Klöckner will mehr Vielfalt und weniger Pflanzenschutz

Ministerin stellt Diskussionspapier „Ackerbaustrategie 2035“ vor – Fünfgliedrige Fruchtfolgen auf jedem Betrieb – Pflanzenschutzmitteleinsatz deutlich reduzieren – Ausgeglichene Humusbilanz erreichen

Einen Wegweiser für die Entwicklung der pflanzlichen Erzeugung in den kommenden Jahren verspricht sich das Bundeslandwirtschaftsministerium von seiner Ackerbaustrategie, die Ressortchefin Julia Klöckner Ende Dezember in Berlin vorgestellt hat. Zu den Kernpunkten zählt Klöckner eine Erweiterung der Kulturpflanzenvielfalt auf dem Acker. Ziel sei die Etablierung von mindestens fünfgliedrigen Fruchtfolgen auf jedem Betrieb bis Mitte des nächsten Jahrzehnts. Als eine wesentliche Voraussetzung nannte die Ministerin, Märkte für zusätzliche Ackerkulturen zu erschließen: „Die Vielfalt muss im Supermarkt ankommen.“ Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel soll laut Klöckner bis 2035 „deutlich reduziert“ werden, die Düngung „bedarfsgerecht“ erfolgen. Ein Schwerpunkt soll auf den Erhalt und die Erhöhung des Humusgehalts im Boden gelegt werden. Ziel sei es, „auf allen Ackerböden weniger Humus zu verlieren als hinzuzugewinnen“.

Mehr Möglichkeiten für die Gentechnik

Mit Nachdruck sprach sich Klöckner für Offenheit gegenüber neuen molekularen Züchtungstechniken aus. Diese seien eine Antwort auf die notwendige Lösung von Zielkonflikten, indem sie die Bereitstellung klimastabiler und schädlingsresistenter Sorten erleichterten. „Wir müssen raus aus den ideologischen Gräben“, so Klöckner zu der kontroversen Diskussion über neue Züchtungsmethoden wie CRISPR/Cas. In Politik und Verbänden löste die Ackerbaustrategie ein unterschiedliches Echo aus. Vertreter der Agrarwirtschaft äußerten sich zufrieden. Umweltverbände kritisierten eine fehlende Verbindlichkeit.

Folgenabschätzungen vornehmen

Klöckner machte indes deutlich, dass sie zur Erreichung der Ziele auf Freiwilligkeit statt auf ordnungsrechtliche Vorgaben setzt. Es gehe darum, bei der Umsetzung von Maßnahmen Anreize zu geben und Unterstützung zu leisten. Wichtig sei es, im Einzelfall Folgenabschätzungen vorzunehmen. Mit der Ackerbaustrategie trage die Bundesregierung einem Auftrag aus dem Koalitionsvertrag Rechnung, erläuterte Klöckner und bekräftigte die Federführung ihres Ministeriums. Die Vorlage, die ausdrücklich als Diskussionspapier gekennzeichnet ist, soll in den kommenden Monaten mit den anderen Bundesressorts sowie insbesondere den beteiligten Verbänden beraten werden.

Ob das Kabinett im Ergebnis die Ackerbaustrategie beschließen wird, ließ die Ministerin offen. Neben sechs Leitlinien benennt die Ackerbaustrategie zwölf Handlungsfelder. Neben dem Bodenschutz, einer Erhöhung der Kulturpflanzenvielfalt und einer verbesserten Düngeeffizienz sind dies unter anderem eine Stärkung des Integrierten Pflanzenschutzes, eine Pflanzenzüchtung mit dem Ziel, widerstandsfähiger und standortangepasster Sorten, die Nutzung der Digitalisierung, die Sicherung von Biodiversität in der Agrarlandschaft sowie die Entwicklung klimaangepasster Anbaukonzepte. Für jedes Handlungsfeld sind in der Strategie die Ausgangslage, Problemstellung, Zielkonflikte und Ziele benannt. Dazu sind insgesamt rund 50 konkrete Maßnahmen für die Umsetzung beschrieben.


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