Als historisch wertet die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) den Anfang Februar erzielten Tarifabschluss für die Landwirtschaft in Ostdeutschland. „33 Jahre nach der Wiedervereinigung haben wir endlich gleiches Einkommen in Ost und West für die Beschäftigten in der Landwirtschaft“, erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende der IG BAU, Harald Schaum. Der Gewerkschafter nannte die Einigung mit den Landesverbänden-Ost des Gesamtverbandes der deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände (GLFA) überfällig.
Der neue Tarifvertrag gilt rückwirkend ab 1. Oktober 2022. Er hat eine Laufzeit bis Ende 2023. Er sieht vor, dass Facharbeiter in Ost und West mit 14,50 Euro die Stunde, Meister mit 16,50 Euro entlohnt werden. Für die einzelnen Ost-Länder bedeute der Abschluss teilweise große Lohn-Sprünge nach oben. Nach IG BAU-Angaben wurde das Einkommen in Sachsen-Anhalt um 27,7 % erhöht, in Thüringen um 22,7 %, in Brandenburg und Berlin um 21,4 %, in Sachsen um 21,2 % und in Mecklenburg-Vorpommern um 9,0 %. Zusätzlich erhalten die Beschäftigten eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 350 Euro. Auszubildende bekommen im dritten Lehrjahr jetzt 1.000 Euro. Damit seien die Ausbildungsvergütungen im Osten im Schnitt um 25 % angehoben worden.
„Diese enormen Einkommenssteigerungen können sich sehen lassen, belasten doch die hohe Inflation und die stark gestiegenen Energiekosten die Haushalte der Familien über Gebühr“, erklärte Schaum. Seinen Angaben zufolge sind in Ostdeutschland rund 74.500 Frauen und Männer in der Landwirtschaft beschäftigt, in Gesamtdeutschland etwa eine Viertelmillion.