Millionen-Betrug im russischen Krasnodar

Der ehemaliger Geschäftsführer des 2009 errichteten Futtermittelwerks bei Krasnodar soll die Zentralgenossenschaft um 40 Millionen Euro erleichtert haben.

Agravis: Millionen-Betrug im russischen Krasnodar

Die Agravis-Gruppe ist seit 2004 in Russland aktiv.

Der Agravis-Konzern ist offenbar von einem ehemaligen Geschäftsführer eines firmeneigenen Futtermittelwerks in der Nähe von Krasnodar im Süden Russlands über mehrere Jahre hinweg um insgesamt 40 Mio. Euro geprellt worden. Wie „Spiegel Online“ am Dienstag vergangener Woche (17.7.) berichtete, nutzte der ehemalige Leiter des Russlandgeschäfts und Geschäftsführer der Futtermittelsparte von Agravis, Konrad Falk, dabei ein Netz von eigenen Firmen und eine überhöhte Pacht für das Agravis-Werk. Als Informationsquellen gibt das Online-Magazin Mitarbeiter und ein Aufsichtsratsmitglied von Agravis an. Falk habe seine Karriere Anfang der Neunzigerjahre in einem deutschen Futtermittelwerk der Agravis begonnen. Durch „einflussreiche Unterstützer“ sei er bis zum Leiter des Russlandgeschäfts aufgestiegen. Das Agravis-Futtermittelwerk habe er mit einem Geflecht eigener Firmen umgeben, die teilweise „Agravis“ im Namen getragen hätten, schreibt Spiegel Online.

Außerdem sei er Eigentümer des Grundstücks in Russland gewesen, auf dem das Agravis-Werk 2009 gebaut worden sei. Für die Nutzung soll er von dem Konzern eine monatliche Pacht von mehr als 30 000 Euro verlangt haben. Das entsprach einer Agravis-Mitarbeiterin zufolge dem Dreifachen des ortsüblichen Preises. Die Zusammenhänge seien erst 2015 durch einen Anwalt aufgedeckt worden, berichtete das Magazin weiter. Im Dezember desselben Jahres habe Agravis das Werk „zurückerobert“. Unter einem neuen Direktor seien im Jahr 2016 erstmals schwarze Zahlen geschrieben worden.

Agravis nimmt vorsichtig Stellung

Die von Spiegel Online genannte Schadenssumme kommentierte Agravis gegenüber Agra-Europe mit Verweis auf laufende Gerichtsverfahren nicht. Allerdings bestätigte ein Firmensprecher, dass fast die komplette Führungsebene in Russland ausgetauscht worden sei. Außerdem habe man die konzernweit geltenden Compliance-Regeln weiterentwickelt. Die Gruppe sei seit 2004 in Russland aktiv und habe in den Folgejahren eine Mischfutterproduktion in Novoaleksandrowsk aufgebaut. Im Ein- und Verkauf habe man dort vor allem mit Unternehmen in Geschäftsbeziehungen gestanden, die mittelbar oder unmittelbar einer schweizerischen Treuhandgesellschaft gehört hätten.

Seit Mitte 2015 habe es Hinweise gegeben, dass ein leitender Agravis-Mitarbeiter Mehrheitsgesellschafter dieser Gesellschaft gewesen sei, so der Sprecher. Außerdem habe sich herausgestellt, dass alle das Mischfutterwerk umgebenden Grundstücke einschließlich der Zu- und Abfahrten im Besitz eines Unternehmens gewesen seien, das ebenfalls mehrheitlich einem leitenden Agravis-Mitarbeiter gehört habe. Inzwischen befinde sich das Futtermittelwerk in Novoaleksandrowsk einschließlich aller notwendigen Zu- und Abfahrten vollständig im Eigentum der Agravis. An diesem Standort würden jährlich rund 60 000 t Mischfutter für den regionalen Markt produziert - mit steigender Tendenz. (AgE)


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