abzusteigen

Als Bestückung des Schnellwechslers lassen sich bis zu zwei doppeltwirkende Anschlüsse und ein drei- oder siebenpoliger Elektrostecker oder aber ein freier Rücklauf montieren.

Einfache Umrüstung

Zuerst wird die komplette bestehende Aufnahme durch die neue von Mösl ausgetauscht. Darin ist bereits die komplette Kuppeleinheit mit dem Schiebeschlitten inklusive hydraulischer Werkzeugverriegelung integriert und vormontiert. Nun wird noch ein Druckbegrenzer-Ventil eingebaut und das Umschaltventil ausgetauscht. Lediglich die für den Umbau erforderlichen Hydraulikschläuche muss man selbst stellen und montieren, denn bei jeder Maschine sind diese anders. Sind die Hydraulikschläuche angeschlossen, ist fahrzeugseitig schon alles einsatzbereit.

Praxistest – Arbeitsgerätewechsel: Kuppeln, ohne abzusteigen

Mit der praktischen Anschweißlehre können die Kuppleraufnahmen am Arbeitsgerät milimetergenau positioniert und angeschweißt werden.

Praxistest – Arbeitsgerätewechsel: Kuppeln, ohne abzusteigen

Trotz Verschmutzung durch Häckselstroh sind die Kupplungen absolut dicht und lassen sich auch unter Druck kuppeln.

Anschweißlehre

An die Anbaugeräte montiert man die Kuppeleinheit. Dazu wird die praktische Anschweißlehre in den Anhängepunkten fixiert und das seitliche Spiel mit mitgelieferten Einschweißdistanzen ausgeglichen. Dann den Anschweißhalter auf die Lehre stecken, wenn nötig, einkürzen, und nach den vorgegebenen Maßen der Anleitung einpassen und anheften. Dann gilt es noch, den Halter für die Rückhaltefeder anzufertigen. Oft kann man dazu in der passenden Flucht ein Loch bohren, mit einer Kette und Schraube ist das dann schon erledigt.

Oder man fertigt aus Flacheisen einen kleinen, aber massiven Halter an. Nach einem Probelauf werden alle Schweißstellen fertig geschweißt und nachlackiert. Bei der Verlegung der Hydraulikschläuche muss man darauf achten, dass diese für die Bewegungen der Fahrzeugschwinge genügend lang sind, aber auch nirgends einklemmen können.

Minimaler Wartungsaufwand

Im Unterhalt und in der Pflege ist das System genügsam. Wichtig ist, dass die Aufnahmeführungen und Gleitstellen immer etwas gefettet oder geölt sind. Aber nicht zu viel, denn sonst bleibt nur unnötig Staub und Schmutz kleben. Bei der Entwicklung wurde auch darauf geachtet, dass die Verschleißteile Standardteile sind.

Fazit

In den drei Monaten wurde das System an einer Einstreuschaufel und einem Euro-Adapter für die Aufnahme von diversen Werkzeugen eingesetzt. Die Montage kann jede Landmaschinenwerkstatt preisgünstig erledigen, denn der Aufwand für die Schweißarbeiten ist gering.

Der Stromstecker muss gut ausgerichtet sein, damit der Schmutzschutz nicht klemmt. Während der ganzen Testzeit ist es nie zu einem Problem gekommen. Der Schnellkuppler arbeitet automatisch, zuverlässig schnell und sauber. Mit der optischen Anzeige sieht man sofort die Stellung der Verriegelung. Die Schmutzempfindlichkeit ist gering. Die Gleitstellen und Schmiernippel sollten gelegentlich geschmiert werden. Für normale Anwendungen reichen zwei doppeltwirkende Anschlüsse, eine erweiterte achtfache Ausführung ist in Planung. Nachgerüstete Anbaugeräte können aber jederzeit auch wieder „normal“ eingesetzt werden, sodass auch der Nachbar ohne dieses System ein Gerät einsetzen kann. Die Kosten für ein System mit zwei Kuppelplatten, Anbauteilen und Anschweißlehre liegen bei rund 2.000 Euro.

Angesichts der vielen Erleichterungen ein preiswertes System, mit dem man sich auch für die Zukunft nichts verbaut. Auch am Frontlader lässt sich der Schnellkuppler einbauen.

www.moesl-schnellwechsler.com

Kurzbewertung

+ Kein Absteigen zum Kuppeln

+ Unter Druck kuppelbar

+ Nicht systemgebunden

– Stromstecker und Schlauchführung müssen gut ausgerichtet werden

Technische Daten – Mösl „Highspeed Oli Coupler“

Mögliche Anzahl Anschlüsse: 2 doppeltwirkende Hydraulikanschlüsse und ein drei- oder siebenpoliger Elektrostecker oder ein hydraulischer Rücklauf

Voraussetzung: Hydraulische Werkzeugverriegelung am Fahrzeug

Set-Inhalt: individuell zusammenstellbar

 

Weitere Bilder zu diesem Praxistest können Sie sich nachfolgend bzw. unter folgendem Link in der Galerie ansehen:
https://www.eilbote-online.com/agrarbilder


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