Zweiten Standort in Karlino eröffnet

Agravis intensiviert seine Aktivitäten auf dem polnischen Markt. Am 24. Juni eröffnete die AGRAVIS Technik Polska eine neue Filiale in Karlino in der Woiwodschaft Westpommern – Das Unternehmen will im nächsten Jahr mit zwei weiteren eigenen neuen Standorten seine Position stärken. Tomasz Kujawski von der eilbote Schwesterzeitschrift atr sprach mit Jörg Sudhoff, dem Vorstandsmitglied der Agravis Raiffeisen AG, und Jörg Denekas, dem Geschäftsführer der Agravis Technik Polska, über die bisherigen Maßnahmen und die Perspektiven.

Agravis Technik Polska: Zweiten Standort in Karlino eröffnet

Der Standort in Karlino auf einem 10.000 Qudratmeter großen Grundstück.

Agravis Technik Polska: Zweiten Standort in Karlino eröffnet

Agravis-Vorstand Jörg Sudhoff (re.) und Jörg Denekas, Geschäftsführer der Agravis Technik Polska Sp.z.o.o., bei der Eröffnung des Standortes Karlino.

Mit der Übernahme des Vertriebs von Fendt und Valtra im Nordwesten Polens im Jahr 2018 hat die Agravis Raiffeisen AG die Aktivitäten ihrer Technik-Gruppe im Nachbarland verstärkt und ausgeweitet.

Jetzt wurde nach rund siebenmonatiger Bauzeit in Karlino der zweite Standort der Agravis Technik Polska Sp.z.o.o. eröffnet. Er ist rund 265 Kilometer vom Gründungs-Standort Koscian entfernt.

In Karlino ist ein moderner Landtechnik-Standort mit einer Grundfläche von knapp 600 Quadratmetern auf einem Grundstück von rund 10.000 Quadratmetern entstanden. Um die zwölf Mitarbeitende werden dort im Bereich Vertrieb, Ersatzteil- und Werkstattservice für die Agravis Technik Polska tätig sein.

Das Unternehmen betreut ein Drittel Polens als Vertriebsgebiet für Fendt und Valtra. „Um den Kunden eine akzeptable Erreichbarkeit zu gewährleisten, haben wir diesen zweiten Standort errichtet“, erklärt Geschäftsführer Jörg Denekas. Im kommenden Jahr sollen zwei weitere Niederlassungen hinzukommen, beide von ähnlicher Größe und Ausstattung wie die in Karlino „Gemeinsam mit unseren Partnerhändlern haben wir dann ein Netz von sieben Standorten und sind in der Fläche gut vertreten“, betont Denekas.

atr: Wie beurteilen Sie nach drei Jahren den Eintritt von Agravis in den polnischen Markt? Wie ist es bisher gelungen, Ihre Zielvorgaben zu erreichen? Inwieweit haben die Besonderheiten des polnischen Landtechnikmarktes, z. B. schwer zu planende Auszahlungen von EPLR-Mitteln (Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum, auf polnisch PROW – Program Rozwoju Obszarów Wiejskich) Erwartungen relativiert?

Jörg Denekas: Die Anfänge waren für uns nicht einfach, weil wir wirklich bei null angefangen sind und den polnischen Markt noch nicht in allen Einzelheiten kannten. Die größte Herausforderung bestand darin, dass wir in einem sehr kurzen Zeitraum Standorte für unsere Verkaufsstellen, Partnerhändler und Mitarbeiter finden mussten, um Kunden in ihrem Gebiet professionell zu bedienen. Meiner Meinung nach haben wir die meisten strategischen Entscheidungen, z. B. bezüglich der Regionen, jetzt getroffen und werden uns nun viel schneller entwickeln als in der Anfangsphase.

Innerhalb der ersten zwei Jahre waren die von uns gesetzten Ziele vielleicht zu anspruchsvoll, aber jetzt beschleunigt sich unsere Entwicklung deutlich. Schritt für Schritt sammeln wir Erfahrungen bei unseren Aktionen und in den lokalen Märkten. Im nächsten Jahr eröffnen wir zwei weitere Filialen: in Potęgowo in Pommern und zwischen Turek und Kalisz in Großpolen – bald starten wir mit diesen Bauvorhaben.

Unsere Aktivitäten umfassen auch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnerhändlern: Die Firmen Mar-Mar und Rolbud – im Bereich Verkauf und Service – sowie Firma Agrom, die unser Servicepartner ist. Derzeit konzentrieren wir uns vor allem auf den Verkauf von AGCO Maschinen. Mit Väderstad und Maschio Gaspardo kooperieren wir seit vielen Jahren auf dem deutschen Markt – mit Erfolg. Aus diesem Grund erschien uns die Wahl dieser Partner auch in Polen selbstverständlich. Im Moment ist unser Angebot komplett, wir sind aber offen für weitere Firmen. In der Zukunft werden wir unser Angebot bestimmt erweitern.

In Polen liefert die Agravis-Gruppe nicht nur neue Landtechnik, sie ist auch ein bedeutender Player auf dem Gebrauchtmaschinen- und After-Sales-Markt. Wie sind die Tätigkeitsbereiche gewichtet?

Denekas: Unsere Umsatzaufteilung ähnelt der anderer Unternehmen unserer Branche mit einer fundierten Marktposition in Polen – der Neumaschinenverkauf bringt ca. 75 Prozent der Erträge, 10 Prozent stammen aus dem Verkauf von gebrauchten Maschinen, weitere 15 Prozent machen Ersatzteile und Service aus. Im ersten Schritt konzentrierten wir uns in Polen mit unseren Geschäftspartnern auf den Aufbau einer starken Position im Bereich von Neumaschinen, in den nächsten Schritten erweitern wir unser Angebot um gebrauchte Geräte. Es kommt natürlich vor, dass wir gebrauchte Maschinen von Landwirten in Zahlung nehmen – diese Möglichkeit bietet Agravis immer. Wir stellen aber fest, dass polnische Landwirte häufiger eine Maschine auf eigene Faust vermarkten. In Deutschland entscheiden sich 90 Prozent unserer Kunden beim Neukauf für die Inzahlungnahme ihrer Maschine. Dann freut sich der Kunde über die neue Maschine und hat kein Problem mit dem Verkauf der alten. In Polen werden wir auch diesen Zweig weiter entwickeln.

Wie ist die Position von Agravis auf dem deutschen Heimatmarkt im Bereich Verkauf von neuen und gebrauchten Landmaschinen?

Jörg Sudhoff: Unsere Position auf dem deutschen Markt ist sehr gut und stabil. Heutzutage verfügen wir über ca. 120 Verkaufsstellen, gelegen vor allem in der Nordhälfte des Landes, zwischen den Niederlanden und Polen. Unsere Serviceumsätze und Verkaufserlöse von Ersatzteilen entwickeln sich positiv. Eine weitere Stärke ist das Gebrauchtmaschinengeschäft – hier sind wir inzwischen ein wesentliche Player in Europa.

Der Eintritt in den polnischen Markt ist ein Beispiel, dass Agravis ihre Aktivitäten auf andere wichtige europäische Märkte erweitert. Welche dieser Märkte sind für die Agravis perspektivisch wichtig?

Sudhoff: Unser größter Markt ist natürlich Deutschland – daneben konzentrieren wir uns zunächst auf den polnischen Markt, um hier eine starke Position aufzubauen. Im Verkauf von neuen AGCO Maschinen haben wir die an Deutschland angrenzenden Länder im Blick.

In Europa aber auch in der ganzen Welt ist die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Maschinen aktuell sehr hoch. Inwieweit sind Verfügbarkeit und Liefertermine für die Agravis ein Thema?

Sudhoff: Diesbezüglich ist die Situation in Europa für die gesamte Branche schwierig. Lieferketten kommen infolge der Corona-Pandemie an ihre Grenzen. Dies führt zu längeren Lieferzeiten als wir es in der Vergangenheit gewohnt waren. Wir gehen davon aus, dass uns diese Situation noch einige Zeit begleiten wird. Insgesamt führt dies aktuell zu einer Reduktion der Bestände.

Analysen beschreiben einen steigenden europäischen Landtechnikmarkt. Wie lange wird Ihrer Meinung nach diese Hausse noch andauern? Was ist in den nächsten zwei bis drei Jahren zu erwarten?

Sudhoff: Ich meine, Landwirtschaft hat Zukunft! Sie wird daher ein stabiler Wirtschaftszweig bleiben. Deshalb sehe ich aber nicht, dass die Anzahl der Maschinen in den nächsten Jahren plötzlich steigt. Ich sehe vielmehr einen Trend zu größeren, effizienteren und spezialisierten Maschinen. Dies ist besonders sichtbar in Mittelosteuropa, wo noch viel bei der Ausstattung der Bauernhöfe mit Maschinen zu tun ist. GPS und Lösungen der Präzisionslandwirtschaft sind heute in neu verkauften Maschinen schon Standard. Die Gesamtzahl der verkauften Maschinen ändert sich zukünftig nicht wesentlich – vielleicht wird sie durch Unterschiede zwischen den Leistungsklassen sogar ein bisschen sinken. Die Technik wird aber effizienter und genauer, was den Landtechnikmarkt zukünftig global wertmäßig steigert.


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