„Weniger Pflanzenschutz bringt nicht mehr Biodiversität“

Die Regulierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes ist dem Göttinger Agrarwissenschaftler Prof. Andreas von Tiedemann zufolge „die falsche Stellschraube“ zur Sicherung der Biodiversität.

„Pflanzenschutzmittel beeinträchtigen zwar die Individuenzahl einer Schadorganismenpoplulation, gefährden aber nicht die Existenz einer Art“, sagte der Leiter der Abteilung für Pflanzenpathologie und -schutz am Department für Nutzpflanzenwissenschaften in Göttingen, Prof. Andreas von Tiedemann, bei der öffentlichen Anhörung zum Thema Pflanzenschutz im Ernährungsausschuss des Bundestages. Seinen Angaben zufolge ist ein unmittelbar durch Pflanzenschutzmitteleinsatz verursachter Artenverlust auf Behandlungsflächen nicht belegt; auf Nichtzielflächen sei er auszuschließen. Wirkungsvoller für den Biodiversitätsschutz sei stattdessen die Sicherung von Lebensräumen in der Agrarlandschaft. Den Brüsseler Verordnungsvorschlag zur Einschränkung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes kritisierte von Tiedemann als „wissenschaftlich nicht begründbar“.

Der Phytomediziner plädierte für die Entwicklung alternativer Pflanzenschutzverfahren, warnte aber vor Euphorie. Dies gelte insbesondere für biologische Pflanzenschutzmittel und die Robotik. Deutlich interessanter seien die aktuellen Entwicklungen in der Biotechnologie. von Tiedemann bezeichnete die neuen Züchtungsmethoden als wichtiges Innovationsfeld, das seiner Auffassung nach nicht länger durch eine unklare Rechtslage blockiert werden dürfe. Gleichzeitig dürfe auch hier nicht außer Acht bleiben, dass es selbst nach einer Beseitigung rechtlicher Hürden in der EU noch Jahre dauern würde, bis Züchtungsergebnisse vorliegen. Zudem könnten auf diese Weise gezüchtete Sorten zwar den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel reduzieren, ihn jedoch keinesfalls ersetzen. 


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