Karawane der Landtechnikaussteller zieht weiter

Als am 8. Dezember die DeLuTa zu Ende ging, markierte sie das Ende eines fünfwöchigen Messemarathons der Landtechnik in Westeuropa von Italien bis Dänemark – Aussteller fühlen sich überfordert und stiegen teilweise aus

Rückblick auf einen heißen Messeherbst: Karawane der Landtechnikaussteller zieht weiter

Auf den Messen konnte man vielerorts volle Gänge beobachten, so wie hier auf der EIMA in Bologna.

Den Reigen eröffnete am 6. November die SIMA in Paris. Schon in der Vorcoronazeit war den französischen Messeveranstaltern deutlich geworden, dass ihr traditioneller Termin Ende Februar/Anfang März nicht mehr zeitgemäß war – zu spät für Investitionsentscheidungen. Außerdem hielten sich immer mehr Hersteller mit Neuheitenpräsentationen bis zur im Herbst folgenden Agritechnica zurück.

Der neue Novembertermin war so dicht an den der traditionell um diese Zeit stattfindenden EIMA im italienischen Bologna gelegt, dass sich beide internationale Messen sogar um einen Tag überschnitten. Branchengrößen, aber auch kleinere Hersteller hatten schon im Vorfeld mit ihrer Absage reagiert. Die SIMA musste in der Folge die Ausstellungsfläche deutlich von sechs auf vier Hallen reduzieren, und selbst in diesen waren nicht alle Flächen belegt. Entsprechend sank auch die Zahl der Eintritte – von 230.000 im Jahr 2019 auf jetzt nur noch 153.000. Und das ausgerechnet im einhundertsten Jubliäumsjahr der Pariser Landtechnikausstellung. Trotz allem, die Aussteller waren zufrieden, Frankreich ist der größte Landtechnikmarkt Europas. Die Bauern haben eine gute Ernte eingefahren und die Erzeugerpreise sind außerordentlich hoch. „Mehr Klasse als Masse“, so der Tenor der Aussteller.

Mehr als doppelt so viele Besucher wie die SIMA konnte das italienische Pendant, die EIMA in Bolgna, begrüßen. 327.000 Eintritte verzeichneten die Veranstalter, über 57.000 Gäste kamen aus dem Ausland. Das sind nochmals deutlich mehr als im bisherigen Rekordjahr 2018. Nicht nur die internationalen Konzerne präsentierten hier ihre Neuheiten. Wie immer waren die vielen italienischen Hersteller mit ihrer Vielfalt an spezieller Technik – auch für Sonderkulturen – kompett vertreten.

Die EuroTier: Messe für Experten

Kaum waren die Messetore in Bologna geschlossen, öffneten diese am 15. November für die EuroTier in Hannover. Diese Veranstaltung nimmt eine absolute Sonderstellung im landwirtschaftlichen Messewesen ein. Zielgruppe sind ausschließlich Tierhalter und Betreiber von Biogasanlagen (auf der parallel stattfindenden EnergyDecentral). Diese von der Politik und gesellschaftlichen Strömungen verunsicherte Zielgruppe für einen Ausstellungsbesuch zu überzeugen, ist zur Zeit besonders schwierig. Entsprechend sank die Zahl der Eintritte von 155.000 (2018) auf 106.000, davon kamen 39 Prozent aus dem Ausland, ein extrem hoher Wert. Aussteller und Besucher hätten sich „sehr zufrieden“ gezeigt, so die DLG als Veranstalter.

Nationalmessen stabil

Stabile Besucherzahlen verzeichneten die Veranstalter der nationalen Landwirtschaftsmessen in den Nachbarländern, die Ende November/Anfang Dezember stattfanden. Die Agraria Wels (Österreich) konnte über 83.000 Gäste empfangen. Die für die Alpenrepublik erstaunlich hohe Zahl erklärt sich damit, dass hier eine Verbrauchermesse mit eingebunden ist.

Die Agrama in Bern (Schweiz) verkaufte ebenso wie bei der letzten Veranstaltung (2018) 50.000 Eintritte. Ein beachtenswerter Erfolg, denn viele Importeure der großen Marken nahmen nicht teil. Dafür standen aber diverse intelligente Neuheiten kleinerer nationaler Hersteller umso mehr im Rampenlicht.

Unverändert auch die Resonanz der Agromek im dänischen Herning. 40.000 Besucher – davon auch viele aus Schweden, Norwegen und Finnland – kamen auf das in der Mittte Jütlands gelegene Messegelände. Auch für die Agromek gilt traditionell: Nicht die Stände der Konzerne dominieren, sondern die der vielen skandinavischen Hersteller, die auf den internationalen Messen eher etwas abseits stehen. Und gerade bei denen lässt sich viel praxisorientierte Technik entdecken.

Speziell für Werkstätten

Die erfolgreiche Etablierung eines ganz neuen Formats ist dem Großhändler Granit gelungen: Die Parts & Service World 2022 (PSW), die vom 25. bis 27. November in Kassel stattfand, konnte 210 Aussteller – Hersteller und Lieferanten von Granit – und 15.000 Besucher aus Landmaschinenwerkstätten begrüßen. In zwei Jahren soll die PSW wieder stattfinden.

DeLuTa – exklusiv für Lohnunternehmer

Den Abschluss des 2022er Messereigens bildete die DeLuTa (Deutsch Lohnunternehmertage) in Bremen. Diese Veranstaltung des Lohnunternehmerverbandes ist nur mit vorheriger Registrierung von Mitgliedern und deren Mitarbeitern zugänglich und hat damit ihren ganz eigenen Charakter. Die Standgrößen sind beschränkt und wirken dadurch eher bescheiden. Dem Geschäftserfolg steht dieses aber nicht im Weg, wie die Aussteller einhellig betonen. Der Erfolg liest sich auch an der steigenden Besucherzahl ab: 12.000 hatten sich registrieren lassen, nach 8.000 zur letzten Veranstaltung im Jahr 2018.

Ausblick auf 2023

Als kurzes Fazit lässt sich ziehen: Die Stimmung der Aussteller war auf allen Messen positiv bis sehr positiv, einige neigten sogar zur Euphorie: „Die besten Jahre liegen noch vor uns!“ Fakt ist, die Auftragsbücher sind bis weit in das Jahr 2023 noch gut gefüllt, Klagen über gestörte Lieferketten hört man weiter, sie werden aber leiser. Die Landtechnik-Karawane zieht weiter, und jetzt auch wieder – ohne Corona – die der Messeveranstalter.


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