Transportwege blockiert, Hungerkrise droht

Satellitendaten prognostizieren schwache Ernte in der Ukraine – BayWa Tochter VISTA stellt dem ukrainischen Landwirtschaftsministerium detaillierte Ertragsprognose für Weizen, Gerste und Raps zur Verfügung.

Analyse: Transportwege blockiert, Hungerkrise droht

Die Grafik zeigt, wie viel Winterweizen im Juni in den jeweiligen Verwaltungseinheiten der Ukraine reift. Da ein Großteil davon in den östlichen Oblasten der Ukraine liegt, die am stärksten umkämpft sind, ist hier mit Ernteausfällen und Beschlagnahmungen zu rechnen.

Analyse: Transportwege blockiert, Hungerkrise droht

Auf den Feldern der Ukraine reifen derzeit 22,48 Millionen Tonnen Brotweizen für die diesjährige Ernte heran. Dies geht aus aktuellen Berechnungen der BayWa Tochter VISTA Geowissenschaftliche Fernerkundung GmbH hervor, die seit 20 Jahren im Bereich der Fernerkundung forscht. Im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen vier Jahre bedeutet das einen Rückgang um 17 Prozent.

Professor Klaus Josef Lutz, Vorstandsvorsitzender der BayWa AG: „Die Daten zeigen, dass eine unterdurchschnittliche Ernte nicht mehr zu vermeiden ist. Das ist vor allem für die Menschen in den ärmsten Ländern eine Katastrophe. Es fehlen rund 20 Millionen Tonnen Weizen am Weltmarkt. Teile der Welt werden hungern. Ohne Öffnung der Häfen wird das Getreide nicht außer Landes kommen. Eine Zwischenlagerung ist unumgänglich, denn die Kapazitäten auf dem Landweg sind keine Alternative.”

Die Ladeleistung eines Schiffes entspricht der von 2.000 Lkw oder 30 Güterzügen. Es fehlt – auch angesichts des Fachkräftemangels – an Ressourcen, die weiten Wege zu den Ostsee- und Schwarzmeerhäfen treiben die ohnehin schon hohen Preise zusätzlich.

Analyse: Transportwege blockiert, Hungerkrise droht

Die Grafik beziffert beispielhaft Entfernungen zu Alternativhäfen und damit verbundene Mehrkosten pro Tonne Getreide.

Grundlage der VISTA Ertragsprognosen sind die Aufnahmen der Satelliten aus dem Copernicus-Raumfahrtprogramm der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. Diese umrunden die Erde in 800 Kilometern Höhe und liefern alle vier bis fünf Tage ein neues Bild. Die Europäische Kommission stellt die Daten für die zivile Nutzung grundsätzlich frei zur Verfügung. Die Spezialisten der VISTA machen sie mit ihren Berechnungsmodellen und Auswertungsmethoden aber erst nutzbar. Für landwirtschaftliche Prognosen werden im VISTA-eigenen Simulations-Modell neben Satellitendaten auch Wetterdaten, Bodenbeschaffenheit und Topografie berücksichtigt. Über 200 Parameter werden simuliert und durch Künstliche Intelligenz optimiert.


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