Sorge vor dem „Stand Still“ in der Landwirtschaft

In ASP-gefährdeten Gebieten ist die landwirtschaftliche Nutzung verboten

Afrikanische Schweinepest: Sorge vor dem „Stand Still“ in der Landwirtschaft

Der Jagddruck auf Wildschweine steigt. Durch Maishäckseln geht Deckung verloren.

Die Nachrichten aus dem brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald verunsichern Landwirte im gesamten Bundesgebiet. Nach dem Aufflackern der Afrikanischen Schweinepest – ASP – wurden in diesem Landkreis umfassende und einschneidende Beschränkungen für die Landwirtschaft erlassen. „Bei uns sind jetzt 35.000 Hektar Fläche betroffen“, so ein Landwirt über den „Stand Still“ in der betroffenen Region, „hier geht jetzt nichts mehr“.

Betretungsverbote

In den gefährdeten Gebieten der Landkreise Dahme-Spreewald, Oder-Spree und Spree-Neiße ist die Nutzung der land- und forstwirtschaftlichen Flächen komplett untersagt. Diese Betretungsverbote betreffen nicht nur die Maisernte, sondern auch die Aussaat für die kommende Saison. Das Ziel dieser Maßnahmen besteht darin, vermeintlich infizierte Wildschweinrotten nicht in andere Regionen zu vertreiben und die gefährdeten Gebiete auf diese Weise unnötig auszudehnen. Stattdessen werden die betroffenen Gebiete mit speziellen Zäunen abgeriegelt und die darin befindlichen Wildschweine erlegt. Diese Zäune werden gerade unter Hochdruck aufgestellt.

Rinderhalter fürchten um Maisernte

Es sind derzeit vor allem die Rinderhalter in den umliegenden Landkreisen, die sich vor einer Ausdehnung der Nutzungverbote fürchten. Es hätte fatale Folgen für die Futtergrundlage auf den Betrieben, wenn Mais aufgrund der Schweinepest nicht oder nur verzögert eingefahren werden könnte. Die Sorge besteht aber auch bei Landwirten in anderen Bundesländern. Aus Ministeriumskreisen ist zu hören, dass eine direkte Ausweitung der Seuche direkt aus den Landkreisen an der deutsch-polnischen Grenze in Richtung Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen eher unwahrscheinlich ist und ggf. nur zeitverzögert erfolgen würde. „Wildschweine sind eher standorttreu“, heißt es, „da ist eine Übertragung über das sprichwörtliche Wurstbrot aus einem Lkw-Fenster wahrscheinlicher“. Andererseits soll die Seuche bereits seit einigen Wochen unerkannt in den deutschen Revieren präsent gewesen sein – und das Virus zeigt sich widerstandsfähig.

Mais früher ernten?

Vor diesem Hintergrund wird unter Landwirten diskutiert, ob ein vorzeitiges Abernten der Silomaisflächen Sinn macht. „Landwirte beobachten die Situation sehr aufmerksam“, so Dr. Hartmut Matthes, Geschäftsführer des Bundesverband Lohnunternehmen e.V., „es wird schon darauf geachtet, dass erntereife Bestände zügig gehäckselt und eingefahren werden“. Von Panik oder Unruhe könne aber nicht die Rede sein: „Sicherlich werden im Bedarfsfall auch Erntemaschinen zusammengezogen, um die Kapazitäten noch besser auszulasten. Letztlich muss der Mais aber die notwendige Reife erreicht haben, um geerntet werden zu können.“

 


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