Deutschland mit 21,4 Milliarden Euro Negativsaldo

Der Nettotransfer der Bundesrepublik an die Europäische Union übertrifft den Etat des Bundesforschungs- ministeriums – Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft – Zehn Nettozahlern standen im vergangenen Jahr 17 Nettoempfänger gegenüber – Polen der größte Nutznießer – Pro Kopf erhielten aber die Litauer und Esten netto den höchsten Betrag

Deutschland ist mit weitem Abstand der größte Nettozahler unter den EU-Mitgliedstaaten. Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft (iwd) zahlte die Bundesrepublik im vergangenen Jahr 21,409 Mrd. Euro mehr in den EU-Haushalt ein als daraus bezogen wurde. Zum Vergleich: Der Etat des Bundesforschungsministeriums betrug 2021 knapp 20 Mrd. Euro.

Es folgte Frankreich mit einem Nettosaldo von 10,946 Mrd. Euro, dahinter die Niederlande mit 4,076 Mrd. Euro und Schweden mit 2,493 Mrd. Euro. Ebenfalls zu den Nettozah-lern zählten Dänemark, Italien, Österreich, Belgien, Finnland und Irland, wobei sich der Beitrag dieser Mitgliedstaaten im Jahr 2021 zwischen 441 Mio. Euro im Falle Irlands und knapp 1,48 Mrd. Euro im Falle Dänemarks und Italiens bewegte.

Den insgesamt zehn Nettozahlern standen im vorigen Kalenderjahr 17 Nettoempfänger gegenüber. Unangefochten an der Spitze stand Polen, das 12,924 Mrd. Euro mehr aus dem Brüsseler Haushalt bezog, als es einzahlte. Zwischen 4,171 Mrd. Euro und 4,682 Mrd. Euro belief sich der positive Nettosaldo für Rumänien, Ungarn und Griechenland. Spanien erhielt 3,429 Mrd. Euro mehr aus dem EU-Etat, als es nach Brüssel überwies. Ebenfalls auf einen Betrag von mehr als 3 Mrd. Euro kamen Tschechien und Portugal. Im Falle Litauens, Kroatiens, der Slowakei und Bulgarien, reichte der Transfer von 1,637 Mrd. Euro bis 1,868 Mrd. Euro. Zu den Nettoempfängern gehört auch das wohlhabende Luxemburg. Bei der Berechnung der Nettosalden nutzte das iwd den Ansatz, den früher auch die Europäische Kommission angewandt hat. Neben Zöllen blieben auch die Verwaltungsausgaben – dies betrifft vor allem Belgien und Luxemburg – außen vor. Würden diese einbezogen, würde Belgien wegen der EU-Institutionen zu einem der größten Nettoempfänger.

Brexit für Berlin sehr teuer

Im Vergleich von 2021 zu 2020 fällt laut dem Institut der deutschen Wirtschaft auf, dass Deutschland zuletzt erheblich mehr gezahlt hat, nämlich 21,4 Mrd. Euro statt „nur“ 15,5 Mrd. Euro im Vorjahr. Das lag vor allem am Brexit: Weil das Vereinigte Königreich aus der EU austrat, mussten andere Staaten dessen Anteil am EU-Budget übernehmen. In erster Linie war das Deutschland. Der Anteil der Bundesrepublik am Bruttonationaleinkommen, an dem sich die Geldflüsse an den EU-Haushalt hauptsächlich orientieren, stieg von 21,9 % im Jahr 2020 auf 25,4 % im vorigen Jahr.

Auch pro Kopf betrachtet lag Deutschland bei den Geldabflüssen in Richtung EU 2021 an der Spitze. Dem idw zufolge transferierte jeder Einwohner im Schnitt 258 Euro netto nach Brüssel. Dicht dahinter folgten die Dänen mit 253 Euro und danach die Schweden mit 240 Euro sowie die Niederländer mit 233 Euro. Das meiste Geld im Mittel bekamen auf der anderen Seite die Litauer und Esten, und zwar 586 Euro und 563 Euro.

Im Zeitverlauf zeigt sich laut idw bei der Pro-Kopf-Betrachtung, dass die Nettozahler immer mehr Geld an die EU transferieren.


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