Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat seine Forderung bekräftigt, den Verordnungsvorschlag der EU-Kommission zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) grundlegend zu überarbeiten.
Anlass war ein am 9. Mai vorgestelltes Gutachten der Fachhochschule Südwestfalen in Soest über die ökonomischen Folgen eines Verzichts von chemischen Pflanzenschutzmitteln, das der DBV in Auftrag gegeben hatte. Sollte das ursprünglich von der Kommission vorgeschlagene Totalverbot von Pflanzenschutzmitteln in „sensiblen Gebieten“ kommen, wäre klassischer Acker-, Obst-, Gemüse- und Weinbau in Schutzgebieten unmöglich, fasste der DBV die Ergebnisse zusammen.
Ein allgemeiner Verzicht würde den Gutachtern zufolge Ertragseinbußen, teils erhebliche Einkommensminderungen der landwirtschaftlichen Betriebe sowie ein verändertes Anbauspektrum zur Folge haben.
„Das Gutachten macht deutlich, dass die EU-Kommission mit ihren weltfremden Plänen zur Pflanzenschutzmittelreduktion nicht nur die Existenz zahlreicher landwirtschaftlicher Betriebe massiv gefährdet, sondern auch die sichere Nahrungsmittelversorgung in Europa leichtfertig aufs Spiel setzt“, kommentierte DBV-Präsident Joachim Rukwied die Resultate. Die deutschen Bauern stünden nach wie vor zu dem Ziel, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln „so weit wie praktisch möglich zu reduzieren“ und hätten in den vergangenen Jahren bereits „erhebliche Fortschritte“ erzielt, betonte Rukwied.
Keine pauschalen Reduktionziele
Allerdings lehne der DBV nach wie vor pauschale Reduktionsziele und Komplettverbote ab. Dies ist aus Sicht des Bauernpräsidenten „der gänzlich falsche Ansatz“. Das verteidigte Rukwied jetzt auch in Straßburg, wo er einigen Mitgliedern des EU-Parlaments das Gutachten vorstellte und die Position des Verbandes untermauerte.
Viele Verlierer und nur ein Gewinner
Im Gutachten haben die Sachverständigen die Auswirkungen eines Pflanzenschutzmittelverzichts für Betriebe im Bereich Ackerbau, Futterbau sowie Gemüsebau kalkuliert. „Auf den guten Ackerbaustandorten sind die Einkommensminderungen bei den wirtschaftlich starken Früchten Kartoffeln, Raps, Zuckerrüben und Weizen am höchsten“, erklärte der Verfasser Prof. Friedrich Kerkhof.
Vor allem der Kartoffelanbau würde an Attraktivität verlieren, da er sich ohne Fungizide wirtschaftlich nicht mehr lohnen würde. Laut den Berechnungen würden die Einbußen pro Hektar beim Winterraps 427 Euro, beim Winterweizen 360 Euro und bei den Zuckerrüben 345 Euro betragen. Mais hingegen könnte profitieren: Durch geringere Ertragseinbußen würde der Anbau ausgeweitet werden.
Auf Standorten mit einem niedrigen Ertragspotential sei Ackerbau ohne chemischen Pflanzenschutz bei gegebenen Erzeugerpreisen wirtschaftlich nicht tragfähig, so die Autoren. Nur mit einer Betriebsprämie könnte hier noch rentabel angebaut werden.
Beim Futterbau käme es darauf an, ob die Grundfutterknappheit innerbetrieblich kompensiert werden könne; nur in dem Falle wären die Verluste gering. Im Gemüseanbau steige wiederum das Anbaurisiko durch Schädlinge und Schadpilze erheblich an. Der Anbau vieler Gemüsearten könnte dadurch aufgegeben werden, heißt es im Gutachten.
Für den agrarpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, dokumentiert die Studie die dramatischen Auswirkungen des Brüsseler SUR-Vorschlags, sollte dieser in der vorliegenden Fassung umgesetzt werden. „Die SUR führt zu niedrigeren Ernten und erhöht unsere Import- abhängigkeit“, warnte Stegemann.