Zum „Zehnjährigen“ Umzug in den Neubau

Mehr Raum für Entwicklung, Prototypenbau und die Erprobung von Getrieben

Antriebstechnik Roth: Zum „Zehnjährigen“ Umzug in den Neubau

Gruppiert um das 750-kg-Getriebe für eine Baumentrindungsanlage: das Team von Antriebstechnik Roth.

Antriebstechnik Roth: Zum „Zehnjährigen“ Umzug in den Neubau

Andreas Roth (links) und sein erster Mitarbeiter Michael Keil, der seit diesem Jahr Gesellschafter ist.

1.100 Quadratmeter Hallenfläche, 500 Quadratmeter für Konstruktion und Verwaltung für insgesamt 25 Mitarbeitende – dies sind die Eckdaten des Neubaus der Antriebstechnik-Roth GmbH im Gewerbegebiet Bitzen in Much. Weiß strahlt das Gebäude im Sonnenschein mit Blick über die sanften Hügel der Ausläufer des Bergischen Landes. Anfang September fand die offizielle Einweihung statt.

Der Umzug, bereits im Frühsommer vollzogen, findet im Jubiläumsjahr des noch relativ jungen Unternehmens statt. Vor zehn Jahren machte sich Andreas Roth mit der Systemtechnik-Roth selbstständig. Damals noch im geräumigen Souterrain seines Privathauses in Neunkirchen/ Wolperath, gut 45 Autominuten südöstlich von Köln gelegen.

Roth stammt von einem landschaftlichen Betrieb in Schwaben. Bereits in seiner Jugend interessierte er sich eher für die Landtechnik als für Ackerbau und Viehzucht. Er absolvierte bis 1988 das Studium der Landtechnik an der heutigen TH Köln. Seine berufliche Laufbahn startete er bei Walterscheid und arbeitete dort in der Getriebekonstruktion. Im Jahr 1995 wechselte er in das von Walterscheid nach der Wende übernommene Getriebewerk Sohland in Sachsen, 2004 wurde Roth dort Leiter der Abteilung Anwendungstechnik. Zu den Höhepunkten seiner Ingenieurslaufbahn zählte die Auszeichnung mit der Max-Eyth-Gedenkmünze des VDI für seine Verdienste auf dem Gebiet innovativer Antriebe in der Landtechnik.

Seit 2010 reifte in Roth der Gedanke über die Selbstständigkeit. 2012 ging er diesen Schritt – obwohl einige seiner Wegbegleiter und Freunde ihm damals davon abrieten.

Sein erster Mitarbeiter war Michael Keil, heute 35 Jahre alt. Keil ist seit diesem Jahr Gesellschafter der Antriebstechnik Roth und Prokurist. Damit ist auch der Generationsübergang vorbereitet. Mit Fleiß und der ihm eigenen Beharrlichkeit erweiterte Roth das Aufgabenspektrum und das Team der jungen Firma. Für den Prototypenbau diente seine private Garage, für Probeläufe von Getrieben nutzte man den eigenen Unimog 421 und einen Fendt Geräteträger.

Die Tassen wackelten im Stubenschrank

Mit der Akquise anspruchsvoller Projekte baute das Start-up-Unternehmen seine Büro- und Testmöglichkeiten in einer größeren, von einem Lohnunternehmer angemieteten Halle in unmittelbarer Nachbarschaft aus. Die Mitarbeiterzahl wuchs auf über zehn. Allein fünf Mitarbeitende kamen von der Kölner Landtechnikhochschule. Auch den Prüfstand baute man aus. Mehrere hundert PS konnte man hier für Tests mobilisieren, dabei vibrierte in Extremfällen der Untergrund. Selbst bei den Nachbarn wackelten dann die Tassen im Stubenschrank, mit von Schnaps und Schokolade begleiteten persönlichen Besuchen beugte man Beschwerden vor.

Als sich im Gewerbegebiet Bitzen in Much ein bezahlbares Grundstück anbot, fiel der Entschluss, die Übergangslösung in der umgerüsteten Maschinenhalle zu beenden und einen auf die Bedürfnisse des Teams zugeschnittenen Neubau zu errichten.

Die neue große Halle gliedert sich in die Bereiche Prototypenbau, Serienfertigung von mechatronischen Getrieben und ein Regallager. Rund 2.000 Getriebe für drehmomentüberwachte Düngerstreuer baut man hier jährlich. Grundsätzlich ist das Unternehmen bei der Nennung von Referenzen diskret.

Antriebstechnik Roth: Zum „Zehnjährigen“ Umzug in den Neubau

Der Prüfstand: Ab Oktober bietet er 520 kW Leistung für dynamische Tests auch als Dienstleistung.

Antriebstechnik Roth: Zum „Zehnjährigen“ Umzug in den Neubau

Ein optimales Arbeitsumfeld: der Neubau von Antriebstechnik Roth in Much.

Noch Prüfkapazitäten frei

Besondere Expertise entwickelte das Team bei der Konstruktion von leistungsverzweigten Getrieben und Getrieben für elektrische Nutzfahrzeuge. Die relativ hohen Umdrehungszahlen des Elektromotors in niedrigere mit hohem Drehmoment zu wandeln – damit hat das Roth-Team bereits viel Praxiserfahrung gesammelt. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür war auf der Einweihungsfeier ausgestellt: Das 750 Kilogramm schwere Getriebe für die Entrindungsmaschine eines Sägewerks wurde von Antriebstechnik Roth für den Elektroantrieb mit besserem Wirkungsgrad designt, vorher war der Antrieb hydraulisch.

Das Unternehmen betreut viele Kunden in der Landtechnik aber auch in den Bereichen Baumaschinen, Recycling und Industriegetriebe laufen Projekte. Da Berechnung, Konstruktion des Getriebes und Montage der Prototypen unter einem Dach stattfinden, verkürzen sich die Entwicklungszeiten. Auch die Validierung wird hier durchgeführt. Ab Oktober stehen 520 kW Leistung für dynamische Tests im Prüfstand zur Verfügung. Die Prüfgetriebe werden mit Wärmebildkamera und Sensoren sowie Geräusch- und Vibrationsmessung überwacht. Nach bis zu 500 Stunden an den Praxiseinsatz angelehnter Belastung folgt die Befundung. Der „Testkandidat“ wird demontiert, alle Zahnräder, Lager und Wellen auf ihren Zustand untersucht und gegebenenfalls nachgebessert. Dann startet der Zyklus von Neuem. Aktuell habe man noch Zeitfenster für Prüfungen, die man als Dienstleistung anbietet, frei, berichtet Michael Keil.

In der kleinen Feierstunde anlässlich Neubau und Firmenjubiläum bedankte sich Roth bei allen Wegbegleitern, Kunden, Lieferanten und vor allem bei seinem Team. „Als ich vor zehn Jahren in die Selbstständigkeit startete, habe ich mir mein Unternehmen genau so vorgestellt, wie es hier und heute dasteht“, zog Andreas Roth in seiner Rede eine positive Bilanz.


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