Das deutsche Agribusiness hat sich im vergangenen Jahr unter dem Eindruck der Corona-Pandemie stabiler erwiesen als andere Branchen. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) und des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness der Universität Göttingen. Die Studie basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis), des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA), des ifo Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München sowie eigenen Berechnungen.
1,7 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr
Laut EY erzielten die Betriebe des Agribusiness im Jahr 2020 einen geschätzten Umsatz von 234,3 Mrd. Euro, Das waren „nur“ rund 1,7 Prozent weniger als im Vorjahr, während die Umsätze des gesamten verarbeitenden Gewerbes in Deutschland auf Grundlage der geschätzten Werte wohl um etwa 9 Prozent auf 1,759 Billionen Euro sanken. Das Agribusiness machte damit im Jahr 2020 rund 13,3 Prozent des Gesamtumsatzes aus und war nach dem Fahrzeugbau die zweitgrößte Branche überhaupt.
In den einzelnen Teilbereichen verlief die Entwicklung laut Studie allerdings unterschiedlich. Mitautor und EY-Partner Dr. Christian Janze stellte zusätzlich fest, dass die Corona-Krise im vergangenen Jahr für einen Boom beim Onlinegeschäft mit Lebensmitteln gesorgt habe. Der Lebensmittelkauf über das Internet habe sich 2020 gegenüber dem Vorjahr mit geschätzten 4,9 Mrd. Euro nahezu verdreifacht. Deutschland liege damit aber immer noch weit hinter anderen Ländern wie beispielsweise Großbritannien, wo 2020 gut 39 Mrd. Euro online mit Lebensmitteln umgesetzt worden seien, bilanzierte Janze.
Nach Einschätzung von Dr. Ramona Weinrich von der Universität Göttingen wird eine stärkere Entwicklung des Online-Lebensmittelhandels hierzulande unter anderem durch die Vorlieben der Verbraucher, ein zu dichtes Filialnetz und zu hohe Versandkosten behindert. Dennoch habe 2020 einen wichtigen Schritt voran für den Online-Lebensmittelhandel markiert, betonte Weinrich.
Fleischwirtschaft unter Druck
Nach den Berechnungen der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft konnte die Ernährungsindustrie als größte Teilbranche des Agribusiness ihren Umsatz 2020 im Vergleich zum Vorjahr geschätzt um 0,5 Prozent auf 186,3 Mrd. Euro leicht steigern und damit einen neuen Höchstwert markieren. Die Molkereiwirtschaft dürfte ihren Jahresumsatz mit rund 29 Mrd. Euro auf dem Rekordniveau des Jahres 2019 gehalten haben, und auch die Landtechnikindustrie wird nach Schätzungen des VDMA mit geschätzten 8,6 Mrd. Euro voraussichtlich stabil auf dem Niveau des Vorjahres verharren.
In der deutschen Fleischwirtschaft wird hingegen für das Gesamtjahr 2020 mit einem Umsatzrückgang um 0,7 Prozent auf 45 Mrd. Euro gerechnet. Dazu hätten neben den Exportstopps wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auch die pandemiebedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens und mehrere Covid-19-Ausbrüche in Schlachtbetrieben beigetragen, erläuterten die Verfasser der Studie.